
Die Lieder unseres Lebens
Ja, es stimmt, Musik begleitet uns durch unser Leben. Sie kann starke Gefühle in Menschen wecken. Manchmal reichen nur wenige Akkorde aus einem Lied und die Erinnerungen sind wieder da.
Plötzlich will ich tanzen, hab ein kribbeln im Bauch oder bin in Tränen aufgelöst. Musik ist immer (na ja, fast immer) da und gibt dem Alltag Struktur. Oft beginnt der Tag mit Radiohören und geht mit der Kennmelodie einer Fernsehserie zu Ende. Dazwischen liegen Handyklingeltöne, Musik am Arbeitsplatz, die Kaufhausmusikberieselung oder der Straßenmusiker. Diese, manchmal unbewusst wahrgenommenen Töne schreiben sich in das Gedächtnis genauso wie gezielt gehörte Lieder.
Selbst Alzheimer Patienten, die vieles vergessen haben und fast nichts mehr können, reagieren auf Lieder ihrer Vergangenheit und erinnern Ereignisse, die damit verbunden sind. Das zeigt, wie tief in unserem inneren Musik mit unserem Leben verbunden ist.

Nostalgie
Beispielsweise versetzen mich alte Schlager oder Operettenmelodien – beides hörte meine Mutter sehr gerne -, schlagartig in meine Kindheit zurück. Meist reichen wenige Takte, um das Stück zu erkennen und zu wissen, wie es weitergeht. Oft kann ich sogar mitsingen, kenne die Texte ganz genau.
Höre ich Lieder wie: Here comes my baby, Honey oder San Francisco, bin ich schlagartig wieder 14 Jahre alt und spüre irgendwie das Lebensgefühl von damals. So geht es mir mit allen Phasen meines Lebens, ob 60er, 70er, 80er – bis heute.
Erinnerungen
Manche Lieder verursachen Gänsehaut, weil sie mit starken Emotionen und Bindungen zu Menschen zu tun haben. Zum Beispiel ist das Lied: „Dance with my father again“ mit einer starken Erinnerung an meinen Vater verknüpft, der gerne und gut tanzte und mich als kleiner Mädchen auf seine Füße stellte und mit mir tanzte.
„Wenn ich einen letzten Blick stehlen könnte, einen letzten Schritt, einen letzten Tanz mit ihm
Dann würde ich ein Lied spielen, das nie, jemals enden würde
Weil ich es lieben, lieben, lieben würde
Wieder mit meinem Vater zu tanzen“
Der Song treibt mir regelmäßig die Tränen in die Augen.
Liebeslieder
Hat nicht jeder von uns mit seinem jetzigen Partner oder dem Verflossenen ein gemeinsames Lied = „Unser Lied“? Bei mir sind es Songs wie: Unchained Melody (wundervoll) und „Santa Maria“ (schrecklich, aber war leider so).
Bei Bernd und mir war es I Want To Know What Love Is.
Ich will wissen, was Liebe ist
Ich will, dass du es mir zeigst
Ich will spüren, was Liebe ist
Ich weiß, dass du es mir zeigen kannst
Dieses Lied hat mich schon immer zum Weinen gebracht, heute, fast 10 Jahre nach seinem Tod, mehr denn je.
Wie ist das bei euch? Was sind die Lieder eures Lebens?
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Buchempfehlung
Michel Faber
Hör zu!
Verlagsinformation
»Dieses Buch will dir nicht das vermitteln, was dir andere Musikbücher vermitteln. Es wird dir nicht dabei helfen, mit deinen Lieblingskünstler*innen und -genres eine noch tiefere Beziehung einzugehen […] Dafür wirst du aber vielleicht besser verstehen, warum du liebst, was du liebst – und eine plausible Erklärung dafür bekommen, dass du andere Musik aus ganzem Herzen hasst.«
Es gibt unzählige Bücher uber Musik, in denen Musiker*innen, Bands, Epochen und Genres ausfuhrlich analysiert werden. Aber selten beschaftigt sich ein Buch damit, was in uns vorgeht, wenn wir Musik hören. Michel Faber erforscht zwei große Fragen: wie wir Musik hören und warum wir Musik hören. Um diese Fragen zu erörtern, berücksichtigt er Themen wie Biologie, Alter, Krankheiten, »Coolness«, kommerzielle Hintergrunde, die Dichotomie zwischen »gutem« und »schlechtem« Geschmack und findet durch Interviews mit Musikerinnen und Musikern allerhand überraschende Antworten.
Dieses erhellende Buch des preisgekrönten Romanautors spiegelt Michel Fabers lebenslange Besessenheit für Musik jeglicher Art wider. Hör zu! wird Ihre Beziehung zur gehörten Welt verändern.
Meine Beurteilung *****
Schon nach den ersten Seiten hatte ich das Gefühl, dass der Autor nicht einfach nur schreibt, sondern mit mir spricht. Leise, eindringlich, mit einer Sanftheit, die man in der heutigen Zeit selten findet.
Was mir besonders gefallen hat, ist Fabers ruhiger, fast poetischer Ton. Es fühlt sich an, als würde man einen Nachmittag mit einem weisen Freund verbringen, der nicht belehrt, sondern zum Nachdenken anregt.
Nicht alles war perfekt – an manchen Stellen hätte ich mir etwas mehr Abwechslung gewünscht, ein paar neue Impulse. Aber vielleicht gehört genau das zur Botschaft.
„Hör zu!“ ist ein Buch, das man nicht nur liest, sondern spürt. Ich werde es sicher nicht zum letzten Mal zur Hand genommen haben.
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