Sonntagsfragen an Anke Hedfeld

Bild: ©SusanneKästner, Werne

 

Leider fällt Katers Kolumne diesen Monat aus. Der kleine Kerl hat nur faul herumgelegen und kaum etwas erlebt. Worüber also sollte er schreiben. Neues von ihm gibt es wieder im April. Dafür lest ihr heute ein tolles Interview mit Anke Hedfeld. Kommunikation mit ihren zahlreichen Facetten ist ihre große Leidenschaft, was vermutlich auch ihren heutigen Beruf erklärt. Als ausgebildete Agrar-Ingenieurin betreibt Anke eine Werbeagentur (www.reklamebuero.com). Zu ihren Kunden gehören kleine und mittelständische Unternehmen aus dem Agrarbereich sowie des Maschinenbaus, aber auch gemeinnützige Unternehmen und öffentliche Einrichtungen.

“Ich liebe die Vielfältigkeit meiner Aufgaben und mag es, dass ich meinen Kunden mit meinen Fähigkeiten das Leben leichter machen kann.”

 

Hallo liebe Anke, bitte stelle dich meinen Lesern kurz vor:

Seit 2015 darf ich mich zur Ü50-Generation zählen und blicke, wie vermutlich viele andere, dabei auf eine sehr spannende Lebensphase. Was mich dabei am meisten bewegt, erzähle ich auf meinem Blog www.different-affairs.com. Der handelt von allgemeinen Lebensfragen, widmet sich meiner großen Leidenschaft des Inneneinrichtens sowie meinen Hobbys, dem Stricken und Fotografieren.

Wenn du ans Älterwerden denkst, was ist für dich das Schönste, was das Schlimmste daran und was macht dir am meisten Angst?

Das ist eine sehr schwierige Frage, die ich mir – ehrlich gesagt – so noch nie gestellt habe. Ich fange einmal mit dem Negativen an. Was mir am meisten Angst macht, unterscheidet sich sicherlich nicht so sehr von den Ängsten vieler anderer: Ernsthaft krank zu werden, mental abzubauen, dauerhaft auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, nicht mehr selbstbestimmt leben zu können, eine langen Leidensweg vor mir zu haben. Eine weitere Angst oder Befürchtung ist die, dabei alleine zu sein. Mein Ziel ist es daher, meinen Lebensabend mit einem Partner an meiner Seite zu verbringen.
Das alles hört sich sehr dramatisch an. Aber es gibt natürlich auch Aspekte am Älterwerden, die ich schön finde; u. a. der, dass ich mich mit zunehmendem Alter wohler in meiner Haut fühle. Man könnte auch sagen, mein Selbstbewusstsein, die Vorstellung davon, wie ich als Frau und Mensch richtig bin, wird stärker. Mit Anfang 50 fühle ich mich wesentlich sicherer als das mit 30 oder auch noch mit 40 der Fall war.

Welche Vorteile siehst du in deinem Alter gegenüber der jungen Generation?

Die größere Lebenserfahrung, die unweigerlich mit dem Älterwerden einsetzt, ist sicherlich ein ganz großer Vorteil. Viele Dinge sehe ich gelassener als jüngere Leute. Davon abgesehen ist es aber so, dass ich z. B. 20-jährige nicht um ihren heutigen beruflichen Werdegang beneide. Meine Generation – und hier spanne ich jetzt einen weiten Bogen über alle 1960er-Jahrgänge –, hatte viel mehr Zeit, sich vor einer definitiven Berufsentscheidung auszuprobieren, Dinge kennenzulernen und die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Ist das ein echter Vorteil? Das wage ich nicht zu beurteilen. Ich bin aber überzeugt davon, dass verschiedene Sichtweisen und unterschiedliche Sozialisationen der jüngeren und älteren Generation sich im Idealfall optimal ergänzen.

Was war deine schönste und was deine schlimmste Erfahrung in deinem bisherigen Leben?

Komischerweise gehören die beiden Erfahrungen zusammen. Die schlimmste Erfahrung war sicherlich nach einer 19-jährigen Beziehung die Trennung von meinem Ex-Lebensgefährten. Da wir nicht nur zusammen gelebt, sondern auch selbstständig zusammen gearbeitet haben, sah ich mich plötzlich mit massiven wirtschaftlichen Problemen konfrontiert. Die schönste Erfahrung meines Lebens ist die, dass ich mich aus eigener Kraft aus dieser Krise befreien konnte und mir ein komplett neues privates und berufliches Leben aufgebaut habe.

