Die geprügelte Generation

Bei Recherchen zum Blog stieß ich auf das Buch “Die geprügelte Generation” von Ingrid Müller-Münch.
Hoppla, das kam mir dann doch bekannt vor!
Die Prügelstrafe war in unserer Schule durchaus noch normal. Zwar wurde nicht von jeder Lehrkraft geschlagen, aber ich erinnere mich zumindest an einen Lehrer und eine Lehrerin.
Zu Hause blieb ich als Kind, von ein paar Klappsen auf den Po abgesehen, von Prügeln verschont. Brav wie ich war, gab es wohl auch nicht viel Anlass. Das änderte sich mit dem Einsetzen der Pubertät, die bei mir schon recht früh begann. Jedes “Nicht-Wohlverhalten” führte zu Bestrafung.
Die meisten unserer Generation werden ähnliche, oft auch schlimmere Erfahrungen gemacht haben.
Aktueller denn je ist das Thema durch die Aussage von Papst Franziskus während einer Generalaudienz Anfang Februar. Aus seiner Sicht ist das Schlagen von Kindern in Ordnung, solange die Würde nicht verletzt werde. In einer Stellungnahme äußerte der Vatikanvertreter, der Papst habe nicht über Gewalt und Grausamkeit gegenüber Kindern gesprochen, sondern vielmehr darüber, Kindern zu Wachstum und Reife zu verhelfen. Das macht es meines Erachtens auch nicht besser.
In den 50er- und 60er Jahren fühlten sich die Eltern im Recht, wenn sie ihre Kinder prügelten. Das möchten wir alle nicht wieder haben.
Ingrid Müller-Münch zeichnet in ihrem Buch ein Portrait der Wirtschaftwunder-Generation und macht deutlich, wie wichtig es ist, sich mit dieser Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Dabei haben mich die vielen Fallbeispiele zutiefst berührt. Fast neigte ich beim Lesen dazu zu sagen: “Bei mir war es ja harmlos.” Aber das ist natürlich nicht richtig. Das Gefühl, den Eltern nicht genügt zu haben und nicht anerkannt zu werden, hat Spuren hinterlassen und sehr lange an meinem Selbstwertgefühl genagt.
Das Buch ist einfach großartig und, wie ich meine, Pflichtlektüre für unsere und vor allem für die nachfolgende Generation.

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