Sonntagsfragen: Zwischen 40 und 60 – Gudrun erzählt

Bild: Gudrun mit 62 Jahre. Immer noch wahnsinnig jung.

 

Gudrun ist 63 Jahre alt, verheiratet und hat 2 Kinder und 3 Enkelkinder. Als Schulsekretärin hat sie ständig viel Leben um sich herum. Vielleicht führt sie gerade deshalb ihren Blog „60 plus na und“ mit soviel Liebe und Herzblut. Ich freue mich sehr, dass Gudrun bereit war, uns Einblick in ein Stück ihres Lebens zu geben.

Liebe Gudrun:

Wie war Dein Lebensgefühl mit 40 und wie unterscheidet es sich zu heute?

Als ich 40 war, da waren meine Kinder 15 und 12 und ich war eigentlich immer gestresst. Berufstätigkeit, Haushalt und Familie unter einen Hut zu bringen.

Welche Wünsche und Träume hattest Du in diesem Alter und was davon ist in Erfüllung gegangen?

Mit 40 hatte ich keine konkreten Träume und Wünsche, wenn ich mich jetzt richtig erinnere. Ich habe mich immer wahnsinnig auf den Urlaub gefreut. Wir sind fast immer nach Frankreich gefahren, was meinen Kindern dann irgendwann mal nicht mehr gefiel. Irgendwie blieb mir keine Zeit zum Träumen.

Wenn Du heute auf die letzten 20 Jahre zurück schaust, wie ist Dein Resumé?

Ich hätte einfach öfter mal NEIN sagen sollen. In der Familie, im Ehrenamt und auch mal zu mir. Bei mir musste immer alles 100 % sein. Ich habe für alle anderen gemacht und getan und habe mich dabei vergessen. Jetzt kann ich es mittlerweile ganz gut, auch mal NEIN sagen.

Gudrun mit 40

Gab es Schicksalsschläge oder tiefgreifende Veränderungen in dieser Zeit und wie haben sie Dein Leben beeinflußt?

Mit 40 hatte ich einen Totalzusammenbruch, den man heute Burnout nennen würde. Damals kannte ich den Ausdruck nicht. Ich bin von Arzt zu Arzt gerannt und keiner hat es erkannt. Erst meine Frauenärztin brachte mich auf den richtigen Weg. Durch sie fand ich eine Psychologin, bei der ich auch ziemlich schnell einen Termin bekam. Als sie mich fragte und ich ihr meinen Alltag offen legte, fasste sie sich an den Kopf und hat mich erst einmal zur Vernunft gebracht. Ich hatte mich jahrelang übernommen. Familie, Haus, Garten, Berufstätigkeit, Kinder zu den Hobbys fahren, Arbeit im Gemeinderat (was auch Fraktionssitzungen, Kindergartenbeirat, Mitgliederversammlungen etc. beinhaltete). Dann wollte ich natürlich auch noch was für mich tun und nicht nur für andere. Ich wollte Französisch lernen und ging einmal in der Woche zum Unterricht und im Chor habe ich auch noch gesungen. Und dieses ganze Pensum über einige Jahre.
Ich bekam Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Rückenschmerzen (mal mehr, mal weniger) ständige leichte Übelkeit und meine Haut reagierte mit Juckreiz und Ausschlag. Dann kam der Höhepunkt. Hyperventilation, Angst- und Panikattacken und Schweißausbrüche. Von da an habe ich gewusst, dass ich etwas ändern muss. Aber die Angst- und Panikattacken haben mich zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr immer wieder begleitet. Ich konnte monatelang Ruhe haben und dann plötzlich aus heiterem Himmel hat es mich überfallen. Es hat lange gebraucht, bis ich meinen Körper verstanden habe. Ich bin achtsamer geworden. Was mir auch geholfen hat, ich habe vor gut 5 Jahren Lachyoga kennengelernt. Lachen bewirkt so viel in uns. Ich habe dann die Ausbildung zur Lachyoga-Leiterin gemacht und gebe jetzt selbst Kurse. In meinen Kursen sind immer wieder Menschen, die durch ein Burnout gegangen sind und bei einer Reha Lachyoga kennengelernt haben. Ich bin seit 4 Jahren frei von Angst- und Panikattacken und mir geht es gut. Ich stehe jetzt noch viel selbstbewusster im Leben. Mein Motto ist:

“Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag.“

 

Bist Du heute zufriedener oder trauerst Du der alten Zeit hinterher?

Ich fühle mich heute viel zufriedener und ausgeglichener und möchte nicht noch einmal 40 sein und trotzdem weiß ich, dass mich diese Zeit zwischen 40 und 55 zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin.

Welche Wünsche und Träume hast Du für die nächsten 20 Jahre?

Ich habe angefangen mit schreiben. Habe einen Fernkurs „Kreatives Schreiben“ in der vorgegebenen Zeit geschafft. Darauf bin ich sehr stolz. Ich schreibe Gedichte und habe auch ein Buch angefangen. Ich gehe im Juni in Rente und möchte dann mit meinem Mann mehr Reisen. Meinen Klavierunterricht möchte ich wieder aufnehmen. Und dann wird man weitersehen. Ich bin für alles offen und möchte eigentlich gar nicht alles im Voraus planen.

Vielen Dank für deine ehrlichen Antworten. Du hast vollkommen recht, dass du nicht so gerne im Voraus planen magst, denn:

„Leben ist das, was passiert, während man Pläne macht.“

 

 

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