Traumziel Koh Phangan in Thailand
Gastbeitrag von Marion Reichwein
Seit mehr als zwei Jahrzehnten reise ich relativ oft in der Weltgeschichte herum. Bisher bin ich jedoch hauptsächlich in großen Städten unterwegs gewesen. Strand, Palmen und Sonne waren für mich immer der Inbegriff von Langeweile und ein Strandurlaub deshalb undenkbar. In meiner Vision sah ich Menschen, die um 6:00 Uhr morgens aufstehen, um ihr Handtuch über eine Liege zu werfen. GRAUENHAFT!
Es lässt sich kaum noch rekonstruieren, wie der Mann und ich auf die Idee kamen, nach Thailand zu reisen. Angefangen hat es vielleicht damit, dass er mir erzählte, wie schön seine Schnorchel-Trips in Ägypten waren. Irgendwie kamen wir auf die Philippinen und dann auf Thailand, weil es als sehr gutes Einstiegsland für Südostasien gilt.
Als Hyper-Sonnenallergikerin, die zudem bei Hitze immer ganz schnell schlapp macht, war ich in Sorge, wie ich dort zurecht kommen würde. Aber wer nichts wagt… Schon die Organisation der Reise war ein Abenteuer. Es gab so viel zu beachten, so viele Möglichkeiten. Thailand ist recht groß und beispielsweise das Wetter kann zur gleichen Zeit sehr unterschiedlich sein, je nachdem wohin man reist.
Aber irgendwann war das geschafft. Wir wollten eine Woche auf Koh Phangan verbringen, eine auf Koh Samui und zum Abschluss dann 4 Tage lang Bangkok besuchen. Erfahrene Südostasien-Besucher werden jetzt lachen, denn man plant nicht so viel im Vorfeld. Aber für mich als ollen Kontrollfreak musste natürlich alles organisiert sein.
Wir flogen mit Air Berlin & Etihad von Düsseldorf nach Bangkok und am nächsten Morgen weiter nach Nakhon Si Thammarat. Schon dieser winzig kleine tropische Flughafen war ein Erlebnis. Von dort aus ging es weiter mit dem Bus zum Fährhafen, wo es das erste thailändische Essen gab (lecker!). Dann noch 2,5 Stunden weiter mit der Fähre bis Koh Phangan.
Auf Koh Phangan hatten wir uns in einer kleinen Anlage einen Beachfront-Bungalow gemietet. Als wir dort ankamen, waren wir regelrecht weggeblasen. Es war so wunderschön, uns blieb die Spucke weg.
Es gibt dort ein kleines Open Air Restaurant, in dem wir uns niederließen, 5 Minuten nachdem wir unser überschweres Gepäck (ja ja, die Südostasien-Hasen lachen jetzt wieder) in den Bungalow geworfen hatten.
So saßen wir da, bei unserem ersten Chang Bier, mit den Füßen im Sand, aufs Meer hinaus schauend und sofort (ich meine wirklich sofort), setzte eine Tiefen-Entspannung ein, wie ich sie bisher kaum je erlebt hatte.
Am nächsten Tag war das Wetter ab mittags nur mittelprächtig, was komischerweise gar nicht schlimm war. Eigentlich wollten wir uns einen Motor-Roller mieten, was bei Regen aber nur mäßig Sinn machte. Wir verbrachten einen total entspannten Tag & Abend und da der Mann an dem Tag Geburtstag hatte, gönnten wir uns am Abend mit ein paar Mitreisenden einen Bucket (oder zwei?).
Die Buckets sind auf der legendären Full Moon Party auf Koh Phangan erfunden worden. Ein Bucket ist ein Eimerchen mit einem Gemisch aus Alkohol und Softdrink. In unserem Fall der thailändische Sangsom Rum und Cola. Es war ein sehr, sehr lustiger Abend.
Wenn man auf einer der Inseln ist, sollte man sich unbedingt einen Motor-Roller mieten. Zwar kommt man überall mit dem Taxi hin, aber die Rollermiete ist sehr günstig (ca. 4 Euro am Tag) und man ist total flexibel. So machten wir es auch und fuhren in den nächsten Tagen die Insel ab. Das kann ich nur empfehlen, denn Koh Phangan ist ein Traum!
