Sonntagsfragen an Barbara Steldinger

Jetzt ist sie wieder aus der Sommerpause zurück – Sonntagsfragen,  die Interviewreihe für alle, die festgestellt haben: Älter wird ja jeder. Und nun? Wir freuen uns auf spannende Einsichten, Lachfalten und eure Meinungen.

Heute stellt sich Barbara Steldinger meinen Fragen. Sie ist Jahrgang 1957 und geborene Ostberlinerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern, darunter ein Zwillingspärchen. Barbara lebt in einer festen Beziehung und mit Kater am grünen Berliner Stadtrand. Sie ist eine Frau:

Sturmerprobt und lebenserfahren, mit erheblichen Umbrüchen.

Sie arbeitet, obwohl sehr bodenständig, mit einem eher ungewöhnlichen Spektrum. 2009 gründete sie die Energetische Unternehmensberatung für Frauen und ist damit eine Unternehmensberaterin der besonderen Art. Barbara sagt von sich:

“Mich interessiert, warum etwas nicht läuft obwohl im Außen alles top ist. Ich arbeite an den Ursachen, nicht an den Symptomen, und benutze dazu hauptsächlich das energetisches Coaching. Das macht es sehr ungewöhnlich, aber tiefgreifend und nachhaltig.

Ich lese sehr gerne, meistens zu meinen beruflichen Themen oder Romane von der Küste als leichte Kost, schaue Reportagen von Menschen, die auswandern, liebe es Webinare zu halten und habe eine Schwäche für lecker Eis.”

Liebe Barbara,

Wenn du dich an deine Kindheit erinnerst, was fällt dir als erstes ein?

Mir fällt dazu ein, dass ich immer völlig angstfrei sehr gerne anderen etwas vorgesungen habe und ziemlich locker drauf war bis zum Schuleintritt. Das mit dem „Ernst des Lebens“ muss ich leider für bare Münze gehalten haben, denn ab da war ich sehr brav, fleißig und angepasst. In diese Zeit fällt auch die Geburt meiner kleinen Schwester. Ich weiß noch wie erstaunt ich war, dass die versprochene Schwester so klein war. Irgendwie war nie die Rede davon gewesen, dass das Geschwisterchen ein Baby sein würde…Aufklärung in den Fünfzigern.

Wie erinnerst du das Lebensgefühl in deiner Jugend?

Ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen. Daher war mein Aktionsradius etwas eingeschränkter als bei vielen Jugendlichen im Westen. Reisen und die Welt sehen fiel aus. Ich ging damals auf eine EOS, was dem heutigen Gymnasium entspricht. Ich erinnere mich an sehr viel Druck und sehr wenig Freiraum für mich. Trotzdem war die Zeit insgesamt irgendwie glücklich. Ich lernte mit 16 meinen späteren Mann kennen. Das war eine spannende Zeit. Mit 20 habe ich ihn geheiratet, mit 22 ausstudiert und sofort begonnen als Lehrerin im Hochschuldienst zu arbeiten. Ein paar Jahre später habe ich drei Kinder bekommen. Arbeiten und Kinder zu haben war kein Problem, denn es gab eine staatliche Kinderversorgung.

Barbara in ihren Zwanzigern

Welche Zeit in deinem Leben hast du als die Glücklichste empfunden und welche als die Schlimmste?

Die glücklichste Zeit? Schwierig, denn es gab mehrere. Die erstaunlichste Zeit war für mich die Zeit nach dem Fall der Mauer. Ein ganzes Volk musste über Nacht in völlig neue Strukturen wachsen. Alles war neu und aufregend, auch sehr beängstigend. Oft genug wurde man, weil zu vertrauensselig, über den Tisch gezogen.

Ich verlor quasi sofort meine Anstellung, weil mein Institut gleich 1990 geschlossen wurde. Das unbekannte Gefühl von Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Existenzangst war die Kehrseite und damit gleichzeitig die schlimmste Zeit. Arbeitslosigkeit, nicht gebraucht werden, kannte man im Sozialismus nicht. Wir hatten drei relativ kleine Kinder und mussten also zusehen, dass wir als Familie unsere Existenz sicherten. Also musste ich ganz schnell lernen, mich zu verkaufen. Bewerbungen schreiben, neue Wege suchen.

Es ging so aus, dass ich eine 20-monatige Fortbildung zur IT-Trainerin übers Arbeitsamt bekam. Das hat gepasst, denn ich war ja von Hause aus Diplompädagogin. Das gehört wieder zu den schönsten Zeiten, denn ich bin nach der Ausbildung als selbständige Trainerin mit Feuereifer dabei gewesen, besonders Frauen die Angst vor dem Computer und dem Internet, das damals grade begann, zu nehmen.

