Du bist, wie du bist
Wir Frauen neigen dazu, jeden auch noch so kleinen Makel an uns zu finden. Am härtesten gehen wir zumeist mit unserer Figur ins Gericht. Die Zeitschrift „Barbara“ beschäftigt sich im März-Heft fast ausschließlich mit diesem Thema. Natürlich geschieht das aus gegebenem Anlaß: Der Frühling steht vor der Tür, die Fastenzeit hat begonnen und damit traditionell die Zeit der Diäten.
In diesem Heft begegnete mir meine Bloggerkollegin Claudia Steinlein. Sie erkrankte 2016 an Brustkrebs. In drei Operationen wurde ihr zunächst Gewebe und dann die komplette Brust entnommen. Sie ließ sich die Brust wieder aufbauen. Zu diesem Zweck entnahm man ihr Gewebe aus dem Po. Aus Angst, in der anderen Brust könnte sich ebenfalls ein Tumor entwickeln, ließ sie sich auch diese abnehmen und mit einem Silikonkissen wieder aufbauen. Während dieser Zeit hat sie einige ebenfalls betroffene Frauen kennengelernt, die sich ihre Brüste nach der Amputation nicht wieder aufbauen ließen. Ihnen war die Optik nicht wichtig. Claudia hat daraus gelernt, wie sinnlos es ist, sich über ein bißchen Speck, das über den Hosenbund ragt, aufzuregen.
„Irre, wieviel Freizeit ich habe, seit ich mich nicht mehr wiege“ (Bette Midler)
Auch mir geht es durch meine Krebserkrankung ähnlich. Wir lernen durch solche Schicksalsschläge, was wirklich wichtig ist im Leben. Zwar versuche ich bei den von meinem Arzt empfohlenen 60 kg (bei einer Größe von 157 cm) zu bleiben, aber ich versage mir nichts. Wenn ich Lust auf Nudeln habe, esse ich Nudeln, möchte ich Süsses, gönne ich mir das. Mir ist Genuß und Freude wichtiger, als die Topfigur, die mit Verzicht und verbissenen Diäten erkauft wurde. Klar sollten wir darauf achten, dass wir nicht krankhaft übergewichtig werden, aber ein bißchen Speck hier und da, ist doch nicht so schlimm. Schluß mit dem überkritisch sein und dem fasten, denn das Leben ist für so einen Mist viel zu kurz.
Ein Kommentar
Gabi
Hallo Karin
erst wenn man krank ist erkennt man wie unwichtig das ganze Thema ein paar Kilo mehr oder weniger ist.Ich gestehe aber, dass ich ab und zu auch wieder mit einer Gewichtsabnahme liebäugle. Doch es siegt die Vernunft und ich denke „nicht mal dran denken“ Wir sind doch keine anderen Frauen wenn wir 3 oder 6 Kilo weniger haben.