Sonntagsfragen an Bärbel Klein

Bärbel Klein, die sich heute den Sonntagsfragen stellt, ist fünfzig Jahre alt. auf dem Bild oben, das aktuell aus diesem Jahr ist, hätte ich sie auf Anfang vierzig geschätzt mit ihrem lebensfrohen Lächeln auf dem Gesicht. Sie ist Bloggerin auf dem Lifestyle-Blog Farbenfreundin. Bärbel hat sich nach vielen Jahren als Angestellte mit 50 selbständig gemacht – nämlich als Social Media Expert.

„Das Leben ist zu kurz für Langeweile!“

sagt sie und was hat sie? Recht!

Liebe Bärbel,

Wenn du dich an deine Kindheit erinnerst, was fällt dir als erstes ein?

Die Enge in der katholischen Kleinstadt, das hat mich wirklich geprägt und deshalb fahre ich zwar immer noch gerne aufs Land – aber eben nur zu Besuch. Ein Rückfahr-Ticket in die weite Welt ist obligatorisch (auch wenn ich es dann vielleicht nicht nutze, aber ich brauche das Gefühl der Freiheit).

Wie erinnerst du das Lebensgefühl in deiner Jugend?

In meiner Jugend drehte sich viel um Rebellion – lag wohl an der kleinstädtischen, katholischen Umgebung. Wenn ich heute die jungen Frauen in den sozialen Medien verfolge, wundere ich mich häufig, denn es geht immer noch um ein Hauptthema: Gleichberechtigung der Geschlechter. Ich sag nur Mansplaining Komisch, irgendwie hat sich da seit Mitte der Achtziger nicht viel bewegt oder, naja, im Alter sehe ich manches anders und denke heute, naja, als Frau muss man sich den Kuchen halt auch einfach nehmen, statt zu warten, dass einem die Kuchenstücke in den Mund fliegen.

Welche Zeit in deinem Leben hast du als die Glücklichste empfunden und welche als die Schlimmste?

Och, das Leben ist doch hoffentlich noch nicht zu Ende und vielleicht kommt da noch die glücklichste Zeit? Nein, Scherz beiseite.  Momentan, so mit 50, da bin ich echt sehr glücklich. Mein Selbstbewusstsein ist endlich so, dass ich damit zufrieden bin und ich bin rundum glücklich. Als die schlimmste Zeit habe ich die Zeit um Zwanzig empfunden. Ein Beziehungsende machte mir damals schwer zu schaffen, heute würde ich sagen, ich litt an einer Depression. Erst durch regelmäßiges Yoga und intensive Körpertherapie konnte ich wieder Lebenslust spüren. Das hat mir auch gezeigt, wie wichtig meine Gesundheit auch für mein Lebensglück ist.

Bärbel 1992

 

Welche Werte sind dir wichtig? Für was würdest du kämpfen?

Freiheit ist mir sehr wichtig. Dafür würde ich mit allen Mitteln kämpfen. Dazu gehört auch finanzielle Freiheit, denn es ist mir wichtig, eigenständig zu sein und auch finanziell autonom zu sein. Trotzdem bin ich übrigens glücklich verheiratet, smile. Zudem brauche ich Natur und zum Glück habe ich einen kleinen Schrebergarten, der mir Rückzug bietet. Da kann ich stundenlang dem Gezwitscher der Vögel zuhören und bin eins mit der Welt.

Wenn du die Augen schließt und tief in dich hineinschaust, wie siehst du dich dann selbst?

Bunt und quirlig und vielleicht ein bisschen zu chaotisch. Struktur ist eine der größten Aufgaben, Tag für Tag.

Wie möchtest du leben, wenn du dich einmal nicht mehr selbst versorgen kannst, also auf Hilfe anderer angewiesen bist?

Das macht mir große Angst. Meine Mutter leidet seit Jahren an Demenz und ist pflegebedürftig. Die Vorstellung, irgendwann noch nicht einmal das Essen selbst entscheiden zu können, macht mir große Angst. Manchmal überlege ich, ob ich nicht das Lebensende selbst in die Hand nehmen soll. Durch die Krankheit meiner Mutter denke ich über diese Themen inzwischen anders als noch mit Dreißig, denn es ist ein Wunschtraum, das Alter wie in einem Rosamunde-Pilcher-Film zu erleben. Das können leider nur wenige. Ich fürchte mich vor den Schmerzen und den Krankheiten. Doch genau deshalb verdränge ich das Thema auch („ach, bin doch erst 50…“). Andererseits möchte ich natürlich auch nicht so früh sterben. In meiner Familie sind einige schon mit knapp über 50 gestorben. Das ist viel zu früh! Auch 60 ist zu früh. Naja, also möchte ich 80 werden, aber ohne die altersbedingten Krankheiten, bitteschön.

Stell dir vor es ist dein 80. Geburtstag, wie möchtest du auf dein Leben zurückblicken?

Hoffentlich bin ich noch fit und gesund und dann möchte ich sicher sein, dass ich die meisten Verrücktheiten auch gemacht und erlebt habe. Kinder waren nie in meinem Leben vorgesehen, aber Reisen und viele Erlebnisse sind mir wichtig und bis 80 möchte ich noch einiges erlebt haben. Satisfaction! Genau, sehr wichtig.

Fürchtest du dich vor dem Altwerden und, wenn ja, was macht dir die meiste Angst?

Siehe oben. Ja, ich habe Angst vor dem Alter. Nicht vor den Falten, ach, das macht mir eher Spaß, weil die Falten meine Lebenserfahrung zeigen.

Mir macht Angst, wenn Krankheit den Körper ausbremst, wenn der Körper nachlässt. Ich habe Angst vor dem Kontrollverlust: Wenn man nicht mehr Gehen kann oder seine Geschäfte selbständig tätigen kann, wenn man gefüttert werden muss und die Augen trüb werden. Au weia, ja, das macht mir Angst. Vielleicht mache ich deshalb so viel Sport, aber Wegrennen hilft ja auch nicht, seufz.

Welche Wünsche und Träume hast Du für die nächsten Jahre?

Meine Selbständigkeit soll funktionieren und mir genug zum Leben einbringen. Vielleicht klappt ja dann auch noch ein Umzug ans Meer. Klar, und dann möchte ich noch weiterhin glücklich und unbeschwert mit meinem Mann durchs Leben hüpfen.

Vielen Dank für deine Offenheit. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg in der noch frischen Selbstständigkeit.

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