Beruf, Partnerschaft, Familie

Teil 2 des Fragebogens: Karin Austmeyer

Hast du eine Ausbildung gemacht oder hast du studiert?

Mein Vater sagte immer: “Du bist hübsch, du heiratest sowieso”, also durfte ich nur die Volksschule besuchen. Ich habe dann eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau begonnen, aber nach kurzer Zeit wieder beendet. Das lag mir überhaupt nicht. Es folgte dann eine Lehre als Zahnarzthelferin. Das war es auch nicht wirklich, aber mit 14 Jahren (nach dem 9. Schuljahr ist man noch so jung) weiß man in der Regel nicht wirklich, was man möchte.

Wie alt warst du, als du deine erste Arbeitsstelle angetreten hast?

Wie schon gesagt, war ich 14, als ich mit meiner Lehre begann. Danach bin ich mit 16 als Kontoristin (den Beruf gibt es wohl nicht mehr) in eine Spedition gewechselt.

Weißt du noch, wie viel du damals verdient hast?

In der Lehre habe ich, für damalige Zeiten, relativ gut verdient. Im 1. Jahr gab es 120 DM, im 2. Jahr 180 DM und im 3. Jahr 220 DM. Wir mussten allerdings als Lehrlinge abends noch die Praxis putzen und einen 8-Stunden-Tag gab es auch noch nicht.

Wie war dein weiterer beruflicher Weg?

Nach meinem Wechsel ins Büro, habe ich mich kontinuierlich weitergebildet und nach oben gearbeitet. Chefsekretärin, Vertriebsassistentin, Assistentin der Geschäftsleitung und später Webdesign und Selbstständigkeit. Ein weiter Weg, aber “der Weg ist das Ziel”.

Bist du in deinem Berufsleben mit sexueller Belästigung oder Mobbing (gibt es heute ja so oft) in Berührung gekommen?

Der Begriff “sexuelle Belästigung” wird heute leider oft überstrapaziert. Ich habe nicht jedes freundschaftliche oder kollegiale “in den Arm nehmen” als Belästigung empfunden. Aber es gab auch die obligatorischen Klapse auf den Hintern und plumpe Anmache. Wäre ich damit zum Chef gegangen (wenn die Anmache nicht gerade von ihm kam), der hätte nur gelacht. So habe ich gelernt damit umzugehen und mich auf meine Weise zu wehren.
Mobbing ist mir erspart geblieben.

Ist dein Berufsleben wie geplant verlaufen oder wurden dir Steine (z.B. männliche) in den Weg gelegt?

Oh ja, männliche Steine kenne ich zur Genüge. In meinem letzten Angestellten-Verhältnis (ein Grund warum ich mich selbstständig gemacht habe) war das eindeutig. Von meinem damaligen Chef wurde ich gerade heraus gefragt, ob ich mir ein “Verhältnis” (er war natürlich verheiratet) mit ihm vorstellen könnte. Ich habe das abgelehnt mit der Begründung “ich habe ein einnehmendes Wesen und will den Mann für mich allein”. Ich galt als eine der beiden besten in meinem Job (innerhalb aller deutschen Fillialen unseres Unternehmens). Als dann eine Stelle in der nächst höheren Position zu besetzen war, wurde ich von meinem Chef abgelehnt mit der Begründung “Sie sind noch nicht so weit”. Nachtigall, ick hör dir trapsen.

Bereut habe ich das nicht. Hochschlafen ist nicht mein Ding.

War dir die Arbeit wichtig und was bedeutet sie heute für dich?

In jungen Jahren war die Arbeit, so muss ich zugeben, Mittel zum Zweck. Im Lauf meines Lebens hat sie mir immer mehr Freude gemacht. Sie ist heute ein wichtiger Teil meines Lebens. Eigentlich wäre ich gerne Innenarchitektin geworden, was ja leider nicht möglich war. Nun bin ich irgendwie angekommen und richte halt Webseiten ein, statt Zimmer. Kreativ ist es allemal und es macht mir mächtig Spaß. Ich kann mir nicht vorstellen, ganz mit der Arbeit aufzuhören. Sicher werde ich im Rentenalter gerne etwas weniger tun, aber so lange ich es gesundheitlich kann, werde ich weiter arbeiten.

Welchen Ratschlag für das Arbeitsleben möchtest du jungen Frauen heute mit auf den Weg geben?

Versucht, die bestmögliche Ausbildung zu bekommen. Nutzt Weiterbildung, wo und wann sie euch geboten wird. Aber vor allem seht zu, dass ihr eine Arbeit macht, die euch Freude bereitet. Habt Mut und keine Angst vor einem Neubeginn.

Erinnerst du dich noch an deine erste Liebe und an dein “erstes Mal’? Wie alt warst du damals?

Bei meinem “ersten Mal” war ich 16. Er hieß Helmut und eine grosse Liebe war das nicht. In der Berufsschule und im Freundeskreis erzählten alle Mädchen von ihren Erlebnissen und ich wollte auch endlich wissen, wie das ist. Also, leider etwas unromantisch.

Waren Deine Eltern immer mit deiner Partnerwahl einverstanden?

Meine Mutter fand immer alle Jungs toll. Wenn ich mit jemandem Schluss machte, konnte er die schlimmsten Dinge getan haben, meine Mutter gab immer mir die Schuld.
Mein Vater war eher ein wenig eifersüchtig. Als mein späterer erster Ehemann ganz offiziell bei ihm um meine Hand anhielt, hat er zwar zähneknirschend zugestimmt, aber als ich Jahre später geschieden wurde, sagte mein Vater: “Ich konnte den Kerl eh nie leiden”. Er meinte, wenn er “nein” gesagte hätte, hätte das eh nix genützt. Wahrscheinlich hatte er recht.

