Ein Spaziergang in die Vergangenheit

Für meinen Blog „Lebensräume“ war ich in Köln unterwegs, um mir eine Demenz-WG am Barbarossaplatz anzuschauen. Schon bei der Terminvereinbarung hatte ich mir vorgenommen, noch einmal in „meine Straße“ zu gehen, dort wo ich groß geworden bin.

 

Die Kyffhäuserstrasse geht vom Barbarossaplatz ab, so wie viele andere. Schon über 40 Jahre wohne ich nicht mehr dort, was einen Besuch dort sehr spannend macht.

Meine Schwester erzählte mir, dass das 1958 gebaute Mietshaus, in dem wir lebten, um eine Etage aufgestockt wurde und die Wohnungen inzwischen in Eigentumswohnungen umgewandelt worden wären. Näher angesehen hat sie sich das aber nicht. Ich wollte einfach einmal wieder durch die Straße laufen und sehen, was sich alles verändert hat. In unserem Haus würde ja sicher keiner der alten Mieter, die zum größten Teil der Generation meiner Eltern angehörten, mehr wohnen. Als ich dann auf die Klingelschilder schaute, ach, was soll ich euch sagen, es standen noch vier mir bekannte Namen dort. Ihr könnt euch mein Erstaunen sicher gut vorstellen.

Wolf-Dieter, der ein Jahr älter ist als ich und damals mit seiner Mutter dort wohnte, lebt inzwischen mit seiner Ehefrau in der elterlichen Wohnung. Auf mein Klingeln öffnete er tatsächlich die Türe. Ich hätte ihn auch auf der Straße sofort wiedererkannt, denn er hat sich kaum verändert – ist halt 40 Jahre älter geworden. Wir plauderten ein ganzes Stündchen und dann rief er Frau M. an. Sie war früh Witwe geworden, wie die meisten im Haus. Ihre Tochter Brigitte, drei Jahre älter als ich, lebt auch noch dort, allerdings in einer eigenen Wohnung. Frau M. ist inzwischen 95 Jahre alt. WAHNSINN! Als Wolf-Dieter und ich dort klingelten, war Brigitte gerade bei ihrer Mutter und öffnete uns die Tür. Sie erkannte mich nach kurzem Überlegen doch tatsächlich wieder und das trotz inzwischen weißen Haaren. Auch hier blieb ich fast eine Stunde um zu erfahren, was in den letzten Jahrzehnten alles passiert ist.

Ebenfalls im Haus wohnt noch Frau K., die auch schon 92 Jahre alt ist und immer noch täglich die vielen Treppen hinaufsteigt, denn einen Aufzug gibt es immer noch nicht. Sie habe ich leider nicht angetroffen. Aber vielleicht beim nächsten Mal, weil ich allen versprochen habe wiederzukommen.

Schön war er, der Spaziergang in die Vergangenheit und das unverhoffte Wiedersehen mit Menschen, die im Alter meiner Eltern sind, nur dass die beiden schon lange nicht mehr leben. Zum Schutz der alten Damen habe ich die Nachnamen  nicht ausgeschrieben, aber dafür habt ihr sicher Verständnis.

 

2 Kommentare

  • Renate

    Liebe Karin,
    das klingt nach einer guten Nachbarschaft, die Ihr in diesem Haus hattet! Wie schön, noch ein paar Menschen von früher anzutreffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das interessant ist.

    Mein Elternhaus wurde verkauft und umgebaut. Beim Spazierengehen komme ich manchmal da vorbei. Wer darin jetzt wohnt, keine Ahnung. In vielen Städten beobachte ich mit Schrecken, dass sehr viele Häuser in Eigentumswohnungen umgebaut werden, die dann so teuer sind, dass sie kaum bezahlbar sind.

    Liebe Grüße
    Renate

    • Karin Austmeyer

      Ja Renate. Gott sei dank konnten sie in die alten Mieter, die ja teilweise über 50 Jahre dort leben, nicht rausbekommen. Sie wohnen weiterhin zur Miete dort.

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.