Oma ist ne alte Umweltsau

Unsere Enkelgeneration wirft uns heute vor, dass wir keinen Umweltschutz betrieben hätten und ihnen eine kaputte Welt hinterlassen. Haben wir das wirklich getan?

Wie war das damals und wie ist es heute?

Flugreisen

Flugreisen waren selten und für uns fast unerschwinglich. Ein Fug nach Mallorca war damals etwa 10 mal so teuer, wie heute mit den Billigfliegern. Zum ersten Mal in einem Flugzeug saß ich, nach langem Sparen, mit 20 Jahren. Wir flogen nicht für 1-2 Tage nach Malle um Party zu machen.

Müssen wir innerhalb von Deutschland fliegen? Geht eine solche Strecke, wie Köln-Berlin usw. nicht auch mit der Bahn? 23,5 Millionen Menschen sind 2018 innerdeutsch geflogen. In meiner Jugend hätte sich das keiner leisten können-

Anmerkung am Rande: Bisher sind erst 3 % der Menschen auf der Erde schon einmal geflogen. Wir stehen also erst am Anfang des Tourismus und das erschreckt mich sehr. Ich hoffe, das nach Corona keine Flüge mehr zu Spotpreisen von 19 oder 29 Euro angeboten werden, damit dieser Wahnsinn aufhört.

Der Schulweg

Mein Schulweg betrug etwa 20 Minuten und ging über mehrere Hauptverkehrsstrassen hier in Köln. Wir mußten zu Fuß gehen und hatten kein „Privattaxi“, wie es heute oft der Fall ist.

Der kleine Kaffee zwischendurch

Hatten wir unterwegs Lust auf einen Kaffee, mußten wir uns in ein Cafe oder in eine Gaststätte setzen. Bis heute käme ich nicht auf die Idee, mir mal eben bei Starbucks und Co. einen Kaffee to go in einem Plastikbecher zu holen.

Sich Wissen holen

Mit 10 Jahren bekam ich von meiner Tante ein Lexikon geschenkt, Solch ein Nachschlagewerk war teuer und ich mächtig stolz darauf. Fortan wurde dort alles, was ich nicht wußte, nachgeschlagen. Heute ist Finden einfacher. Es wird gegoogelt, aber zwanzig mal etwas über Google suchen kostet so viel Strom, wie eine Energiesparlampe in der Stunde verbraucht.

Alleine die Rechenzentren in Deutschland sind für so viel CO2 im Jahr verantwortlich, wie der komplette deutsche Flugverkehr in der gleichen Zeit. Komischweise wird das selten thematisiert.

Verpackungen

Früher habe ich meine Oma immer ausgelacht, wenn sie Geschenkpapier und -bänder bügelte und wiederverwendete. Schon seit langer Zeit mache ich es genau so. In unserer Familie ist es üblich, Geschenke schön und aufwendig zu verpacken. Oft nicht nur mit Papier und Geschenkband, sondern auch mit Anhängern. Ich habe eine große Kiste, in der ich alles aufbewahre und bei Bedarf wieder verwende. Heute wird viel zu viel weggeworfen. Bei mir werden nur kaputte oder zu häßliche Verpackungen entsorgt.

PET Flaschen und Plastikverpackungen gab es früher nicht. Als ich Kind war, konnte man noch das Meiste lose kaufen. Getränke gab es in Glaspfandflaschen. Fleisch, Käse und Wurst wurden ausgewogen und in Wachspapier gwickelt. Obst und Gemüse waren unverpackt und wurden entweder in Papiertüten oder direkt in unsere Einkaufstaschen und -netze gegeben.

Heute habe auch ich große Mühe, Plastik immer zu vermeiden, weil ich manchmal keine Möglichkeit habe, anders einzukaufen. Da bin ich voll bei den jungen Leuten, denn wir Verbraucher haben da großen Einfluß.

Ich habenur einige Beispielegenannt, denn die Liste läßt sich endlos fortsetzen. In meiner Kindheit wurde noch mit Kohle geheizt. Damit haben wir der Umwelt mit Sicherheit keinen Gefallen getan, wir hatten aber keine andere Wahl. Heute haben wir bei den meisten Dingen eine Wahlmöglichkeit. Es gibt so viele Maßnahmen, die wir ergreifen können um die Hersteller und Lieferanten zum Umdenken zu zwingen.

Unsere Generation, die Omas und Opas von heute, sind nicht mehr und nicht weniger „Umweltsäue“, als die jüngeren Generationen. Wir sind aber bereit alles zu tun, um unseren Enkeln eine liebenswerte Welt zu hinterlassen..

 

Ein Kommentar

  • Gisela Enders

    Hallo,
    unser Lebensstil in den 70ger und 80ger Jahren war definitiv nicht so konsum- und energielastig, wie das Leben heute ist. Aber ich glaube, wir müssen uns als Generation schon anhören (und vielleicht auch vorwerfen lassen), dass wir zu lange gewartet haben, um die richtigen Weichenstellungen zu stellen und diese dann auch umzusetzen.

    Bereits in den 80ger Jahren gab es Warnungen vor der Klimakrise und hätten wir damals darauf bestanden, dass Politik und Wirtschaft einen anderen Kurs einschlagen, dann wären wir nicht da, wo wir heute sind. Am Anfang einer Krise, vor der jüngere (und auch ältere) Menschen zu Recht Angst haben.

    Nun können wir natürlich alle sagen, wir haben doch aber keinen Einfluss. Aber das stimmt in einer Demokratie eben dann doch nicht. Das wir die letzten 16 Jahre eine Regierung hatten, die systematisch das Wachstum von Erneuerbaren Energie torpediert hat, dass haben wir mehrheitlich leider so entschieden. Und in den Jahrzehnten davor war das ja leider nicht anders. Heute zugegen, auch nicht.

    Ich freu mich, wenn junge Menschen heute ihre Rechte auf Zukunft vehement einfordern. Und ich sehe unsere Versäumnisse. Aber ich glaube auch, dass es nichts bringt, uns individuell zu beschimpfen. Weil schimpfen sowieso selten zur Veränderung führt.

    Viele Grüße Gisela

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