Wie sortiere ich mein Leben?
Jeder Mensch hat Dinge, an denen das Herz hängt. Erinnerungsstücke werden im Laufe des Lebens immer mehr und mehr. Wir bräuchten fast eine 2. Wohnung um das alles unterzubringen. Oft können wir uns nur schwer trennen und messen den einzelnen Stücken viel mehr Wert zu, als sie eigentlich haben.
Zusätzlich häufen wir Küchenutensilien an, die wir eigentlich nicht brauchen, Porzellan und Besteck, dass nur zu besonderen Gelegenheiten auf den Tisch kommt und Dekomaterial für alle Festtage, Jahreszeiten und sonstigen Gelegenheiten. Im Kleiderschrank häufen sich drei/vier Winterjacken und -mäntel, mit anderen Kleidungsstücken ist es ähnlich. Vieles paßt oder gefällt uns eigentlich nicht mehr und wenn wir ehrlich sind, sollte es nach Jahren wieder passen, wollen wir es eigentlich auch nicht mehr.
Was bewegt uns dazu, soviel Dinge anzuhäufen und zu horten? Warum gehen wir immer wieder Shoppen, obwohl wir von allem eigentlich genug haben? Macht uns das glücklich oder wollen wir anderen zeigen, wie gut es uns geht und was wir uns alles leisten können? Gibt es uns ein gutes Gefühl etwas neues, schönes und wohlmöglich sündhaft teures zu besitzen? Ja, das ist so!
Bei mir selbst merke ich immer wieder, dass ich, wenn es mir nicht gut geht, etwas kaufe und mich kurzfristig wieder sehr viel besser fühle. Das hält aber nicht sehr lange an. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo uns die vollgestellte Wohnung – muß ja schließlich auch alles abgestaubt werden – und der zum Platzen volle Kleiderschrank nerven. Bei mir war der Zeitpunkt nach dem Tod meines Mannes gekommen. Unsere Wohnung (immerhin 119 qm) war zum Bersten voll, ebenso der Keller. Der Umzug in eine kleinere Wohnung stand an und die Frage war: Wohin mit dem ganzen Krempel? Schon lange hatte ich mich beengt und nicht mehr wirklich wohlgefühlt. So viel hatte sich angesammelt. Nun wollte ich es hell und luftig haben, mit wenigen schönen Dingen. Ich wollte raus aus diesem Museum.
Wie eine Wilde habe ich mehr als zwei Drittel meiner Kleidung und Haushaltsgegenstände und fast alle Möbel verkauft oder verschenkt. Angeschafft habe ich mir freundliche Möbel in Weiß und Braun. Auch Erinnerungsstücke habe ich rigoros reduziert. Erinnerungen sind in meinem Kopf und in meinem Herzen. Ich muß mir nicht die Wohnung und den Keller damit vollstellen. Das Erstaunliche ist, bisher habe ich noch nichts von alledem vermisst. Der Abschied von Dingen (es sind wirklich nur Dinge) hat mich regelrecht befreit.
So ist jetzt noch viel Platz für Neues, aber ich möchte nie wieder so viel ansammeln. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, jedes Jahr im Frühling, alles auszusortiern, was ich nicht mehr mag oder im vergangenen Jahr nicht benutzt bzw. getragen habe. Die Sachen werden entweder verkauft oder verschenkt, denn jemand anderes freut sich darüber und ich behalte mein Gefühl von Befreitsein.
3 Kommentare
Monika
Hallo liebe Karin,
ich sende dir ein Lächeln und sage „DANKE“ für den wirklich guten Beitrag und deine schöne Website! Habe dich bei Sabine gefunden. Ja, das Loslassen befreit im innen und aussen…ich habe letzte Woche sehr viel an Kleidung, Schuhen, Taschen und Koffer an die Flüchtlinge abgegeben und vermisse eben auch nichts. Weniger ist mehr, trifft auf viele Bereiche des Lebens zu. Ich will einfach leben, bewusst konsumieren und soviel teilen wie auf FB geteilt wird. Dir alles Liebe und viel Freude!
Viel Sonne auf der Haut und im Herzen.
Sabine
Liebe Karin,
ich bin auch gerade beim Entrümpeln.
Es ist schon erschreckend, wieviel sich im Laufe der Jahre angesammelt hat.
Einige Sachen haben wir schön verschenkt oder auf dem Flohmarkt verkauft. Es wird jedoch noch eine ganze Weile dauern, bis es wirklich sichtbar wird.
Unsere Große hat immer gesagt :“Alles was man hat, das hat einen.“
Ich möchte mit leichterem Gepäck weiterziehen…
Herzliche Grüße,
Sabine
Karin Austmeyer
Ach Sabine, du glaubst nicht wie gut das tut eine helle „luftig leichte“ Wohnung und einen übersichtlichen Kleiderschrank zu haben. Bleib dran, es lohnt sich!