Heiligabend – Tradition gestern und heute Teil 2
In der letzten Woche habe ich euch erzählt, wie Heiligabend in meiner Kindheit und Jugend bei uns zu Hause gefeiert wurde. Im 2. Teil erzähle ich, wie sich unsere Tradition im Erwachsenenleben verändert hat.
Leider waren wir beiden Mädchen sehr früh gezwungen unsere Tradition zu ändern. Unsere Mutter starb bereits im Alter von 50 Jahren. Unser Vater hielt den Ablauf allerdings weitestgehend bei. Meine Schwester war zu diesem Zeitpunkt 14 Jahre alt und für sie änderte sich nicht viel. Ich allerdings war bereits verheiratet. Mein Mann und ich teilten uns also an diesem Abend. Das war insofern nicht besonders schwierig, denn unsere Eltern wohnten direkt gegenüber in der gleichen Straße. Wir verbrachten den frühen Teil des Heiligen Abends bei mir zu Hause und gingen dann gegen 21 Uhr zu den Schwiegereltern.
Als dann 3 Jahre später auch mein Vater starb, änderte sich alles. Mein Mann und ich hatten inzwischen ein Haus gebaut und die Feierlichkeiten wurden kurzerhand zu uns verlegt. Dieser Abend lief in der Tradition meiner Eltern, allerdings mit winzigen Unterschieden ab. Es gab ein vollwertiges, jedes Jahr wechselndes Menu und meine Schwester, die Schwiegereltern und der Schwiegeropa waren bei uns zu Besuch. Nach meiner Scheidung änderten sich lediglich die Location und die Gäste.
Gravierende Veränderungen gab es dann, als meine Schwester ebenfalls verheiratet war. Ich war inzwischen Single und pendelte. Mal war ich Heiligabend bei ihr und mal bei meiner Kusine.
Dann traf ich Bernd, meine große Liebe und fortan wurde wieder bei uns gefeiert. Eine neue Tradition entstand. Gegen 18 Uhr trudelten die Gäste ein: Mal war meine Schwester dabei, mal kam sie mit ihrem mittlerweile 2. Mann am 1. Weihnachtstag. Mal kam mein Stiefsohn mit wechselnder Begleitung, mal feierte er woanders und kam ebenfalls am 1. Weihnachtstag. Immer da waren meine Kusine (auch mit wechselnder männlicher Begleitung), Ihr Sohn und ihre Mutter.
Zuerst ging es um 17 Uhr in die Christmette und anschließend wurde gegessen. Es gab Lachs mit Toast, Ei und Meerrettich und leckeren von mir selbstgemachtem Eiersalat. Zum Nachtisch gab es immer Bratäpfel mit Vanillesoße. Nach dem Essen wurde beschert. Wir alle hatten die Geschenke liebevoll verpackt und auf kleine Kärtchen den Absender, den Empfänger und einen zum Geschenk passenden Spruch geschrieben. Reihum holte immer einer ein Geschenk, las die Karte vor und überreichte das Päckchen dem Empfänger, der es dann in Ruhe auspackte. Alle schauten gespannt dabei zu. Das hatte natürlich zur Folge, dass sich die Bescherung oft bis ein/zwei Uhr morgens hinzog. Es machte aber großen Spaß und war ja auch – ohne Kinder am Tisch – kein Problem.
Als mein Mann dann vor acht Jahren krank wurde, wechselten wir uns mit meiner Schwester und meiner Kusine als Gastgeber ab. Der Ablauf aber blieb unverändert.
Nun ist in diesem Jahr mein Mann gestorben. Ich werde diesen ersten Heiligabend ohne ihn ausrichten und zusammen mit meiner Schwester und meinem Schwager verbringen. Es wird ein schönes 3gängiges Essen geben. Ansonsten werden wir den Ablauf beibehalten. Ein bißchen Angst vor diesem Weihnachtsfest und meinen Gefühlen habe ich schon und was die nächsten Jahre bringen wird sich zeigen.
Ein Kommentar
Marion
Das schaffen wir schon, Schwesterchen. Wir halten dich einfach so auf Trab mit Extrawünschen, dass du gar nicht zum Nachdenken kommst 🙂