Mit 60 mehr Sex als die Jugend?

Kaum ein Thema beschäftigt die Gesellschaft so sehr wie das Sexualleben. Es interessiert uns, macht uns neugierig und es macht Spaß, mehr darüber zu erfahren. Manchmal setzt uns das Thema auch unter Druck und bringt ernüchternde Erkenntnisse. Noch nie zuvor wurde so viel darüber berichtet, wissenschaftlich erforscht und hinterfragt. Thesen und Behauptungen gibt es viele, doch eines steht fest und wird nie bestritten: ein aktives Sexualleben ist gesund und sorgt für ein ausgeglicheneres und zufriedeneres Leben.

In diesem Punkt sind sich auch alle Studien einig. Laut Forschern, ist die Häufigkeit sexueller Aktivität vor allem eine Frage des Alters und des Familienstandes. Eine der jüngsten Studien behauptet nun, 60 jährige Paare haben mehr Sex, als 30 jährige Singles. Liest man diese Meldung zum ersten Mal, könnte man schnell denken, dass sei absoluter Quatsch. Zumal sie mit den Begründungen der Häufigkeit nicht ganz einhergeht. Doch wenn man ganz genau darüber nachdenkt und die Gründe hinterfragt, kann das neue Ergebnis nicht nur realistisch, sondern durchaus logisch sein. Und betrachtet man die Zahlen der verschiedenen Studien näher, erkennt man häufig, dass Menschen, die in einer festen Partnerschaft oder Ehe leben, auch häufiger Sex haben als Singles.

Ein wichtiger Aspekt für ein gesundes und regelmäßiges Sexualleben, ist natürlich auch die Einstellung gegenüber Sex und sich selbst. Denn Sex findet primär im Kopf statt. Das sagt auch Dr. Ruth Karola Westheimer, eine der bekanntesten Sexualforscherinnen weltweit. „Das Gehirn ist das wichtigste Sexualorgan“, so lautet ihre These. Soll heißen, ist man bereit für Neues und hat auch die richtige Einstellung, klappt es auch mit dem Sexualleben. Und das könnte einer der Hauptgründe sein, wieso 30 jährige Singles sich im Vergleich zu 60 jährigen Paaren immer weniger häufig amüsieren. Denn mit zunehmendem Alter wird das Bewusstsein für den eigenen Körper größer. Durch die Lebenserfahrung und womöglich auch unterschiedliche Sexual-Partner, baut man ein verstärktes Selbstbewusstsein sich und seinem Körper gegenüber auf, und man schafft es, ganz ungezwungen die richtige Atmosphäre zu schaffen. Außerdem weiß man ganz genau, welche Wünsche und Erwartungen man an sich selbst und den Partner hat. Man weiß, was einem gut tut und akzeptiert sich selbst und vor allem auch die eigenen Bedürfnisse. Das ist ein großer Vorteil und kann den häufigeren Sex bei älteren Menschen erklären.

Auch die Wertvorstellungen spielen eine große Rolle. Studien belegen, lebt man in einer festen Beziehung, hat man auch häufiger Sex. Noch nie zuvor war die Bereitschaft gegenüber Sex so offen wie heute. Die Gesellschaft hat sich, auch deswegen, maßgeblich verändert. Vor noch weniger als 30 Jahren, lebte man mit Anfang 30 in einer Ehe mit Kindern und einem geregelten Einkommen. Die klassische Familien-Struktur war Standard. Mittlerweile hat sich das extrem verändert. Bei der jüngeren Generation steht die Familienplanung und die feste Partnerschaft oftmals ganz am Ende der Wunschliste. Studium, Berufswahl und Auslandsaufenthalte sind die heutigen Prioritäten bei vielen jungen Menschen. Doch auch die Werte einer festen Beziehung sind bis Mitte Dreißig häufig kein Hauptthema in der Lebensplanung. Das führt zu einem langen Single-Leben und laut Statistik auch zu weniger Sex. Das Bild der wild um sich treibenden, jungen Single-Sex-Götter wird damit zunehmend mysteriöser, oder?

Ein weitere, wichtige Entwicklung, die bestätigen könnte, dass 60 jährige mehr Sex haben als 30 jährige Singles, sind nicht nur die neuen Lebensformen, sondern auch die zunehmenden Zahlen der Single-Haushalte in Deutschland. Der häufigste Haushaltstyp in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt der Single-Haushalt, nämlich hierzulande jeder dritte. Lebt man alleine, geht man womöglich auch die meiste Zeit alleine ins Bett. Das betrifft zahlreiche Menschen unter 30 Jahre. Wäre also auch eine plausible Erklärung.

Doch unabhängig von den vielen Statistiken, die uns interessante Erkenntnisse und Entwicklungen liefern, ist am Ende des Tages das Wichtigste, dass man sich seine ganz eigene Auswertung macht. In diesem Falle noch ein kleiner Tipp der 50plus-Treff Redaktion: Sollte es Ihnen trotz allem nach wie vor schwer fallen, die eigenen sexuellen Wünsche oder Probleme mit dem Partner zu bereden, dann empfiehlt Dr. Ruth Westheimer, diese ganz einfach auf einen Zettel zu schreiben und dem Partner auf das Kopfkissen zu legen. Das kann Wunder bewirken. Viel Spaß beim testen!

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