Auf Wiedersehen altes Leben – Teil 2
Der erste Teil dieser Geschichte ist letzten Sonntag erschienen. Ihr findet ihn hier.
Mein erster Mann hatte inzwischen wieder einmal eine neue Freundin. Ich beschloss aus dem Haus auszuziehen. Helmuts Freundin hatte eine kleine Wohnung in Köln und wir tauschten einfach. Sie zog ins Haus und ich nach Köln zurück – ich sagte ja schon mal, das war wie in einem schlechten Roman. Das Haus zu verlassen fiel mir schwerer als gedacht und ich saß am Umzugstag heulend auf einem gepackten Umzugskarton.
Nach einiger Zeit wurde ich beruflich erfolgreicher und zur Chefsekretärin befördert. Jürgen war noch in der Ausbildung, ich aber verdiente inzwischen genug, so dass wir uns eine grössere Wohnung in Köln-Weiden, einem der besseren Viertel der Stadt, leisten konnten. Ehrenfeld, wo wir bis dahin wohnten, ist heute ein absolutes Inviertel und jeder möchte dort wohnen. Damals aber war dieser Stadtteil verrufen. „Dort wohnen 100 Jahre Knast“ sagte man in Köln und ich war froh, dort wegzukommen.
Inzwischen geschieden, heirateten Jürgen und ich. Nachdem er seine Ausbildung beendet hatte, zogen wir noch einmal um. Unser neues Heim lag in Bedburg-Rath, in der Nähe seiner Arbeitsstelle. Leider hielt auch diese Ehe nicht lange. Ich mochte Jürgen sehr, er war und ist ein lieber Kerl. Die Zeit mit ihm hat aus mir eine selbstständige und selbstbewußte Frau gemacht. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar.
Zum ersten Mal Single
Mein zweiter Mann zog nach unserer Trennung zunächst einmal zurück zu seinen Eltern. Ha, eigentlich machen das ja immer die Mädchen. Nun war ich zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben Single und blieb es etwa sieben Jahre. Beruflich war es eine sehr erfolgreiche Zeit und ich genoß meine neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen. Ich besuchte wieder Tanzkurse, hatte einen netten Tanzpartner, mit dem ich später auch „Club“ tanzte. Ich arbeitete viel und gerne. Damals hatte ich zwar die eine oder andere kurze Beziehung, war aber fest davon überzeugt, nie wieder mit einem Mann leben zu wollen.
Als die Chefs meiner Schwester ihr neu gebautes Haus in Wesseling vermieten wollten, schlugen wir zu und zogen dort ein. Wir hatten in diesem Haus jede eine Etage für uns und in der Mitte einen großen Gemeinschaftsraum (Küche und Wohn- Eßbereich).
Auf zu neuen Ufern
Nach relativ kurzer Zeit zeigten sich bereits die nächsten Lebensabschnitte am Horizont. Meine Schwester zog aus und ich mochte nicht alleine in diesem Haus bleiben.
Mit Ende Dreissig, arbeitete ich schon seit einiger Zeit in einer Leasing-Firma in Düsseldorf. Um näher an meinem Arbeitsplatz zu sein, suchte ich mir eine Wohnung im Düsseldorfer Raum. Der Fahrweg zur Arbeit war bis dato lang und anstrengend. In Meerbusch fand ich eine wunderschönes neues Zuhause. Dort fühlte ich mich von Anfang an wohl.
Während eines Messedienstes hatte ich bereits zwei Jahre zuvor meinen Kollegen Bernd aus Bielefeld näher kennengelernt und mich Hals über Kopf in ihn verliebt. Er steckte in einer unglücklichen Ehe, schaffte es aber zunächst nicht, sich zu trennen. Kurz vor meinem Umzug hatte sich Bernd wieder gemeldet und ich hatte ihm klar gemacht, dass ich keine Geliebte wäre. Nun in meiner neuen Wohnung angekommen, zog Bernd nach kurzer Zeit zu mir. Er wurde später mein dritter und letzter Ehemann.
Veränderung durch Selbstständigkeit
Wir verbrachten in Meerbusch acht sehr glückliche Jahre, bis Bernds Arbeitgeber Insolvenz anmelden mußte. Das war der Anlaß für ihn, sich selbstständig zu machen und ich tat dies nach einiger Zeit ebenfalls. Wir suchten ein großes Büro und wurden in Krefeld fündig. Kurz darauf fanden wir dort auch eine tolle Wohnung mit Garten, in der wir gute zehn Jahre gemeinsam lebten. Durch eine schwere Krankheit meines Mannes und die IT-Krise, mein Mann war Informatiker, kam die Firma in die roten Zahlen und wir mußten sie aufgeben. Bernd war inzwischen so krank, dass er immer weiniger tun konnte und in Frührente gehen mußte. Ich gründete eine eigene kleine Firma und arbeitete von zu Hause aus. 2015 wurde bei meinem Mann Krebs diagnostiziert, an dem er recht schnell verstarb.
Zurück zu meinen Wurzeln
Die Räume voller Erinnerungrn und viel zu groß für mich alleine, entschloß ich mich, zurück in meine Heimatstadt Köln zu ziehen. Wie eigentlich jeder Kölner, liebe ich meine Stadt und ich sehnte mich schon seit längerem dorthin zurück. Eine passende 3-Zimmer-Wohnung war relativ schnell in Köln-Holweide gefunden. Weniger als drei Monate nach Bernds Tod konnte ich nun, zusammen mit meinem Kater, umziehen. Holweide war zwar nicht mein Wunschstadtteil, aber die Mieten in meinen favourisierten Vierteln waren unbezahlbar. Mein neues Zuhause war gerade modernisiert worden und hatte eine schöne, grosse Terrasse. Ich fühlte mich sofort wohl. Die Wohnung liegt zentral und ich habe schnell neue Freunde und tolle Nachbarn gefunden.
Der letzte Neubeginn
Ein Jahr nach Bernds Tod wurde bei mir ein Stimmlippenkarzinom festgestellt. Meine Freundin sagte: „Dir hat es im wahrsten Sinne die Sprache verschlagen“, woran viel Wahres ist. Nun mußte ich, mit 63 Jahren, Schwerbehindertenrente beantragen. Die Miete für die große Wohnung wurde mir zuviel. Ich arbeite zwar noch, aber ich möchte nicht mein ganzes Geld für Miete ausgeben. Als dann im Haus eine kleinere Wohnung frei wurde, war ich glücklich. Wieder stand ein Umzug an, aber diesmal nur innerhalb des Hauses. Auf diese Weise mußte ich mein Umfeld nicht verlassen. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich diese Wohnung auch dann bezahlbar ist, wenn ich einmal nicht mehr nebenbei arbeiten kann.
Zum guten Schluß
Alle Wohnungen sind fest mit Abschnitten in meinem Leben verbunden. Eine neue Bezirhung möchte ich nicht mehr. Ich denke und hoffe, dass ich hier meinen letzten Lebensabschnitt verbringen kann, aber man weiß ja nie, was dieses bewegte Leben mir noch bringen wird. Ich werde es jedenfalls, so lange ich kann, in vollen Zügen geniessen.
2 Kommentare
Gabi
Was für ein bewegtes Leben Du schon hattest – da kann ich Dir nur gratulieren, daß Du alles so gut geschafft und nie aufgegeben hast. Ich lese gerne in Deinem Blog und wünsche Dir weiterhin Erfolg und alles Gute Karin. Liebe Grüße Gabi
Karin Austmeyer
Ach ja, das Leben. Nützt ja nix, heulend auf der Coach zu liegen. Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar.