Sweetsixty in Südafrika – Letzte Tage in Johannesburg
Zurück aus Franschhoek nahm uns mein Schwager Rudi in Empfang und chauffierte uns nach Hause. Eigentlich wollte er für 2-3 Tage mit nach Kapstadt kommen, aber leider stand die Sterilisation von Cooper in dieser Zeit an. So gequält sollte der arme Hund nicht auch noch in fremde Hände.
Zu allem Übel mußte Cooper auch noch so ein blödes Ding um den Hals tragen, damit er sich die Naht nicht aufbeißt. Der Arzt hatte diese lästige Kopfbedeckung für 3 Wochen empfohlen. Cooper war aber so brav und blieb weg von der Wunde. So konnten wir ihm das Ding schon nach einer Woche auslassen.
Empfangen wurden wir also von einem frisch operiertem Hund, gutem Wetter und einer Flasche Martini. Kaum zurück, planten wir für den nächsten Tag eine Bustour durch Johannesburg. Das klappte aber nicht, weil der Bus nur Samstags fuhr und es bereits Samstagnachmittag war. Also verschoben wir die Fahrt auf den nächsten Samstag.
Mir blieben hier in Johannesburg immerhin noch fast 2 Wochen. Weil eine Kollegin vor mir Urlaub beantragt hatte, mußte ich vormittags ein bißchen arbeiten. Dank eines Kollegen, der mich fleißig unterstützte, hielt sich die hierfür täglich aufgewendete Zeit in Grenzen. Es ist schon eine tolle Sache, dass wir mit dem Laptop und übers Internet überall in der Welt arbeiten können.
Unter der Woche machten wir einige Einkäufe in der Mall und im Supermarkt um die Ecke. Ansonsten war Chillen und „Alltag“ meiner Familie miterleben angesagt. Abends durfte ich leckeres Essen genießen und den Tag auf der Terrasse mit einem Whiskey-Cola beschließen.
Gegen Ende der Woche wurde diese gemütliche Zeit jäh unterbrochen. Ich hatte mich gerade nach einem Mittagssnack in mein Reich auf Zeit verzogen, als ich Marion laut rufen hörte: „Karin, schau bitte mal“. Ich lief zur Tür und was ich sah, ließ mich erschrecken. Cooper stand bei Marion und hatte ein völlig aufgequollenes Gesicht. Das war vor ein paar Minuten noch nicht. Sein ganzer Bauch rötete sich und er rieb seinen Kopf auf der Erde. Er hatte kurz zuvor einen Knochen bekommen und unser erster Gedanke war, dass dieser quer im Maul sitzt. War aber nicht so.
Das Gesicht quoll immer mehr an und wir hatten beide Angst um das arme Tier. Marion rief aufgeregt Rudi im Büro an, damit er mit Marion und Cooper in die Tierklinik führe. Rudi brauchte ungefähr 20 Minuten, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen. Ich hatte einen Stein im Magen und einen Kloß im Hals und dachte insgeheim darüber nach, was ich tun würde, wenn Cooper zu ersticken drohte.
Die Drei fuhren zur Klinik und ich hielt aufgeregt die Stellung. Der Tierarzt vermutete Wespenstiche ins Maul und gab Cooper eine Spritze. Er mußte dann noch eine gute halbe Stunde dort bleiben, um zu sehen, ob die Spritze anschlägt. Das tat sie, es dauerte aber noch den ganzen restlichen Tag bis die Schwellung endlich zurück gegangen war. Was für eine Aufregung.
Bustour durch Johannesburg
Samstag machten wir uns früh am Morgen auf zu unserer Hop On – Hop Off Tour durch Johannesburg und nach Soweto auf. Mit dem Wetter hatten wir mächtig Glück. Die Sonne strahlte vom Himmel.
Die Fahrt führte uns vorbei am Johannesburger Zoo und dem Military Museum nach Gold Reef City. Dort stiegen wir zum ersten Mal aus.