“Ich war und bin so voll Energie und Tatendrang wie nie zuvor”

 

Welche Lebensphase hast du als deine glücklichste empfunden?

Das war ganz ohne Frage die Zeit Ende 40, Anfang 50, eigentlich die letzten Jahre. In diese Zeit fielen bei mir ein Jobverlust und das Scheitern einer weiteren Beziehung, aber eben auch der erneute Aufbau einer beruflichen Selbstständigkeit und ein privater Neuanfang. Selten in meinem Leben habe ich mich so lebendig und so eins mit mir selbst gefühlt. Obwohl die äußeren Umstände nicht unbedingt darauf hindeuten, war es eine der glücklichsten Zeiten meines Lebens. Ich war und bin so voll Energie und Tatendrang wie nie zuvor, das führt zu einer ungeheuren Lebensfreude, die ich nicht mehr missen möchte.

Was war das schönste Geschenk, das du je bekommen hast?

Schwer zu sagen. Es war auf jeden Fall nichts Materielles. Wahrscheinlich war es die Möglichkeit, freiberuflich zu arbeiten und damit meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Diesen Umstand empfinde ich immer noch als einen großen Luxus und als ein sehr großes Geschenk. Die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wann und wie ich arbeite, wohin die berufliche Reise geht und dabei gleichzeitig die Chance zu haben, viele und inspirierende Menschen kennenzulernen, das macht mich immer wieder aufs Neue zutiefst dankbar.

Sind deine Lebensträume wahr geworden?

Wenn ich meine Lebensträume mit Anfang 20 zu Grunde lege, sicherlich nicht. Denn diese würde ich heute als sehr bürgerlich einordnen: Eine gute Berufsausbildung, einen zuverlässigen Partner, eine eigene Familie, einen guten Job, ein eigenes Haus, finanzielle Sicherheit – ich muss heute noch den Kopf schütteln, wenn ich darüber nachdenke. Ich lebe heute ein in weiten Teilen anderes Leben, in dem Sicherheiten und materielle Werte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dafür habe ich einen anderen Lebenstraum, nämlich selbstständig in einem kreativen Beruf zu arbeiten, wahr gemacht.

Wohin möchtest du noch reisen, was noch erleben, was noch lernen?

Ich möchte auf jeden Fall noch viel erleben, reisen und immer wieder etwas dazulernen. Sehr gerne würde ich einmal für einen längeren Zeitraum (mindestens drei Monate) in New York leben und arbeiten. Oder einmal von der Ost- zur Westküste quer durch die USA reisen. Aber auch Indien oder Japan kann ich mir als (Traum-)Reiseziele vorstellen.Daneben ist ein weiterer Traum von mir, einmal den Jakobsweg von St. Jean Pied de Port in den französischen Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela zurückzulegen.
Beruflich kann ich mir ebenfalls vorstellen, noch einmal etwas Neues zu wagen. Dazu schweben verschiedene Ideen in meinem Kopf herum. Die sind allerdings zu unkonkret, um an dieser Stelle vorgestellt zu werden.

Wie stellst du dir dein Leben mit 70, 80 oder älter vor?

Das stelle ich mir eigentlich gar nicht vor. Ich hoffe, ich habe bis dahin weder meinen Optimismus und meine Zuversicht noch ein gewisses Gottvertrauen ins Leben verloren. Ich kann mir auch vorstellen, mein geliebtes Stadtleben in späteren Jahren gegen ein Leben auf dem Land einzutauschen, weitestgehend im Einklang mit der Natur zu leben und auf jeden Fall all die Bücher zu lesen, die ich immer schon lesen wollte und wofür mir bis dahin die Zeit fehlte.

Hast du Angst vor dem Tod?

Nein, die habe ich nicht, eher Angst vor dem Sterben. Wie wird das sein, wenn man plötzlich erkennt: So, jetzt kannst du nur noch einen einzigen Schritt nach vorne machen und dann ist Schluss? Ich lasse mich überraschen.

Danke Anke 😉

 

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