Sweetsixty in Südafrika – Franschhoek

Ein letztes Mal wachwerden in unserer wunderschönen Ferienwohnung in Kapstadt. Es ist Freitag, wir packen unsere Sachen und los geht die Reise ins 60 km entfernte Franschhoek. Der Abschied fiel uns nicht ganz so schwer, weil das Wetter kalt und ungemütlich war.

Meine Schwester hatte bereits im Vorfeld online Karten reserviert für das Uncorked Wein-Festival und wir hatten uns schon in Johannesburg Gedanken gemacht, welche der vielen Weingüter wir an diesem Wochenende besuchen wollten. Also riefen wir frohen Mutes ein Auto über Uber, das uns an diesen schönen Ort mit den leckeren Weinchen bringen sollte.

Schon die Hinfahrt ließ nichts Gutes erahnen. Zwar wurde die Landschaft immer hübscher, aber es hingen dunkle Wolken am Himmel.

Marion hatte für uns ein Cottage gebucht mit 2 kleinen Ferienwohnungen. Diese hatten jeweils ein Zimmer mit kleiner Küche, Esstisch und Bett sowie ein Badezimmer. Alles war etwas älter, aber die Betten waren gut. Auf so einer Reise ist das ja das Wichtigste. Schließlich schläft man fast nur hier und ist ansonsten unterwegs. Unsere wirklich nette Vermieterin erzählte, dass es die Woche zuvor noch 27 Grad und Sonnenschein hatte. Warum nicht jetzt?

Nach dem Auspacken machten wir uns auf den Weg ins Örtschen. Auch hierfür benötigten wir ein Auto, weil sich der Weg bergab doch ziemlich zog. Also orderten wir Uber und es kam Lenox. Sehr nett und aufmerksam und, wie wir später festellen sollten, der einzige Uber-Fahrer im Ort.

Absetzen ließen wir uns am Fremdenverkehrsamt, weil wir unseren Onlinenachweis noch in Eintrittskarten umtauschen mußten. Allerdings gelang uns das nicht. Man sagte uns, dass wir die Karten erst am nächsten Morgen bekommen könnten. Unsere Frage, ob irgendwelche Verkehrsmittel für das Festival eingeplant sein würden, wurde verneint. Das verwunderte uns allerdings sehr. Was für eine schlechte Organisation. Immerhin lagen die meisten Weingüter viele Kilometer weit auseinander. Das war zu Fuß nicht zu schaffen. Na ja, wir stellten das erstmal hinten an, weil uns mittlerweile schrecklicher Hunger plagte. Schließlich hatten wir nur je einen halben Schokoriegel gefrühstückt.

Wir setzten uns in das nächstgelegene Lokal, das uns gefiel und bestellten uns erst einmal etwas Leckeres und natürlich einen Wein. Was trinkt man auch anderes in einem Weinbaugebiet? Unser Kellner, er hieß Russel, lud uns für den Abend ein wieder zu kommen. Es sollte Livemusik und Tanz geben.

So gestärkt bummelten wir etwas durch diesen wirklich wunderschönen Ort.

Info: Franschhoek liegt in der Provinz Westkap am Ende eines langgestreckten Tales. Der Name "Franschhoek" bedeutet soviel wie "Franzosenecke". denn der Ort wurde 1688 von 200 ausgewanderten Franzosen gegründet.  Unter den Einwanderern befanden sich einige Winzer. So ist es kein Wunder, dass  der Ort im Laufe der Zeit zu einem Weinanbaugebiet wurde.

Das Wetter hatte etwas aufgeklart, aber es war immer noch ungemütlich feucht und kalt. In einem Geschäft für Safarimode erstand ich endlich mein langgesuchtes warmes Sweatshirt und meine Schwester konnte eine schöne Regenjacke erhaschen. Da es wieder nach Regen aussah, kauften wir noch schnell im Supermarkt ein paar Getränke und Snacks und machten uns mit Lenox, unserem Uber Fahrer, auf den Heimweg.

Wir genossen noch ein wenig die Aussicht vom oberen Balkon und legten uns dann für einen kleinen Mittagsschlaf hin, um für die abendliche Tanzveranstaltung gestärkt zu sein, um dann so richtig abzurocken.

Zwar konnte ich nicht schlafen, genoß aber die wohlige Wärme des Bettes, als ich einen Alarm wahrnahm und meine Schwester rufen hörte; “Karin, hast Du das gehört? Rudi hat die Alarmtaste gedrückt”.

So schnell war ich seit Jahren nicht mehr aus dem Bett. Ich raste die Treppe hoch, die ich sonst immer ganz vorsichtig hochging, damit ich mir in meinem Alter nicht die Knochen breche. In diesem Moment dachte ich über all das nicht nach, sondern war nur in Panik. Gleichzeitig schrie meine Schwester ins Telefon “Call my husband, call my husband. I’m not at home”. Der Sicherheitsdienst hatte sie wohl angerufen.

Wir beide saßen auf ihrem Bett und uns war einfach nur übel. Dann endlich erreichte Marion ihren Mann in Johannesburg. Er war vollkommen ruhig. Cooper hatte sich den Alarmknopf vom Tisch geholt und darauf herumgekaut. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Trotzem dauerte es noch eine ganze Weile bis wir uns wieder einigermaßen gefangen hatten.

Was, ich? Ich kann doch kein Wässerchen trüben. ich bin der bravste Hund der Welt.

Später machten wir uns dann fertig und fuhren mit Lenox in den Ort zum Abendessen und tanzen.

Dort wurden wir von einem jungen Mann angesprochen mit der Frage, ob uns der Wein schmeckt. Er wäre von seiner Familie und freue sich, dass wir ihn trinken. Hier ist wohl die Welt besonders klein, wo ein Weingut neben dem anderen liegt.

Nach dem Essen schwangen wir uns auf die Tanzfläche, damit es uns ein bißchen warm würde. Russel, unser Kellner vom Mittag hatte frei und war auch zum Tanzen gekommen. Obwohl er mein Enkel hätte sein können, forderte er mich zum Tanzen auf. Ich muß sagen, seit Jahrzehnten habe ich nicht mehr mit einem Mann getanzt, der so seine Hüften bewegen konnte. Das hat wirklich Spaß gemacht.

Gegen 22 Uhr wollten wir aufbrechen, erreichten aber Lenox nicht. In unserer Not fragten wir jemanden vom Personal und der rief uns ein Taxi. Das Einzige im Ort, wie sich herausstellte. Wie sollte das wohl die beiden Festivaltage gehen?

Als wir am nächsten Morgen wach wurden, war das Wetter noch schlechter geworden. Es regnete, war sehr windig und wir froren erbärmlich. Am Frühstückstisch sagte Marion ganz vorsichtig, dass sie überlege, den Flug umzubuchen und heute schon nach Hause zu fliegen. Ich glaube, sie hatte ein wenig Heimweh nach der Sache mit dem Alarm. Wenn ich ehrlich bin, war ich froh, dass sie den Vorschlag machte. Ich hatte ein bißchen Angst, zwei Tage bei Regen und Sturm auf den Weingütern, die ja im Freien feiern wollten, zu verbringen.

Gesagt, getan! Meine Schwester buchte um und wir konnten am frühen Nachmittag von Kapstadt aus heimfliegen. Schön war es trotzdem, diese hübsche kleine Stadt gesehen zu haben.

Jetzt lagen noch anderthalb Wochen in Johannesburg vor mir, in denen doch noch einiges passierte. Was das im einzelnen war erzähle ich nächste Woche.

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