Info: Gold Reef City ist ein Freizeitpark in Johannesburg, der zu verschiedenen Themenbereiche ein Unterhaltungsangebot zur Verfügung stellt. Hier findet man ein Spielcasino und viele Cafes und Restaurants.
Im Zentrum steht die ehemalige Crown Gold Mine, eine der tiefsten Goldminen der Welt. In bis zu 4,2 km Tiefe wurden bis 1982 ca. 1400 Tonnen Gold gefördert. Heute können Besucher in einer geführten Tour ca. 240 m in die Tiefe fahren. Neben historischen Lokomotiven und Tresorwagons sind eine Reihe alter Maschinen, oft aus deutscher Fertigung, wie Druckereimaschinen oder Münzprägemaschinen zu besichtigen. Im trockenen Kontinentalklima von Johannesburg konnten diese Maschinen über Jahrzehnte konserviert werden.
Tanzeinlagen unterschiedlicher Gruppen in historischen Kostümen lockern das Angebot auf. Kindern wird die Möglichkeit zum Goldwaschen geboten. Auch Wildwasserfahrten und Achterbahnen dienen dem Zeitvertreib. Höhepunkt in Gold Reef City ist das Gießen von Goldbarren im Goldgräber-Museum. Im Video sehen Sie wie ein 25 kg schwerer Goldbarren gegossen wird. Wer einen konischen Goldbarren waagrecht mit einer Hand heben kann, darf diesen auch mitnehmen. Es ist bisher aber noch niemandem gelungen!
https://blog.myvideomedia.com/de/gold-reef-city-johannesburg/,
Wir hatten nicht gefrühstückt und holten das hier nach. Das Frühstück war köstlich und so gestärkt machten wir uns auf einen Spaziergang über das Gelände. Der Freizeitpark hatte noch nicht geöffnet, es standen aber bereits Unmengen von Menschen an um Einlaß zu bekommen.
Gold Reef City ist sehr schön gestaltet und hat ein wenig von Las Vegas nur in klein.
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Soweto
Nach einer kurzen Wartezeit fuhren wir mit einem Kleinbus weiter nach Soweto.
Info: Soweto (offizieller Name; kurz für South Western Townships, deutsch etwa „Südwestliche Vororte“) war ein 1963 administrativ vollzogener Zusammenschluss zahlreicher Townshipssiedlungen im Südwesten der südafrikanischen Industriemetropole Johannesburg. Von 1983 bis 2002 war Soweto eine eigenständige Stadt. Seit 2002 gehört es zur Metropolgemeinde City of Johannesburg. Soweto gilt seit dem Aufstand in Soweto 1976 als Symbol des Widerstandes in der Apartheidsära.
An den Aufstand von 1976 erinnern seit 2002 das Hector-Pieterson-Museum sowie das Hector-Pieterson-Mahnmal vor dem Museum in Orlando. 2002 wurde Soweto erneut Teil der Stadt Johannesburg. Das frühere Soweto wurde in zwei Verwaltungsbezirke, die Bezirke 6 und 10, aufgeteilt. Im Zuge einer Verwaltungsreform wurden die beiden Bezirke zum Bezirk D zusammengelegt. Am 4. Februar 2011 eröffnete die Universität Johannesburg ihren neu eingerichteten und komplett sanierten Soweto-Campus. Insgesamt sind nach 1994 in Soweto vielseitige Stadtentwicklungsvorhaben umgesetzt worden. Zu diesem Zweck gab es auch Teilpläne, die nur einzelne Siedlungsareale betrafen und betreffen.
Auch heute leben hauptsächlich Schwarze in Soweto. Alle in Südafrika als Amtssprachen anerkannten Sprachen werden hier gesprochen. Viele Menschen aus ländlichen Gebieten kommen in den Stadtteil, um in angrenzenden „weißen“ Stadtteilen von Johannesburg und umliegender Nachbargemeinden Arbeit zu finden. Doch passende Jobs sind rar und somit entstehen innerhalb kürzester Zeit immer neue kleine Armutssiedlungen.
