Heiligabend – Tradition gestern und heute – Teil 1

Traditionen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Sie geben uns Halt in unruhigen Zeiten. Weihnachten ist die Zeit, die bei uns in Deutschland am traditionellsten gefeiert wird. In jeder Familie wird auf andere Weise gefeiert und meist ändert sich daran einiges, wenn wir selbst erwachsen geworden sind.

In meiner Kinderzeit bescherte noch das Christkind. St. Nikolaus kam zusammen mit Knecht Rubrecht (für die bösen Kinder) am 6. Dezember. Der Weihnachtsmann, eine Erfindung von Coca Cola, war noch nicht zu uns übergeschwappt. Das ist eine Sache, in der ich altmodisch bin. Ich weigere mich bis heute das Christkind aufzugeben.

Also, das Christkind kam am Heiligen Abend und brachte die Geschenke (Punkt). Für die Gestaltung dieses Abends war Papa zuständig. Schon am Vormittag wurde der Fernseher – es gab üblicherweise nur einen – in der Küche angeschlossen, damit das Kind nicht quengelte. Gegen Mittag schob er Hähnchen in den Backofen – unser traditionelles Essen an diesem Abend. Auch dafür war Papa zuständig. Anschließend verschwand er erst einmal im Wohnzimmer. Die Tür wurde abgeschlossen und alles war äußerst geheimnissvoll.

Bis zu meinem 8. Lebensjahr waren die Eltern meiner Mutter an diesem Abend immer dabei. Mutter und ich  fuhren mit Straßenbahn nach Köln-Nippes, holten die Großeltern ab und wir alle zusammen fuhren dann am Nachmittag zurück. Papa stand schon auf dem Balkon, um uns ja nicht zu verpassen. Sobald wir in unsere Straße einbogen, war lautes Glockengeläut (von Schallplatte) zu hören. Kaum hatten wir uns ausgezogen, wurde mit der Beschehrung begonnen.

Meine Oma starb leider schon mit 57 Jahren. Mein Großvater lebte dann bis zu seinem Tod bei uns. Die Tradition änderte sich leicht, denn wir gingen dann nicht mehr aus dem Haus. Papa war also am Mittag im Wohnzimmer verschwunden und kam nur ab und zu heraus um die Hähnchen zu begiessen.

Das Fernsehen brachte “Wir warten aufs Christkind”, so dass ich abgelenkt war. Das gelang natürlich nicht vollständig, dafür war ich immer zu aufgeregt. Gegen 17 Uhr wurde dann beschert. Wir hörten besagtes Glockenleuten und die Wohnzimmertür öffnete sich.

Unser Christbaum war immer wunderschön geschmückt und mit Engelshaar überzogen. Darunter stand die Krippe, die ich mir immer zuerst anschaute. Ich liebte die winzige Figur des kleinen Christuskindes. Auf dem Tisch stand der Adventskranz und die mit einem Apfel, einer Apfelsine und Leckereien gefüllten Weihnachtsteller.

KleinKarin1

Geschenke wurde bei uns nicht verpackt, sondern waren schön drappiert im ganzen Zimmer verteilt. Das Foto zeigt das erste Weihnachtsfest mit meiner kleinen Schwester (1966). Wir beide probieren gerade mein neues Kofferradio aus. Ich war inzwischen 12 Jahre alt und glaubte längst nicht mehr an das Christkind, aber Weihnachten blieb für mich das schönste Fest des Jahres.

Wie war das in eurer Kindheit. Es wäre schön, von eurer Tradition zu erfahren.

Teil 2 – Heiligabend heute – findet ihr nächsten Freitag an gleicher Stelle.

 

3 Kommentare

  • Petra Ewers

    Das sind sehr schöne Erinnerungen. Danke das du sie mit uns teilst. Bei uns kam immer der Weihnachtsmann. Mit 5 Jahren hörte ich dann, wie meine Mutter ihn mit dem Namen unseres Nachbarn ansprach, als sie auf dem Flur standen. Meine Enttäuschung war groß, den Zauber von Weihnachten konnte sie aber nicht zerstören. Unser Tannenbaum hatte immer echte Kerzen, in weiß. Dazu silberne Kugeln, Lametta und Süßigkeiten. Zu Essen gab es immer Grünkohl, am Abend Würstchen und Brötchen. Diese Tradition führe ich auch heute noch weiter.

Schreibe eine Antwort zu Petra EwersAntwort abbrechen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.