ehrenfeld

Quer durch Köln: Street Art in Ehrenfeld

Der Kölner Stadtteil Ehrenfeld war in meiner Jugend ein Arbeiter- und Industrieviertel und ein wenig verrufen. Meine Eltern sagten immer: “Da wohnen tausend Jahre Knast. Da zieht man nicht hin”. Trotzdem zog ich mit Ende Zwanzig in dieses Viertel. Ich hatte eine Stelle angetreten, die sich am Ehrenfeldgürtel befand. Da bot sich das Wohnen in der näheren Umgebung an. Schon damals begann so langsam der Wandel in diesem Stadtteil.  Häuser wurden saniert und teilweise in Eigentumswohnungen umgewandelt.  Heute ist Ehrenfeld für mich das spannenste und hippste Viertel Kölns.

Es ist ein Viertel mit einem durchschnittlichen Anteil an Migranten, mit vielen Geschäften, Restaurants und Betrieben, die vor allem türkisch- und italienisch geführt sind.  Es gibt aber auch, neben Deutschen,  Inhaber aus Nah- und Fernost und Afrika. Multikulti in Perfektion.

Eine hohe Konzentration von Theatern, Restaurants und Szenekneipen machen Ehrenfeld heute als Wohnviertel immer beliebter, was steigende Mieten und Wohnungsknappheit zur Folge hat. Das ist leider mittlerweile in allen Städten so und ein anderes Thema.

 

Street Art Führung

Mene Freundinnen und ich hatten große Lust, uns dieses Viertel wieder einmal anzusehen und buchten eine Street-Art-Tour, denn Ehrenfeld ist auch ein Stadtteil voller Kunst.

 

Der Ehrenfeldelder Bahnhof

Unser Treffpunkt lag direkt am Ehrenfelder Bahnhof. Hier wird der Besucher von Kunst umgeben. Der Bahnhof mit seinen Unterführungen ist bunt und erfirschend anders.

 

 

An einer Decke öffnet sich ein Reißverschluß und gibt einen wunderschönen Himmel frei. Gerahmt wird das Ganze von farbenfrohen Kunstwerken.

 

 

Farbenfrohe Wände zaubern eine gute Stimmung. Es gibt Menschen, die das Minimalistische lieben und auch einer nackten, grauen Betonwand etwas abgewinnen können. Ich gehöre definitiv nicht dazu.

Normalerweise meidet die Deutsche Bahn Graffitis wie der Teufel das Weihwasser, aber hier ist sie sogar der Auftraggeber. 2018 wurde die Fassadenkunst offiziell eingeweiht. Acht Künstler der Goodlack Fassadenkunst gestalteten mit 40 Eimern Farbe und 300 Spraydosen die Wände.

 

Bahndamm und -gleise

 

 

“I Miss My Plattenbau” – El Bocho, Graffiti Künstler aus Berlin, hat sich hier am Bahndamm verewigt. Er sprüht seine Werke nicht direkt auf die Mauer, sondern bereitet in seinem Atelier die Werke auf braunem Backpapier vor und befestigt sie dann vor Ort.

 

 

Am Bahndann befinden sich Figuren und Personen, geschaffen vom Künstler Pez (Fisch) aus Barcelona. Seine grinsenden Fische sind sein Markenzeichen und befinden sich oft versteckt auf seinen Werken.

Weitere Impressionen aus der Bahnhofsumgebung.

 

 

Von Klein bis Groß

Schon nach einer halben Stunde war klar, dass wir während des zweistündigen Rundganges nur einen Bruchteil der Ehrenfelder Straßenkunst sehen werden.

Wie ich früher schon einmal schrieb, ist Köln in großen Teilen keine wirklich schöne Stadt. Der Anteil der Bausubstanz besteht zu fast 50 Prozent aus der Zeit zwischen 1949 und 1978. Köln war während des 2. Weltkrieges fast vollständig zerstört worden, also ging Funktion vor Schönheit. Inzwischen wurden viele der funktionellen Häuser mit Kunst verschönert und machen somit das Straßenbild bunter.

 

 

Aber nicht nur die großen Wandgemälde, sondern auch die teilweise winzig kleinen Kunstwerke verdienen Beachtung.

 

 

Wie oft gehen wir schnellen Schrittes durch die Stadt und sehen viele Dinge einfach nicht.

Schade eigentlich.

Wir sollten viel öfter mit offenen Augen und wachem Sinn durch unsere Viertel gehen. Es gibt so viel Schönes und interessanten zu entdecken.

 

 

 

Gedenken an dunkle Zeiten

An der Venloer Strasse/Ecke Schönsteinstrasse wurden in der NS-Zeit Mitglieder der Kölner Edelweiß Piraten, einer Gruppe junger Kölner, die gegen die Nazis kämpften, hingerichtet.

Das Künstlerkollektiv Captain Borderline hat hier den Widerstandskämpfern ein Denkmal gesetzt.

 

 

In den Blumen sind die Namen der hingerichteten zu lesen, damit sie nie vergessen werden.

 

 

Senefeldstrasse

Der Belgier ROA hat an einer Hauswand einen Hasen hinterlassen. Wer hier denkt: “Oh, wie niedlich”, wird eines Besseren belehrt. Das arme Tier hängt kopfüber und gehäutet an einem Seil. Was will uns der Künstler damit sagen? Das Werk entstand 2011 im Rahmen der City Leaks Festivals. Genug Zeit, um sich an den Anblick zu gewöhnen.

 

 

Kurz davor befindet sich eine wunderschöne, im Alice-im-Wunderland-Stil  bemalte Hauswand. Alice aber weint. Weint sie um den Hasen?

 

 

Ein Kollektiv – 3 Arbeiten

An der Heliosstrasse gestaltete das Künstlerkollektiv Guapo Sapo 2017 eine große Wand mit drei  ineinander greifenden Kunstwerken. Die Gruppe besteht aus den Künstlern Krashkid, Alexander Isakov und YuMu, die jeweils ein Bild gestalteten.

 

 

Bürgerzentrum Ehrenfeld

Den Abschluß unserer Tour bildete das Bürgerzentrum.

“Ohne dich würde ich mich nicht trauen”. Das Mädchen mit Hund wurde von Falk Lehmann und Jasmin Siddiqui, alias Herakut, geschaffen. Sie gehören zu den international erfolgreichsten Graffiti-Künstlern.

Leider  kann ich euch hier nur eine begrenzte Anzahl Fotos zeigen. Wenn ihr Kölner seit oder meine Stadt einmal besucht, macht unbedingt eine Street Art Tour, die es auch für andere Stadtteile gibt. Ich jedenfalls werde Ehrenfeld noch einmal auf eigene Faust erkunden und für ein anderes Viertel eine Tour buchen.

Es hat sehr viel Spass gemacht.

 

 

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