So weit die Füße tragen
Verliebt habe ich mich, in diese schwarzen, wunderschönen Sandaletten. Aber ich darf sie nicht haben. Eigentlich ist das nicht richtig, denn wenn ich sie haben möchte, kann ich sie ja kaufen. Richtig ist: Ich kann sie nicht tragen!!!
Wie vieles andere, dass sich mit den Jahren ändert, so auch die Füße. Sie haben mich 64 Jahre lang getragen und ich habe es ihnen nicht wirklich gedankt. Sie wurden ein wenig gepflegt, heißt: Pediküre, Hornhaut entfernen, eincremen, Punkt – mehr wars nicht. Füße, die unkompliziert sind, keine Schmerzen bereiten und auch bei großer Belastung und unbestrumpft keine Blasen werfen, bedürfen ja auch keiner weitergehenden Beachtung, oder?
Mein ganzes Leben lang habe ich Pumps geliebt. Schon als kleines Mädchen bin ich mit Mamas Stöckelschuhen durch die Wohnung gelaufen und habe mich wie eine Prinzessin gefühlt. Später waren Schuhe mit 10 cm+ Absätzen Alltagskleidung für mich. In den 80er Jahren waren es auch gerne mal 16-18 cm. Mit den damals modischen, extremen Plateausohlen ging das auch relativ problem-, aber nicht unbedingt gefahrlos. Die Dinger waren eher wie Schuhe mit untergeschraubten Brikett.
Kleingewachsen, wie ich nun mal bin, waren hohe Absätze auch immer ein Mittel, optisch ein paar Zentimeter mehr an Größe (oder sollte ich sagen Länge) vorzutäuschen. Ein langer Stadtbummel, einer Straßenbahn hinterherlaufen, 8 Stunden auf den Beinen…, alles – weil trainiert – kein Problem.
Seit einiger Zeit merke ich nun, dass ich hohe Schuhe nur noch maximal 2 Stunden ertrage und nach dem Tragen regelmäßige Krämpfe in den Füßen bekomme. Doch, während einer 5-Tage-Städtereise nach Prag, kam es ganz schlimm. Vernünftig, wie man nun mal ist, hatte ich natürlich nur relativ flache Schuhe dabei. Trotzdem bekam ich am 2. Tag höllische Schmerzen am linken Fuß bzw. am vorderen Knochen – Hallux genannt. Zugegeben, als Bürohengstin war ich lange Fußmärsche nicht mehr gewöhnt, aber das waren keine „Aua-Füße-Schmerzen“ von mehr laufen als sonst und hatte auch mit dem obligatorischen Muskelkater nichts gemein.
Irgendwie mußte Hilfe her! Versucht einmal in einer tschechischen Apotheke, ohne der Sprache mächtig zu sein, einer Verkäuferin, die kein Wort englisch spricht, klarzumachen was man gerne hätte. Mit Händen und Füßen versuchte ich ihr zu vermitteln, was weh tat und was ich gerne dagegen erwerben würde. Sie legte mir erst alles mögliche gegen Blasen und Hühneraugen hin. Dann, in ihrer Verzweiflung, streckte sie mir die gesamte Schublade mit Fußpflastern entgegen. Leider war auch hier nichts zu finden, das auch nur annähernd nach etwas zum Auf- bzw. Abpolstern aussah.
In meiner Verzweiflung wurde dann ein neues paar Schuhe gekauft, flach und bequem; … und neue Schuhe sind ja nie verkehrt. So überstand ich die restliche Zeit einigermaßen. Wirklich weg gingen die Schmerzen aber nicht. Direkt nach meiner Heimkehr war also ein Besuch bei meinem Hausarzt angesagt. Was er mir sagte, wollte ich nicht wirklich hören. In Zukunft sind nur noch qualitativ hochwertige Lederschuhe mit klitzekleinem Absatz, bequem und mit vernünftiger Weite erlaubt. Pumps dürfen nur noch als Ausnahme und für vorwiegend sitzende Veranstaltungen getragen werden. Nur so könnte ich eine Verschlimmerung und somit eine Fuß-OP vermeiden.
Oh je, dass war also jetzt der Preis für ein langes Leben auf „unvernünftigen“ Schuhen. Älterwerden ist wirklich nichts für Feiglinge und diverse Eitelkeiten kann man sich auch abschminken. Andererseits ist das natürlich Jammern auf hohem Niveau. Ich bin ansonsten gesund und munter und das ist doch viel wichtiger als tolle Schuhe. Man kann sich ja alles schönreden, bis man selbst dran glaubt, aber ein bißchen (sehr) weh tuts trotzdem.
Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht?
6 Kommentare
Sabine
Liebe Karin,
ich habe eben erst hier gelesen und bin etwas spät mit meinem Kommentar.