Soweto wird zunehmend von Touristen besucht. Viele Gebiete in Soweto, wie Dube oder die Extensions (deutsch „Erweiterungen“) wie Diepkloof Extension, werden vom schwarzen Mittelstand bewohnt und gehören damit zu den sichersten Gebieten in Johannesburg. Informelle Siedlungen wie Kliptown hingegen sind von Ärmeren bewohnt und gehörten, wie einige Favelas in Brasilien, zu den gefährlichsten Orten der Welt. Viele Einwohner Sowetos haben sich in Nachbarschaften organisiert, um sich vor Kriminellen zu schützen.
In der Vilakazi Street im Ortsteil Orlando lebten die beiden Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela und Desmond Tutu.
Wikipedia
Wir hatten einen sehr netten Fremdenführer, der selbst in Soweto lebt, uns viel erzählen konnte und uns auch gut unterhielt. Nach einer Vorstellungsrunde gab er uns allen neue, afrikanische Namen. Ich bekam den Namen Winnie von Winnie Mandela. Welche Ehre.
In Soweto wechseln sich große Wohnhäuser ab mit kleinen Einfamilenhäusern und Wellblechhütten, in denen die ärmsten der Armen ohne Strom und oft auch ohne Wasser leben. Solche Siedlungen hatten wir auch in den Vororten von Kapstadt gesehen. Es ist traurig, wie die Menschen hier teilweise leben müssen. Es kann im Winter recht kalt werden und nachts sogar Minusgrade geben. Das in solch einer Hütte zu überstehen, ist schon eine Herausforderung. Um so wichtiger ist,, dass in Johannesburg lebende, gutverdienende Menschen Arbeit geben und den Garten pflegen und/oder das Haus putzen lassen. Jede Arbeitsstelle hilft hier die Not zu lindern.
Alltag in Johannesburg
Zurück von der Bustour war es bereits später Nachmittag. Wir kauften noch schnell etwas zum Abendessen ein und fuhren dann nach Hause, wo Cooper uns bereits sehnsüchtig erwartete.
Sonntag besuchten wir in der Mall noch einmal den Sonntagsmarkt um noch einige Mitbringsel zu kaufen. So verging das Wochende. Ich hatte viel gesehen und merkte immer mehr, dass ich noch lange brauchen würde, all diese Eindrücke zu verarbeiten.
Die Woche sollte noch einmal aufregend werden. Marion und Rudi hatten sich neue Lampen für das Badezimmer gekauft und nun Elektriker bestellt, um diese fachmännisch anbringen zu lassen. Rudi war heute im Home Office, damit er dabei sein konnte. Der Chef des Ganzen hatte u.a. einen deutschen Hintergrund und sprach unsere Sprache hervorragend. Er ließ seine Leute arbeiten während er uns seine Lebensgeschichte erzählte.
Nach einem kleinen Mittagessen zog ich mich zurück. Ich wollte ein bißchen Ruhe haben, die aber nicht lange währte. Draußen wurde es mit einem Mal unruhig. Ich sah meine Schwester hinters Haus flitzen und hörte lautes Stimmengewirr. Das machte mich natürlich neugierig. Einer der Arbeiter hatte beim Bohren die Wasserleitung getroffen und nun stand das Bad unter Wasser.
Schnell wurde ein Installateur bestellt, der die Leitung flicken sollte. Glücklicherweise konnte auch jemand sofort kommen. Die Leitung wurde repariert, aber das Ganze hatte den ganzen Tag in Anspruch genommen. Da Schwesterchen und Schwager direkt nach meiner Abreise Hochzeitstag hatten und diesen mit einer kleinen Reise feiern wollten, wurde die restliche Reparatur auf die darauffolgende Woche verschoben.
