Leben ist das was passiert während du Pläne machst

Ja, meine Lieben, die Finanzen sind nicht nur im Alter ein Thema. Ich bin ein gutes Beispiel, wie es uns so ergehen kann – im Leben.

Bernd, mein Mann, und ich hatten eine kleine GmbH mit einigen Mitarbeitern. Vom Erlös könnten wir zwar keine riesigen Sprünge machen (da waren noch Altlasten aus der 1. Ehe meines Mannes), aber wir konnten ganz gut leben. Dann wurde Bernd krank und die Firma lief nicht mehr so gut. Wir konnten uns lange Zeit keine Gehälter zahlen. Halbtags ging ich noch einer anderen Tätigkeit nach, damit wenigstens ein bißchen Geld in die Kasse kam. Inzwischen waren wir privat hoch verschuldet und die Firma ging in Insolvenz.

Wir beide hatten vorgesorgt für unser Alter. Bernd hatte schon in jüngeren Jahren 3 Lebensversicherungen abgeschlossen und ich hatte eine kombinierte Renten-/Lebensversicherung. Das alles mußten wir auflösen, um von den Schulden runter zu kommen. Mein kranker Mann mußte EU-Rente beantragen, weil er nicht mehr voll arbeitsfähig war. Diese betrug, bedingt durch den Übertrag bei der Scheidung von seiner 1. Frau, ganze 720 €. Davon konnten wir nicht einmal die Miete bezahlen.

Mit 55 Jahren noch einmal einen Job zu bekommen, war illusorisch. Ich wagte den Schritt und machte mich als Webdesignerin selbstständig. Gott sei dank ließ sich das gut an und wir konnten davon leben. Bernd half auch noch ein wenig mit. Er war studierter Informatiker und programmierte die Dinge, die ich nicht konnte. Dadurch konnten wir zusätzliche Aufträge generieren. Wir konnten von unserem Einkommen leben und waren glücklich.

Dann wurde Bernds Krankheit immer schlimmer und es sammelten sich wieder Schulden an. Jetzt nach Bernds Tod wurde eine kleine Rentenversicherung, die wir damals nicht auflösen konnten, kapitalisiert und ich konnte die Schulden, den Umzug und einige neue Möbel bezahlen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren habe ich keine großen finanziellen Sorgen, d.h. so lange ich noch arbeiten kann. Ich hoffe, dass ich mit 65, wenn ich dann Rente bekomme, auch noch lange Zeit in der Lage sein werde, etwas dazu zu verdienen. Die Rente wird gerade für das Nötigste reichen. Natürlich möchte ich mir so lange wie möglich noch Theaterbesuche, kleine Städtereisen usw. leisten können.

Irgendwie glaube ich, dass ich das nach 50 Jahren Berufstätigkeit auch verdient habe.  Als junge Frau hatte ich mir das anders vorgestellt, aber so spielt das Leben. Das soll aber nicht heissen, dass Vorsorge keinen Sinn macht. Von der staatlichen Rente werden wir in absehbarer Zeit nicht mehr wirklich leben können.

Seit kurzem schreibt Maria Al-Mana einen wunderbaren Blog mit dem schönen Namen “Unruhewerk” für – wie sie sagt – alle die keine 20 mehr sind. Ihr Artikel “Ohne Finanzwissen macht Älterwerden unruhig …” beschäftigt sich mit dem Thema Altersvorsorge und der Angst vor Altersarmut. Auch sonst kann ich euch den Blog nur empfehlen.

4 Kommentare

  • Thomas

    Vielen ist leider immer noch nicht bewusst, dass die gesetzliche Rente bei weitem nicht mehr ausreicht. Ohne eine zusätzliche Absicherung geraten immer mehr Menschen in die Altersarmut und das sollte verhindert werden.

  • bettlampe

    Sehr mutig wie du das schreibst,einige Schicksalsschläge verkraftet und immer wieder neue Wege gefunden.
    Gut das es grade bei dir jetzt geht.
    Ich finde es grausam Sorgen um die Finanzen sind egal ob jung oder alt ein ganz mieses Gefühl,was einen den ganzen Tag beschäftigen kann.
    Und auch im Alter finde ich auch muss man noch was erleben,grade weil man es aus beruflichen Gründen in jungen Jahren nicht immer so schafft wie man es vielleicht gerne würde,wenn man im Lotto gewinnen würde:)
    sunshineladytest.de

    • Karin Austmeyer

      Ich finde das gar nicht so mutig und will nur zeigen, das Leben geht weiter. Es gibt hierbei auch keinen Grund sich zu schämen. Ich war ja nicht faul oder habe schlimme Dinge getan. Manchmal überholt uns das Leben und das Schicksal diktiert. Da stimmt der Spruch wenn man gefallen ist: “aufstehen, Krone richten und weitermachen”.

  • Helmut Achatz

    Ich glaube, da sollte ich mich auch einmal melden. Mein Blog beschäftigt sich eben genau mit diesen Themen. Es erstaunt mich immer wieder, wie blauäugig manche der Rente entgegen gehen. Sie hoffen, mit der gesetzlichen Rente irgendwie zurecht zu kommen, vergessen aber beispielsweise, dass von der gesetzlichen ja auch noch die Kranken- und Pflegeversicherung gezahlt werden muss. Außerdem wird sie besteuert. Das Rentenniveau sinkt permanent – die Differenz zum letzten Netto kann ganz schön groß sein. Es müsste eigentlich jedem klar sein, dass er privat vorsorgen muss. Die Betonung liegt auf “eigentlich”, denn uneigentlich klinken viele das Thema aus. Genau damit beschäftigt sich mein Blog.

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