Zwischen Hoffnung und Angst

Ein Leben lang habe ich geglaubt, dass ich niemals an Krebs erkranke. Vielleicht würde ich an einem Herzinfarkt sterben, wie mein Papa, aber Krebs – niemals. In unserer Familie gab es, bis auf meinen Großvater, der an Leukämie starb, keinen solchen Fall. Folglich hatte ich diese Krankheit auch nicht auf dem Schirm. Auch nachdem ich meinen Mann im letzten Jahr in den Tod begleitet habe, habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, auch einmal betroffen zu sein.

Wie ihr wißt, wurde ich letzte Woche operiert und man hat mir das linke Stimmband entfernt. Jetzt kann das kölsche Mädchen, das so gerne redet, nur noch flüstern. Am Montagnachmittag entscheidet sich, ob alles bösartige draussen ist oder ob ich noch einmal unters Messer muß. Das wäre dann die dritte OP unter Vollnarkose innerhalb von 4 Wochen. Sollte ich Glück haben und alles wurde entfernt, können die Nachsorge, die logopädische Behandlung  und die übliche engmaschige Überwachung beginnen. Zur Vorsicht möchte ich auch meine Lunge überprüfen lassen, da es bei dieser Art von Krebs in einigen Fällen auch Karzinome (nicht Metastasen) in der Lunge gibt. „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, wie man so schön sagt.

Seit der OP bin ich nachdenklich geworden. Wie geht es weiter? Nicht nur die Sorge, ob es noch irgendwo in meinem Körper Karzinome gibt, auch die Existenzängste, – die alle von uns, die freiberuflich oder selbstständig arbeiten kennen – sind wieder verstärkt da. Ich lebe alleine und grosse Rücklagen sind nicht da. Da meine Stimme noch einige Zeit (vielleicht sogar für immer) für Kundentelefonate nicht mehr taugt, sind Gespräche über Auftragseinzelheiten und Neukundenakquise nicht möglich. Gab es bisher nur das Problem (und glaubt mir, dass ist eines) so manchen potentiellen Kunden davon zu überzeugen, dass ich trotz meines „hohen“ Alters Ahnung von Webdesign und neuen Medien habe, ist „die Alte“ jetzt auch noch behindert. Obwohl von Geburt an ein optimistisches Menschenkind, macht mir diese Tatsache doch sehr zu schaffen.

Aber ich will nicht jammern. Wahrscheinlich war alles früh genug und der Krebs ist weg und das ist das Allerwichtigste überhaupt. Haltet mir also weiter die Daumen, denn eure Anteilnahme und die vielen lieben Worte haben mir sehr geholfen. Ich danke euch ganz herzlich dafür. Nächste Woche werde ich euch berichten, wie es weiter geht.

3 Kommentare

  • ClaudiaBerlin

    “ Da meine Stimme noch einige Zeit (vielleicht sogar für immer) für Kundentelefonate nicht mehr taugt, sind Gespräche über Auftragseinzelheiten und Neukundenakquise nicht möglich. “

    Lass den Kopf nicht hängen, es geht auch anders!
    Ich telefoniere nahezu NIE mit Kunden / Auftraggebern. Alles läuft per E-Mail, was ich besser finde, da man gleich alles Vereinbarte schriftlich hat. Viele Jahre hab ich Webseiten und Blogs gestaltet, mich dann aber mehr aufs Auftragsbloggen verlegt – mit gelegentlichen Ausnahmen, die ich zusammen mit Kollegen bearbeite (die auch nicht in meinem Homebüro sitzen). So hab ich jemanden, der gut in Joomla ist, ein anderer ist CSS-Experte – aber immer hat nur eine/r den Hut auf und zieht die Anderen nach Bedarf hinzu.
    Alter ist bei alledem noch nie ein Thema gewesen. Ich wüsste auch nicht recht, wie man drauf kommen könnte…

    Ich wünsch dir gute Erholung und alles Gute!

    • Karin Austmeyer

      Danke Claudia, nein ich lasse den Kopf nicht hängen. Ich überlege schon, wie ich mich eventuell umorientieren kann. Mit dem Alter hast du dann glücklicherweise andere Erfahrungen gemacht als ich. Wissentlich habe ich zwei Aufträge wegen meines Alters (das wurde mir mehr oder weniger gesagt) nicht bekommen. Solange alles telefonisch oder schriftlich läuft, ist das natürlich kein Thema.

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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