Verklären, verdrängen, verzeihen
Früher war alles besser!
Ist das so? Nein, wahrscheinlich nicht.
Jetzt beginnt wieder die wahrscheinlich nostalgischste Zeit des Jahres, die Weihnachtszeit. Keine Zeit des Jahres ist so besetzt mit Ritualen und, im Rückblick gesehen, mit schönen Erinnerungen. Auch bei mir – in meiner Kindheit – gehört diese Zeit zu der angenehmsten und glücklichsten in meinem Leben.
Der Christbaum, die Krippe, die vielen Geschenke, liebevoll drapiert im ganzen Wohnzimmer. Die Großeltern waren zu Besuch und es war wunderbar harmonisch. Familienstreit, wie bei anderen Menschen in unserer Umgebung, kannten wir an Weihnachten nicht. Später, als ich bereits verheiratet war, verbrachten mein Mann und ich jeden Heiligen Abend bei meinen Eltern. Das brauchte ich einfach, um mich wohl zu fühlen. So war es mir auch ein Bedürfnis, nach dem frühen Tod von Mutter und Vater, die Weihnachtstradition für meine Schwester und mich aufrecht zu erhalten. Erst viele Jahre später schufen wir Kinder uns nach und nach unsere eigenen Rituale.
Meist jedoch wird die Erinnerung an frühere Zeiten verklärt. Wir erinnern uns nur an die schönen Dinge, verzeihen unbewußt das Schlechte und blenden es somit aus. Erinnerungen berühren uns oft tief, insbesondere wenn wir über 50 sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Zeit, die wir noch vor uns haben, kürzer ist, als die Zeit, die hinter uns liegt.
Lasst uns auch weiter schöne Erinnerungen schaffen, für uns selbst und für die, die später zurückbleiben. Ist es nicht ein wunderbarer Gedanke, dass später unsere Nachkommen genauso liebevoll an diese Zeit zurückdenken, wie ich es heute tue.
Ein Kommentar
Irmi
Liebe Karin,
du hast die Zeit vor Weihnachten und Weihnachten selbst sehr gut beschrieben.
Wir alle habe unsere Erinnerungen, die immer wiederkehren. Wie heisst es doch so schön: Niemand kann uns aus dem Paradies unserer Erinnerungen vertreiben. Und das ist auch gut so. Früher war es nicht ganz so stressig – so finde ich.
Einen schönen Abend wünscht dir
Irmi