Köln für Imis: Kölsche Wörter – Essen und Trinken

Kölsch ist meine Muttersprache. Auch wenn meine Mutter immer sagte: “Sprich anständig” und auch ich der Meinung bin, dass wir Hochdeutsch können sollten, finde ich es wichtig unsere Mundart nicht zu verlieren. Mundarten gehören einfach zur deutschen Kultur.

In meiner Kindheit und Jugend war es verpönt Kölsch zu sprechen; es galt als gewöhnlich. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten erlebt die Kölsche Sprache wieder ein großes Comeback. In unregelmäßigen Abständen möchte ich euch Kölsch näher bringen. Ob für Kölner, die die Sprache nicht gelernt haben oder Zugezogene (Imis), die gerne mehr verstehen möchten, ist das vielleicht interessant.

Heute geht es um die gängisten Wörter rund um Essen und Trinken. Viel Spaß!

 

  • Äädäppelschlot – Kartoffelsalat
  • Backes ov Backhuus – Bäckerei oder Backhaus
  • Blodwoosch  –  geräucherte Blutwurst
  • Böckem ov Bückem –ckling, heiß geräucherter Hering mit Kopf, oft kalt gegessen oder mit einem Ei gebraten
  • Brothering – Brathering, fischer (grüner) Hering. Übrig gebliebener Fisch wurde mit Zwiebeln in einer Salz-Essig-Gewürzlake eingelegt, später gebraten und mit Bratkartoffeln serviert siehe auch “Herring”
  • Flönz ov Blodwoosch – Einfache frische Blutwurst, verbreiteter Name für Blutwurst im Rheinland von Bonn bis Düsseldorf. Bei frischer weiche Blutwurst (Flönz) ist der Speck nicht oxidiert, wie bei getrockneter Ware (Blutwurst) durch die Lagerung kann ranziger Geruch oder Geschmack entstehen. Der Begriff Flönz ist als geographisch geschützte Angabe (ggA) geschützt. Seit 2015 gibt es auch den Flönz Pokal für die beste kölsche Flönz.
  • Fooderkaat – Speisekarte besonders im Brauhaus
  • Freesklötsch – a) Fressack, verfressener Mensch b) Johann Arnold Klütsch, ein kölner Original (1778-1845), hatte unheimliche Kräfte, Hunger und Durst, er schaffte es vom Rhingroller s.u. Tagelöhner zum Taxator der Stadt.
  • Gaffel – a) zweizinkige Fleischgabel im Mittelalter, davon leitet sich das Gabelprivileg ab b) politische Vereinigung der Handwerkszünfte im Mittelalter. In Köln gab es 22 Gaffeln, davon 3 Kaufmannsgaffeln, Die Gaffeln stehen auch für die freie Reichsstadt (de facto Verbundbrief 1396) c) oberes Rundholz beim Segel d) Privatbrauerei in Köln gegründet 1908.
  • Hämmsche Hinterkeule gekocht wie Eisbein, jedoch aus dem Oberschenkel, vergleiche auch Englisch “ham”. Typisches Winteressen wird meist mit Sauerkraut und Kartoffelpüree serviert.
  • Hasebrüdche – zurückgebrachtes nicht gegessenes Butterbrot
  • Herring (ov “Volksforell) – Hering oder auch die “Volksforelle” in den Varianten: frisch (grün) zum Braten s. auch Brathering, Salzhering (eingelegt) oder geräuchert. Wichtiges Nahrungsmittel im Mittelalter (Fastenspeise) und Handelsgut für den Kölner Stapel (mittelalterliche Zollverfügung).
  • Himmel un Ääd – Gebratene Blutwurst mit Kartoffelpüree und Apfelmus. Für arme Leute schmeckte es wie der Himmel auf Erden, im Himmel wachsen die Äpfel und in der Erde die Kartoffeln.
  • Kamell – a) Karamelle, Zuckerstück (gebrannter Zucker) b) das Verb “kamelle” bedeutet “etwas sagen”, vgl. die Redensart: “Wat häs do zo kamelle”?
  • Kappes (ov Kühl) – a) Kohl insbesondere Weißkohl, soore ov suure Kappes Sauerkraut, Kappesboor = Gemüsebauer b) Kopf c) dummes Gerede
  • Karmenat – Kotelett, auch Karbonade, ursprünglich aus dem Italienischen “carbonata” auf Kohle gegrilltes Fleisch
  • Klatschkis – Fleutekis – Quark – Quarkkäse
  • Kölsch – a) obergäriges blankes helles Vollbier aus Köln b) lokaler Dialekt im Großraum Köln c) Leinenstoff mit blauen Streifen (gewirkt) – veraltet
  • Korfherring – Korbhering, junge Heringe kamen nicht in die Salzfässer, da sie zu empfindlich für die Salzkonzentration waren. In einem Korb aus Lindenbast wurden sie leicht gesalzen und getrocknet, damit waren sie begrenzt haltbar. Korbheringe waren die Vorläufer des holländischen Matjes.
  • Kuletschbier (eigentlich Knuppbier oder Kölnisches Knupp) – Lakritzbier umgangssprachlich für ein Malzbier dessen Farbe an Lakritz erinnert. Das Knuppbier war ein untergäriges, braunes und teures Starkbier. Die Knupp war die Würze eine Kräutermischung. Es war bis zum ersten Weltkrieg erhältlich und wurde hinter der Stadtgrenze ausgeschenkt. Der Rat hatte das Brauen von Knuppbier wegen der dadurch entstehenden “Knupperreien” (Raufereien) verboten.