Was bedeutet Liebe heute für dich?

Liebe bedeutet viel in meinem Leben. Nicht nur die Liebe zu meinem Partner, wichtig ist mir auch die Liebe zu meiner Schwester, zu Freunden und zu anderen Lebewesen, wie meinem Kater. Ohne Liebe ist alles nichts!

Sind die Gefühle anders als damals?

In jungen Jahren hat man immer wieder “Schmetterlinge im Bauch” und denkt, die Welt geht unter, wenn es zu Ende ist. Im Laufe der Zeit lernt man aber, dass es wirklich immer weiter geht. Das Ende einer Beziehung ist nicht schön und man braucht auch seine Trauerzeit, aber “schließt sich eine Tür, öffnet sich eine andere”.

Hast du geheiratet oder bist du mit jemandem zusammen gezogen und wie alt warst du da?

Hochzeit 1974
Hochzeit 1974

1974Ich habe zum ersten Mal mit 20 geheiratet. Wir sind schon zusammen gezogen, als ich 18 war. Für die damalige Zeit schon sehr fortschrittlich. Wir wurden als nicht verheiratetes Paar, auch oft schief angesehen. Beim ersten gemeinsamen Urlaub mussten wir hart kämpfen, um ein Doppelzimmer zu bekommen.

Ist das deine einzige Ehe / Partnerschaft geblieben?

Hochzeit 1984
Hochzeit 1984
Hochzeit 1998
Hochzeit 1998

Nein, ich bin heute zum dritten mal verheiratet. Allerdings hält diese Ehe bereits 16 Jahre und wir kennen uns schon 21 Jahre.

Hast du Kinder bekommen? Was hat sich in deinem Leben durch die Kinder verändert?

Leider habe ich keine Kinder bekommen, obwohl ich mir das immer sehnlichst gewünscht habe. Ich habe einen Stiefsohn, der aber schon 17 war, als mein Mann und ich zusammen kamen.

Hast du Hobbys?

Leider bleibt mir durch meine Arbeit nur sehr wenig Zeit. Der Blog wird jetzt – glaube ich – mein Hobby und ich gehe gerne ins Theater, in Konzerte usw. und … zum Tanzen.

Bist du gerne gereist und was war deine bisher schönste Reise?

Ich reise immer noch gerne. Meine bisher schönste Reise kann ich gar nicht benennen. Fast jede Reise war auf ihre Art schön und viele werden mir für immer in Erinnerung bleiben.

Was hast du bereut in deinem Leben und was würdest du immer wieder so machen?

Wahrscheinlich würde ich heute nicht mehr von den Eltern weg mit einem Mann zusammen ziehen und so früh heiraten. Die Singlezeit erst noch eine Weile genießen, wäre besser gewesen. Aber eigentlich bereue ich nichts, den die Dinge, die ich erlebt habe – positive wie negative -, haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

Welche deiner Träume haben sich erfüllt und was möchtest du gerne noch verwirklichen?

Große Träume hatte ich nie. Ich wollte nur glücklich und zufrieden leben. Das ist natürlich nicht immer gelungen. Noch ein bisschen Spaß haben und einige schöne Reisen machen, noch viele nette und interessante Menschen kennenlernen, das wäre schön.

Im Alter könnte ich mir eine “Mädels-WG” oder ein Leben in einem Mehr-Generationen-Haus gut vorstellen. Vor allem möchte ich den Kontakt zu jungen Menschen nicht verlieren.

Wie gehst du mit dem Altern um? Was ist für dich daran am schlimmsten?

Glücklicherweise gehöre ich zu den Menschen, die das Alter nicht besonders wichtig nehmen. Es ist eh nur eine Zahl. Wichtig ist, wie ich mich fühle. Im Gegensatz zu manchen Freundinnen, hatte ich weder an meinem 30sten noch 40sten oder 50sten Geburtstag Probleme. Als ich kürzlich 60 geworden bin, kamen dann aber doch Gedanken, wie z.B.: “Nun hast du die Eltern an Jahren überlebt.” oder “Wie viele gute Jahre bleiben dir jetzt noch?”.

Natürlich bin ich manchmal traurig darüber, dass mein Körper der Erdanziehungskraft immer weniger widersteht und ich Kalorienangaben nur lesen muss und schon ein Pfund zunehme. Trotzdem glaube ich, alt ist man erst, wenn man seine kindliche Neugierde, seine Energie und Lebenslust verliert.

Hat das Älterwerden auch Vorteile für dich?

Ein Vorteil ist für mich, dass mir die Meinung anderer Leute immer gleichgültiger wird. Ich lebe mein Leben, wie ich es mir vorstelle und nicht, wie andere meinen, dass ich es zu leben hätte.

Welche Einstellung zum Tod hast du?

Ich habe keine Angst zu sterben. Angst habe ich nur, wie die meisten Menschen, vor dem lange Kranksein oder pflegebedürftig zu werden. Am liebsten wäre es mir, umzufallen oder einfach einzuschlafen und tot zu sein. Dafür würde ich auch ein paar Lebensjahre hergeben.

Was sollte aus deiner Sicht jede Frau mindestens einmal in ihrem Leben erlebt, gesehen oder getan haben?

Da gibt es tausend Dinge. Der beste Rat ist: “Wer wünschen kann, kann es auch machen”.

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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