Voll ist es auf der Insel nur an ungefähr drei Tagen im Monat um die Full Moon Party herum. Wenn die Party-Gäste abgereist sind, dann ist es wieder Idylle pur. Dadurch, dass die Insel relativ umständlich zu erreichen ist und keinen Flughafen hat, ist noch viel von ihrer Ursprünglichkeit erhalten. Da werden mir jetzt die widersprechen, die schon vor 20 Jahren nach Koh Phangan gereist sind, aber wir haben es so empfunden.
Ein fantastischer Strand nach dem anderen, überall schöne Beach Bars und Restaurants, in denen man sehr günstig essen und trinken kann. Außer am Haad Rin Beach war es nirgendwo voll. Da ich keine super-gute Schwimmerin bin, war es für mich auch ziemlich beruhigend, dass es überall erst mal seicht ins Wasser geht. Sogar am Schnorcheln habe ich mich versucht. Das war total schön, wobei der Mann meinte, das wären ja noch gar keine richtigen Fische gewesen. Also, ich habe mich schon sehr über die (zugegeben kleinen) Fische gefreut, die ich gesehen habe.
Klimatisch fand ich es sehr angenehm. Es ging immer eine leichte Brise, weil unsere Anlage halt direkt am Meer lag. Es ist wunderschön, wenn man im Januar – während ganz Deutschland friert – bis in die Nacht hinein bei lauen Temperaturen draußen sitzen kann.
Und irgend etwas hat diese Insel mit mir gemacht. Ich war so entspannt, so kannte ich mich gar nicht. Manchmal saß ich einfach da und habe auf’s Meer hinaus geschaut. Stundenlang. Es war keine Minute langweilig. Das Licht, die Farben, die Wärme!
Nach einer Woche sind wir nach Koh Samui umgezogen. Dort gefiel es uns gar nicht, das hatte für uns den Charakter von Ballermann in Asien. Wahnsinnig viel Verkehr, an jeder Ecke Schlepper, die einem etwas andrehen wollten, Gewühl und Getümmel… Gottseidank konnten wir zu unserem Happy Place auf Koh Phangan zurück kehren. Dort haben wir dann noch mal verlängert und damit Bangkok entsprechend verkürzt.
Bangkok war (wie erwartet) heiß, rummelig, hektisch und laut. Das konnte mich als erfahrene Städtreisende aber nicht schocken. Wir haben die Zeit einfach entspannt gestaltet und mit dem Boot den Chao Phraya befahren. Abends waren wir im „Asiatique – The Riverfront“, weil das schräg gegenüber von unserem Hotel lag. Hat uns gut gefallen, ein schöner Mix aus Geschäften, Restaurants und Bars, direkt am Wasser gelegen. Zum Abschluss sind wir Riesenrad gefahren mit Blick über Bangkoks Skyline. Sehr romantisch – hach!
Mein Fazit ist, dass ich mit vielen Vorurteilen beladen losgeflogen bin und sich alle Ressentiments in Luft aufgelöst haben. Kennengelernt habe ich einen Teil eines wunderschönen Landes mit freundlichen Menschen, fantastischer Landschaft, enorm gutem Essen und der Fähigkeit, einen Kontrollfreak wie mich komplett zu entschleunigen.
Ganz ehrlich bereue ich es sehr, dieser Ecke der Welt nicht schon mal vorher eine Chance gegeben zu haben. Was habe ich alles verpasst und ich beneide die vielen jungen Menschen, die wir während unserer Reise getroffen haben. Die machen alles richtig und reisen wochenlang in der Region herum, in der es natürlich noch viele andere schöne Orte zu entdecken gibt.
Flüge innerhalb von Südostasien sind günstig und so kann man, wenn man einmal in der Gegend ist, beispielsweise nach Vietnam, Myanmar (Ex Burma), Kambodscha, Malaysia, Laos usw. reisen.
»Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.«
– Augustinus Aurelius –
Da es uns so gut gefallen hat, entstand die Idee zum „Projekt“ 100. 2016 wurden der Mann und ich im Abstand von vier Wochen jeweils 50. Beide Geburtstage haben wir dort drüben am Meer gefeiert. Wir finden, das ist eine sehr gute Art, den 100sten zu begehen.
Falls ihr einen ausführlicheren Reisebericht lesen möchtet, dann schaut doch mal bei mir vorbei. Aber Vorsicht, der ist wirklich lang…