  • Kuschteie – Kastanien, “… wo it Kuschteie briet” aus Jan un Griet von Karl Cramer (Esskastanien)
  • Laberdan – a) gesalzener Kabeljau (niederländisches Wort), wird heute in Senfsoße serviert b) scherzhaft für den Helm der Infanterie der Roten Funken
  • Limenör – Limburger Käse mit Schwarzbrot eine gute Kombination zum Kölsch, Der Stinkkäse ist heute im Brauhaus eher selten zu finden.
  • Mostert – Senf
  • Muckefuck – Kaffeeersatz aus Chicoreewurzel ohne Koffein, gab es bei meiner Oma auch für Kinder. Die französische Bezeichnung “mocca faux” also falscher Mocca passt gut, ist aber sprachwissenschaftlich falsch. “Mucke” ist das Innere eines morschen Baumes, und “fuck” bedeutet faul.
  • Muhre ov Karott – Möhre, Mohrübe auch Karotte (altes Wurzelgemüse mit Ursprungsfarbe weiß)
  • müngchesmoß – mundgerecht, genau zurechtgemacht
  • Öllig (ov Öllich) ov Zwibbel – Zwiebeln
  • Pittermännchen – a) kleines Kölschfässchen (ca. 10 bis ca. 12 Liter, da ursprünglich Holzfass), tragbares Gebinde für das Fest von Peter und Paul am 29. Juni (Namenstagsausflug). b) Koseform für Peter
  • Plüschprumm ov Peesch – Pfirsich, wörtlich: pelzige Pflaume
  • Pomeranz – a) Bitterorange (Öl für Eau de Cologne, Schalen für Melissengeist, Marmelade) b) einfaches Mädchen vom Land oft mit roten Bäckchen wie die Bitterorange
  • Prumm – a) Pflaume auch für Zwetschge; Prummetaat ist im Rheinland Zwetschgenkuchen b) Vagina c) “Prumme – gebacke!” = von wegen
  • Prummettaat ov Quetschetaat – Zwetschgenkuchen, auch Pflaumenkuchen (aus Zwetschgen)
  • Quallmann – Pellkartoffel
  • Quetsch – a) Zwetschge b) Akkordeon c) Presse
  • Rievkoche – Reibekuchen
  • Röggel un Röggelchen – Roggenmischbrot auch Graubrot (Sauerteig mit Milchsäurebakterien und Hefen), ein Röggelchen ist ein kleiner Röggel also ein kleines Roggenmischbrot bzw. kleines Graubrot und kein Roggenbrötchen wie oft irrtümlich bezeichnet. Ein Röggel hat meist 90 % Roggenanteil, ein Roggenbrötchen gerade einmal 50 % Quelle: Deutsches Lebensmittelbuch. Fragen Sie notfalls einen richtigen Bäcker.
  • Schavu – Savoyer Kohl (chou de Savoie), Wirsing
  • Schless – Heißhunger
  • schlih – a) herb-säuerlich b) stumpf i. S. von “schlih Zäng han” (nach Genuss von Schlehen oder Ananas belegte Zähne)
  • Schötzeneere – Schwarzwurzeln auch Winterspargel genannt. In Salzwasser gekocht werden die Gemüsestangen mit Milch und saure Sahne angemacht. Der kölsche Name leitet sich vom spanischen “Scorzonera” ab, von hier wurde das Gemüse vor etwa 400 Jahren eingeführt.
  • Spezerei ov Spezerey – Gewürz
  • Sprüdche – Rosenkohl, Puppenwirsing selten Puppenküchenköhlchen
  • Suurampel ov Soorampel – Sauerampfer (roh essbar oder als Suppe)
  • Suurbrode ov Kölsche Suurbrode – Sauerbraten vom Pferd, zähes Pferdefleisch (altes Kutscherpferd) wird mehrtägig eingelegt (gebeizt) und damit haltbarer und weicher gemacht. Rosinen sind ein Muss, ggf. Printen. Heute oft Rheinischer Sauerbraten vom Rind.
  • suure Hungk – Saurer Wein (wörtlich saurer Hund). Im 19. Jahrhundert war der Wein in Köln durch ein rauheres Klima und einer beschränkten Logistik oft sauer.
  • suure Kappes ov soore Kappes – Sauerkraut
  • Zizies ov Zizieslätzsche (auch Brodwoosch) – Bratwurst, mit einem Holzstück zusammengehalten und dünn aufgerollt.

 

Lesetipp

Johannes Kolz

Meine ersten 270 Wörter auf Kölsch

Vun nix kütt nix. – Genau, von nichts, kommt nichts. Wer also Kölsch lernen will, muss sich schon ein bisschen anstrengen, aber nur ein bisschen. Mit diesem Buch macht es sogar Spaß, denn alle Vokabeln und Redewendungen werden anhand frecher Zeichnungen veranschaulicht. So lernen Sie spielend und schmunzelnd mit der Comic-Methode. Sprachliche Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Und wenn Sie auf der letzten Seite angelangt sind, dann fangen Sie einfach wieder von vorne an! Nur nicht aufgeben: Wat nit es, dat kann noch wäde.

Dieses Buch ist genau das richtige Geschenk zum Einzug eines neu in Köln zugezogenen, aber auch das Selberlesen macht viel Spass. Die witzigen Zeichnungen von Johannes Koltz zaubern mir ein Scchmunzeln ins Gesicht. Auf äußerst amüsante Weise lernen wir hier Kölsch oder frischen unsere Sprachkenntnisse wieder auf.  Für alle, die Köln und deren Eingeborene mögen oder gar lieben, eine absolute Empfehlung.

 

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