Das Rad des Lebens

Von jung an befinden wir uns im Hamsterrad. Morgens früh aufstehen und irgendwo hingehen. Zuerst war es die Schule (in den Kindergarten bin ich nicht gegangen), dann zur Arbeit.

Zwischendurch einmal kurz in Urlaub, im besten Fall eine schöne Reise machen. Das war dann immer die Zeit, in der ich dachte, dass es doch immer so sein sollte.

Wenn ich einmal reich wär

Einmal reich werden, einen wohlhabenden Mann heiraten oder im Lotto gewinnen und nur noch machen können, worauf ich Lust habe. Den reichen Mann hatte ich nie. Einer, ein Diskothekenbesitzer und Millionär, der wollte mich, ich ihn aber nicht. Mir fehlte dieses Gen, das eine Partnerschaft ohne Liebe möglich gemacht hätte. Im Lotto gewonnen habe ich zwar einige Male, aber der höchste Gewinn waren 500 Euro. Nicht schlecht, aber für einen Dauerurlaub viel zu wenig.

Wir bauen uns was auf

Etwas aufbauen hieß für mich: Mit meinem ersten Mann mit Anfang Zwanzig ein Haus bauen und bedeutete viel arbeiten, weil die Kosten sonst nicht bezahlbar waren. Dann war die Ehe kaputt, Mann und Haus weg und ich konzentrierte mich auf meine Arbeit. Dort weiterzukommen war ab sofort mein erklärtes Ziel. Das bedeutete auch, viel und lange in der Firma sein und so plätscherte das Leben dahin. Die Sehnsucht nach Ruhe war immer in meinem Hinterkopf.

Selbständigkeit wagen

Als ich mich mit Mitte Fünfzig selbständig machte, arbeitete ich 12 Stunden und mehr am Tag und das oft sieben Tage die Woche. Aber es machte mir nichts aus, denn dass was ich tat, machte mir Riesenspaß. Als mein Mann schwer krank und später pflegebedürftig wurde, war mir auf einmal alles zu viel. Eine große Wohnung mit Garten in Ordnung halten, für den Lebensunterhalt sorgen und für meinen Mann da sein, der mich jetzt brauchte, ging schon arg an meine Substanz.

Endlich in Rente?

Ich war Anfang Sechzig als mein Mann starb und das Rentenalter war in greifbarer Nähe. Heute mit 64 bin ich durch eine Krebserkrankung in Schwerbehindertenrente. Endlich Ruhe könnte man meinen, aber ich arbeite weiter. Zwar muß ich das auch aus finanziellen Gründen, aber auch, weil ich nicht anders kann. Während meiner Erkrankung konnte ich über ein Jahr lang kaum etwas tun und es war schrecklich für mich.

Ich genieße heute, dass ich meine Zeit frei einteilen kann, aber ohne Arbeit will und kann ich nicht sein. Fazit: Das Hamsterad gehört irgendwie zu unserem Leben und wahrscheinlich genauso der Wunsch nach Ruhe.

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