Welche Werte sind dir wichtig? Für was würdest du kämpfen?

Meine Werte sind Freiheit, Selbstbestimmung, Ehrlichkeit, Liebe, Frieden. Ich bin für Transformieren von innen nach außen. Wenn wir Frieden wollen, müssen wir zuerst bei uns selbst im Innen mit dem aufräumen, was nicht in Frieden ist. Das ist eine Menge und macht einen großen Teil meiner jetzigen Tätigkeit aus.

Wenn du die Augen schließt und tief in dich hineinschaust, wie siehst du dich dann selbst?

Ich sehe mich im Kreise von Frauen sitzen, Weisheit ausstrahlend und in einer Gemeinschaft lebend, die sich gegenseitig mit der Einzigartigkeit, die jede von uns hat, unterstützt.

Wie möchtest du leben, wenn du dich einmal nicht mehr selbst versorgen kannst, also auf Hilfe anderer angewiesen bist?

Das ist ein heißes Thema. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass ich mal gesund sterben werde. Bis es soweit ist, bearbeite ich meine Themen, sodass ich nicht krank werden muss. Ich möchte bis zum Ende, wenn ich diese Erde verlasse, auf jeden Fall selbst bestimmt leben, fit bleiben, weiterarbeiten mit dem energetischen Coaching, das ich mache.

Stell dir vor es ist dein 80. Geburtstag, wie möchtest du auf dein Leben zurückblicken?

Zufrieden, mit dem Gefühl, viel Gutes getan zu haben, vielen Menschen geholfen zu haben und die Welt damit ein kleines bisschen besser gemacht zu haben. Ich möchte das Gefühl haben, dass ich meins gelebt habe und mein Potenzial immer besser genutzt habe. Ich möchte stolz auf mich sein können, dass ich ungewöhnliche Wege gegangen bin, die viel Mut gekostet haben.

Fürchtest du dich vor dem Altwerden und, wenn ja, was macht dir die meiste Angst?

Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht fürchten würde. Diese Gesellschaft geht nicht gerade liebevoll mit den Alten um. Wenn man die ganzen Omas mit den Rollatoren sieht oder die vielen Menschen in Pflegeeinrichtungen, die dement sind, kann einen schon das große Gruseln überkommen.  Meine Hoffnung ist, dass meine Generation auch im hohen Alter ganz anders drauf sein wird als die jetzigen Rentner. Hey, wir sind mit den Beatles und Rolling Stones aufgewachsen, haben für Gleichberechtigung und gesunde Ernährung gekämpft, sind in Jeans und Booties rumgerannt. Das muss auch mit 80 nicht anders sein, wenn man gesund bleibt. Unsere Generation hatte früher, als wir jung waren (wie das klingt) keine Vorbilder. Und auch jetzt müssen wir wieder unsere eigenen Vorbilder sein. Ich bin sehr zuversichtlich.

Welche Wünsche und Träume hast Du für die nächsten Jahre?

Ich möchte immer mehr ich selbst werden. Inzwischen bin ich auf einem guten Weg dorthin. Mein Business möchte ich entspannt weiterführen, mich weiterbilden und immer besser in dem werden, was ich tue. Diese Zeitqualität hat es in sich und die Veränderungen, die auf uns alle zukommen auch. Ich möchte dabei unterstützen.

Vielen Dank liebe Barbara für dieses wirklich interessante Interview. Aus deinen Antworten entnehme ich sehr viel Zufriedenheit mit dem Hier und Jetzt.

Wenn ihr, liebe LeserInnen Barbara noch besser kennenlernen möchtet, findet ihr sie unter:

www.barbara-steldinger.de oder www.energetischeunternehmensberatung.de     ·

2 Kommentare

  • Uwe Kampa

    Hallo Barbara,
    das ist ein spannendes Interview über die Freuden und Ängste “unserer” Generation. Wie Vieles von Dir, was ich bisher kennenlernen durfte, sehr interessant.

  • Sabine Ingerl

    Es ist immer wieder spannend zu lesen, wie andere Frauen, meines Alters ihre Welt beschreiben, danke dafür Karin.
    Mir gefällt Deine positive Lebenseinstellung, Barbara, die sich in jedem Satz offenbart. Ich denke auch, dass das Lebensgefühl, das uns begleitet mit 80 kein anderes sein muss, mache aber die Einschränkung “wenn man gesund bleibt” nicht. Gesund oder nicht, ich bleibe dieselbe (das hoffe ich zumindest).
    Liebe Grüße
    Sabine

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