Ich bin mir selbst genug

Fast mein ganzes Leben habe ich mit einem Partner gelebt. vom Elternhaus in die erste Ehe mit Zwanzig uns so weiter. In der ersten Zeit nach dem Tod meines Mannes vor drei Jahren, habe ich mich oft einsam gefühlt. Nicht alleine, denn das war ich nicht, sondern EINsam.

Wie das Wort schon sagt, war ich plötzlich EINS und nicht mehr ZWEI. Das war ungewohnt und ich mußte mich erst darauf einstellten. Heute bin ich unheimlich gerne allein. Meist sehe ich einmal die Woche meine Freundin und wir essen zusammen oder unternehmen gemeinsam etwas Schönes. Kommt ein zweites Event in der Woche dazu, ist mir das manchmal schon zu viel. Ist es nicht seltsam, wie wir uns verändern können?

Die Woche vergeht schnell mit Arbeit, Haushalt und dem Blog. Abends bin ich oft einfach kaputt oder zu faul mich zu irgendetwas aufzuraffen. Ich mache worauf ich gerade Lust habe und das am liebsten alleine. Am wenigsten Lust habe ich Menschen zu treffen, die ich zwar schon ewig kenne, wir uns aber nichts mehr zu sagen haben. Das ist für mich so unsagbar anstrengend, dass ich lieber alleine bleibe um zu lesen, Musik zu hören, zu tanzen oder einen tollen Film zu schauen.

Obwohl meine Schwester in der Nähe wohnt, sehen auch wir uns maximal einmal im Monat. Dann macht es auch wirklich Spaß, weil in der Zwischenzeit wieder neue Dinge passiert sind und wir uns wieder etwas zu erzählen haben. Ich glaube, nein ich weiß, meiner Schwester geht es ähnlich.

Der größte Vorteil mit sich alleine zu sein ist für mich: Keiner meckert, fragt was ich mache, kritisiert mich oder labert mich einfach nur voll. ich kann tun und lassen, was ich will. Das genieße ich wirklich. Wie sieht das denn bei euch alleinstehenden so aus? Seit ihr auch gerne alleine oder fühlt ihr euch in Gesellschaft wohler? Ich freue mich über eure Kommentare zu diesem Thema.

Eure Karin

6 Kommentare

  • Sabine Gimm

    Ich kann das gut nachvollziehen. Bin ebenfalls ein Typ, der sich gut allein beschäftigen kann. Ich brauche auch nicht ständig Leute um mich herum. Allerdings bin ich in einer Partnerschaft und voll im Berufsleben. Das Alleinleben kenne ich nicht.

    Liebe Grüße Sabine

    • Karin Austmeyer

      Als mein Mann noch lebte, war ich nie traurig, wenn er geschäftlich einmal einige Tage unterwegs war. Das gab mir Gelegenheit, einmal etwas nur für mich zu tun. Geliebt habe ich ihn trotzdem.

  • Ute

    Liebe Karin,
    Ich glaube, so kann auch jemand in einer funktionierenden Partnerschafft fühlen. Man hat im Leben viel erlebt, manchmal ist mein einfach müde. Nur gesteht man sich das nicht ein. Es passt auch nicht zu dem heute gepflegten Bild der Best Ager. Angeblich tanzen diese nach dem Berufsleben noch Tango und lernen nebenbei Chinesisch. Natürlich gibt es diese auch. Ich möchte nur bezweifeln das es die Mehrheit ist. Ich kenne viele die im Ruhestand erstmal die Blessuren eines langen Berufslebens auskurieren müssen. Welche die völlig fertig sind, wenn sie zwei Tage auf ihre Enkel aufgepasst haben. Welche die sich um ihre noch älteren Eltern kümmern müssen. Der Haushalt fällt auch immer schwerer. Man ist mit sixty nur im Ausnahmefall fitter als mit vierzig. Man braucht halt manchmal seine Ruhe. Und die Umwelt hat das zu akzeptieren. Es sei denn man steuert auf eine Depression zu, dann kann man nur hoffen das jemand aus dieser Umwelt es merkt und etwas unternimmt. Die Unterscheidung kann schwierig sein.
    Viele Grüße nach Köln
    Ute

    • Karin Austmeyer

      Ach Ute, Tango tanze ich auch noch. ich liebe tanzen. Aber das Eine hat nichts mit dem Anderen zu tun. Ich bin auch müde von des Lebens Last – wie man so schön sagt und möchte nicht mehr jeden Tag einen vollen Terminkalender haben.

  • Hilde

    Liebe Karin,
    wie wohltunend für mich, dies zu lesen. Ja, auch ich brauche nicht ständig “action” und mag es oft und ausgiebig mit “mir allein” zu sein – abgesehen von meinen gemeinsamen Wochenenden mit meinem Lebenspartner und meinem “Omatag” bei meiner Enkelin. Nun bin ich seit 1/2 Jahr im Ruhestand, hatte vielfältige Ideen und Vorhaben und stellte schon bald fest, wie ruhebedürftig ich bin und welch ein Genuß es für mich bedeutet, ganz alleine meinen allzu lange brach liegenden Hobbys wie Gartenarbeit, zeichnen und lesen nachzugehen. Nach jahrzehntelanger Berufstätigkeit und Alleinerziehender von 2 Jungs wahrscheinlich vollkommen verständlich. Wäre da nicht die Stimme die mir einreden möchte etwas zu verpassen, z.B. soziale Kontakte aufzubauen … u.v.m. (ich denke da gerade an den Aktionismus der “junggebliebenen Alten”, toll … setzt mich jedoch emotional ab und an unter Druck) Jetzt plane ich nicht mehr viel im Voraus sondern genieße die Freiheit, täglich neu zu entscheiden und für mich das Richtige zu tun.
    Vielen Dank für Deinen Beitrag und herzliche Grüße, Hilde

    • Karin Austmeyer

      Man will immer so viel tun, wenn man dann mal in Rente ist. Ist es endlich so weit, brauchen wir meist erst einmal einen langen Urlaub, heißt eine lange Zeit ohne Verpflichtungen und Termine. Das habe ich schon von so vielen gehört – Frauen wie auch Männer.

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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