Nur nicht wütend werden

Als kleines Mädchen habe ich noch gelernt, das wütend zu sein nicht weiblich ist – “Wut macht häßlich”, sagten meine Eltern. Ich wurde beim kleinsten Anflug ärgerlich zu werden, böse gescholten.

Bis heute krampft sich in manchen Situationen mein Magen zusammen und mir wird innerlich ganz heiss. Was tue ich dann? Nichts! Tief in mir drin steckt, auch nach 65 Lebensjahren, meine Erziehung und der Wunsch nach Harmonie. Früher kam es dann manchmal so weit, das irgendeine Kleinigkeit das Faß zum Überlaufen brachte. Es platzte alles aus mir heraus, was sich im Lauf der Zeit angesammelt hatte, und mein armes Gegenüber wusste nicht wie ihr/ihm geschah. Heute gelingt es mir, – nicht immer, aber immer öfter – sofort zu reagieren und damit meine Wut in Grenzen zu halten. Die Situation läßt sich so oft sofort klären, ohne das gleich eine Katastrophe daraus wird.

Wut ist wichtig

Wut ist weder unweiblich, noch egoistisch. Sie ist wichtig für uns, weil sie uns warnt, schützt und antreibt.

Wirklich ärgerlich machen mich:

  • Ungerechtigkeit
  • Menschen, die mir die Welt erklären wollen (Klugscheisserei)
  • Respektlosigkeit
  • schlagende Männer
  • Lügen
  • Arroganz

und noch Einiges mehr.

“Keine Revolution ohne Wut”

In der Gesellschaft heisst es: Frauen sind nicht wütend, sondern hysterisch und in den Augen vieler Männer müssen wir einfach mal wieder richtig durchgef…. werden und dann gehts uns gleich wieder gut. Gehts noch? Ihr glaubt nicht, wie oft ich in meinem Leben diesen schrecklichen Spruch von Männern gehört habe.

Ein wütender Mann dagegen, weiß was er will. Eine wütende Frau ist einfach nur zickig. Leider hat sich diese Auffassung in unserer Gesellschaft bis heute kaum verändert und das macht mich schon wieder unglaublich wütend. Auch wir Frauen haben das Recht wütend zu sein und dieser Wut auch Ausdruck zu verleihen.

Was macht euch so richtig wütend?

 

2 Kommentare

  • Renate

    Liebe Karin,
    mein Vater war jähzornig und laut. Als Kind habe ich mich häufig geärgert, dass meine Mutter nie etwas erwidert hat. Erst später habe ich begriffen, dass es bei sehr zornigen Menschen oft nichts nutzt, zu streiten, weil nichts von dem beim anderen ankommt. Erst wenn sich derjenige etwas beruhigt, kann man darüber reden.

    Ich war sehr oft wütend, habe es meist aber nicht rausgelassen. Dann passierte mir oft das Gleiche wie dir. Bei Kleinigkeiten wurde ich dann so richtig so. Es ist einfach nicht gut, wenn man zu vieles lange Zeit in sich hineinfrisst.

    Wütend machen mich
    Arroganz, Ungerechtigkeit, schreiende Menschen, Gewalt, Narzissmus.

    Ich freue mich, wenn auch Frauen, lernen sich durchzusetzen. Das ist oft ein mühseliger Weg. Wir sind oft zu nett und höflich. Ich habe bei Geschäftssitzungen in denen hauptsächlich Männer waren oft erlebt, dass die wenigen Frauen, die etwas sagten und eine andere Meinung äußerten, meist heruntergemacht wurden.

    Liebe Grüße
    Renate

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