Zwar ist die Wand mittlerweile wieder zu, aber die Lampe brennt nicht und es ist auch immer noch einiges andere nicht in Ordnung. Aber das habe ich persönlich nicht mehr mitbekommen.
Auch gab es in den knapp 2 Wochen mehrere Stromausfälle. Einige waren angesagt, fanden aber nicht statt und einige waren nicht angesagt, fanden aber statt. Auch hatten wir zeitweise kein Wasser. Alltag in Johannesburg eben.
Das Wetter war fast genau so. Ich habe gefroren, geschwitzt, wurde klatschnass und ließ mir die Sonne auf den Bauch scheinen. An Abwechslung hatte es nicht gefehlt.
Abschied von Südafrika
Donnerstag sollte mein Flieger zurück in die Heimat gehen. Aus diesem Grund wollte ich meine Lieben als Dankeschön noch einmal zum Essen ausführen. Rudi hatte den Tipp bekommen, ins Four Seasons – The Westcliff, eines der besten Hotels in der Stadt, zu gehen. Die Aussicht dort sollte wohl sensationell sein. Wir mußten vorher einen Tisch bestellen und mit 900 Rand in Vorleistung treten. Das luxuriöse Hotel hatte wohl Angst wir würden nicht kommen.
Das Wetter ließ nichts Gutes erahnen, als wir uns am späten Nachmittag ein Taxi riefen. Am Westcliff angekommen wurden wir nach der Reservierung gefragt und mußten dann warten, dass uns eine Art Golfwagen abholte, um uns oben ins Restaurant zu bringen. Der Aussicht wegen und um den Sonnenuntergang zu genießen, hatten wir einen Tisch draußen reserviert. Das sollten wir bereuen. Der Wind frischte enorm auf und wir wurden kräftig durchgepustet. Von Sonnenuntergang konnte auch keine Rede sein, wie ihr am Foto unten sehen könnt. Frierend baten wir um einen Tisch im warmen Inneren des Gebäudes. Der Wunsch wurde uns natürlich erfüllt. Ich hatte nichts anderes erwartet.
Kaum sitzend wollte ein lustloser Kellner unsere Bestellung aufnehmen. Eine Speisekarte gab es nur über die Website des Four Seasons. Das ist zwar umweltfreundlich, aber nicht sehr praktisch. Zumal konnten wir über die App die Preise nicht sehen. Das gelang erst nachdem man die Seite verkleinert hatte. Meines Erachtens war das volle Absicht.
Das Essen war gut, aber nicht so gut, wie wir das in einem solchen Haus erwartet haben. Das Gleiche galt auch für den teuren Wein, von dem wir jeder 2 Glas getrunken haben. Die Kellner waren höflich, aber nicht sehr engagiert. Alles in allem ein teurer Spaß, den man sich einmal leisten kann, aber nicht unbedingt muß.
Nachdem wir bezahlt hatten wurden wir nicht etwa wieder hinunter gefahren. Jetzt war es vorbei mit dem Service. Mit unseren hohen Schuhen durften wir dann zu Fuß hinunter wackeln und dann dort auf unseren Uber warten.
Mein Fazit: Für das gleiche Geld hätten wir in einem der Stammlokale von Marion und Rudi zweimal essen und mehrere Flaschen Wein in uns rein schütten können. Zudem hätten wir noch Spaß gehabt, evtl. mit Tanz und Livemusik. Bei meinem nächsten Besuch in Südafrika machen wir das genau so.
Nun war also der Tag des Abschieds gekommen. Meine Familie brachte mich zum Flughafen und wir nahmen noch ein letztes Getränk gemeinsam. Der Flieger startete fast pünktlich und am nächsten Morgen war ich wieder in Köln.
Mein Fazit über diese, für mich sehr aufregende und schöne Reise und somit den letzten Teil meines Reiseberichtes findet ihr nächsten Sonntag an dieser Stelle.