Bei mir ist das genau andersrum. Bereits bei meiner Einschulungsuntersuchung (Dez. 1963) wurde meiner Mutter dringend empfohlen, mir möglichst nur Jungsschuhe zu kaufen wegen der breiten Spitze. Ich hätte „schwierige Füße“. Und das mir, die ich das totale Mädchen war. Ein Leben ohne Lackschuhe war für mich nicht denkbar. Naja, ich bin dann doch zurechtgekommen. Lederschuhe, breite Spitzen (die dann ja auch wieder in Mode waren) und sehr wenig Absatz.
Trotzdem wurde der Hallux an beiden Füßen immer ausgeprägter. Ich hatte eigentlich immer Schmerzen, der Hallux war immer dunkelrot und die Zehen waren stark nach außen gebogen. 2013 habe ich meine Füße dann operieren lassen, im Januar den einen, im November den anderen. Ich habe das von einem Facharzt in Hannover (in der Nähe wohne ich) machen lassen und bin damit sehr zufrieden. Keine Schmerzen , keine Rötung mehr und , was ich nicht geglaubt hätte – meine Zehen sind nicht mehr so stark verbogen. Stell dir vor – ich kann jetzt doch mal Mädchenschuhe anziehen! Mit Vorsicht, aber immerhin.
Sicher, ich war jedesmal 7 Wochen zuhause, aber es hat sich für mich gelohnt.
Wenn der Hallux so richtig schlimm ist, ist eine gute Beratung durch einen wirklichen Fachmann unbedingt wichtig, denn eine Entscheidung für oder gegen eine OP hängt ja von verschiedenen Dingen ab.
LG von Sabine
Karin Austmeyer
Ach Sabine, das tut mir so leid. Wenn man ein totales Mädchen ist, ist das schlimm, die schönen hohen Schuhe nicht tragen zu können … und ich beschwere mich, weil ich jetzt im „Alter“ diese Schuhe nicht mehr anziehen kann.
Den Hallux habe ich gut im Griff. Solange ich vernünftig bin, komme ich an einer OP vorbei. Es freut mich für Dich, dass die Operationen so gut gehlfen haben. Schmerzfrei gehen zu können ist so wichtig.
Alle Liebe für Dich
Karin
Renate
Liebe Karin,
ein wunderschönes Exemplar Schuhe aber mir tun schon vom Schauen die Füße weh! Ich war ja immer groß und habe daher selten hohe Schuhe getragen. Noch dazu sind die Füße immer schon superempfindlich und ich laufe mir schnell Blasen. Schöne Schuhe heißen bei mir Kino- oder Restaurantschuhe. Sie eignen sich nur für kurze Wege und dann zum bequemen Sitzen.
Ich würde bei Städtetouren ja auch mal gerne schöne Schuhe tragen. Es sind dann doch immer Turnschuhe oder ähnliche Modelle mit dicken Sohlen, damit mir auch bei Kopfsteinpflaster die Füße nicht wehturn. Was ich als ganz schlimm empfinde. Die Füße werden im Alter größer. Ich hatte früher schon 41, dann 42 und bei Wanderschuhen reicht das noch nicht einmal. Vielleicht kannst du dir vorstellen, sie so große Schuhe aussehen. Uahhhh.
LG Renate
PS: Ein Paar Ecco-Sandalen habe ich auch für den Urlaub.
Karin Austmeyer
Ich vermisse es schon sehr, keine so hohen Schuhe mehr tragen zu können. Du weißt ja, wie klein ich bin und ich habe Größe 37. Meine Schwester trägt nur 35. sie hat natürliche große Probleme schöne Schuhe zu bekommen.
Die Schuhe, die ich vor Jahren in Prag gekauft habe, trage ich heute nocht. sind ganz sportliche Slipper aus weichem Leder.
Lici
Wow, da hast du dir wirklich eine Schönheit an Schuh ausgesucht! Auch, wenn ich im Moment meine Segelschuhe nicht mehr hergeben möchte, trage ich gerne ab und an mal ein wenig Höhe. Wenn die Knöchel ein etwas halt haben, bleibe ich auch bei 12 cm noch „stabil“. Also von meiner Seite mein vollstes ehrliches Mitleid, was das Verbot von hohen Schuhen angeht! Möge dafür der Rest so gesund und optimistisch bleiben und die Welt auf flacheren Sohlen erkunden! 🙂
Andersrum gesagt, steht den feinen extravaganten Ballerinas und 3cm „tiefen“ Riemchensandalen nichts mehr im Weg, oder?
Liebe Grüße, auch an deine Füße (reimte sich gerade so schön)
Lici
P.s.: Längst nicht so hübsch, aber mir sind da zwei flache Sandalen über den Bildschirm gehüpft:
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http://shopeu.ecco.com/de/de/ecco/ecco-rivas-45_3018786/3072603?navId=190
Fragt sich nur, ob die auch in die Regeln passen. Ecco macht zumindest tolle Fußbetten!
Karin Austmeyer
Liebe Lici,
danke für dein Mitgefühl, schluchzzz. Die Ecco-Sandale gefällt mir sehr, da muß ich drüber nachdenken.
Schönen Sonntag noch
LG Karin