Zwischen 40 und 60 – Interview mit Edith Götschhofer

Edith ist 62 Jahre alt, lebt in Österreich, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seit 2 Jahren ist sie in Pension.

Über sich sagt sie:

Als ich 60 Jahre alt geworden bin, hatte ich wirklich eine Krise. Mir wurde bewusst, dass ich 2/3 meines Lebens gelebt habe und nur mehr 1/3 meines Lebens übrig ist. Was tun, wenn noch so viele Wünsche offen sind, die ich noch gerne in meinem Leben verwirklichen möchte?

Meinen Lifestyle Blog MIT LIEBE ZUM DETAIL schreibe ich seit 2010 und in diesem Blog steckt viel Arbeit und Energie von mir. Der Austausch mit meinen Lesern und anderen Bloggern gefällt mir sehr. Der Blog ist ein Teil von mir geworden, mein Ziel ist es noch mehr von meiner Person einzubringen.

Liebe Edith,

Wie war Dein Lebensgefühl mit 40 und wie unterscheidet es sich zu heute?

Mit 40 hat sich so vieles in meinem Leben getan,ich bin aus Japan zurück in meine Heimat nach Österreich gekommen, ich habe einen neuen Beruf erlernt und ich habe zum 2. mal geheiratet, wir haben ein Haus gebaut und ich bin Vollzeit arbeiten gegangen. Wie ich das damals alles geschafft habe weis ich nicht, ich habe einfach funktioniert aber nicht wirklich gelebt.

Manchmal  habe ich das Gefühl vieles verpasst zu haben und das macht mich oft traurig. Ein neuer Beruf, Familie, 2 Kinder ein Haus bauen, wenn ich zurückdenke, dann frage ich mich war das alles wirklich so, wie ich es mir vorgestellt habe?

Heute würde ich das nicht noch einmal machen, ich weiß auch nicht woher ich die Kraft hatte das alles zu machen. Ja meinen Beruf habe ich wirklich geliebt und da ich in meinem Beruf sehr viel Anerkennung und Lob bekommen habe, hat mir das auch sehr viel Freude und Kraft gegeben.

 

Welche Wünsche und Träume hattest Du in diesem Alter und was davon ist in Erfüllung gegangen?

Träume habe ich nie wirklich gehabt. Ich hatte eine sehr harte Kindheit und mit elf Jahren war ich Vollwaise und bin zu einer Pflegefamilie gekommen. Dort war mein Leben nicht schön, ich glaube ich habe damals aufgehört zu Träumen, die Realität war dort zu hart für mich. Ein großer Wunsch war es damals in meinen neuen Beruf voran zu kommen.

 

Wenn Du heute auf die letzten 20 Jahre zurückschaust, wie ist Dein Resümee?

Traurig, ich habe das Gefühl, das ich in meinem Leben zu wenig gelebt habe. Damit meine ich nicht erlebt, sondern gelebt. Erlebnisse gab es viele in meinem Leben, die ich nicht noch einmal erleben möchte. Pflichten,  Leistungen, Aufgaben, waren mir immer wichtiger als zu leben und zu genießen.

Edith mit 42

Gab es Schicksalsschläge oder tiefgreifende Veränderungen in dieser Zeit und wie haben sie Dein Leben beeinflusst?

Ja, vor 3 Jahren war wohl die schwerste Zeit in meinem Leben, ich möchte aber hier nicht darüber schreiben. Damals habe ich im Buddhismus Kraft gefunden, warum das passiert ist, werde ich wohl nie verstehen. Ich habe aber auch gelernt Danke zu sagen für das was war.

 

Bist Du heute zufriedener oder trauerst Du der alten Zeit hinterher?

Zufriedener nicht direkt, aber ich weiß heute sehr genau, dass ich mein Leben unbedingt noch mehr genießen und mehr vom Leben spüren möchte.

Es macht mich oft sehr traurig zu wissen, das mir nicht mehr all zuviel Zeit übrig bleibt. Es gibt so vieles, das ich machen möchte. Es macht mich teilweise sehr traurig, das ich es nicht schaffe mein jetziges Leben mehr zu genießen.

 

Welche Wünsche und Träume hast Du für die nächsten 20 Jahre?

Endlich einmal das Leben leben.., mich einlassen auf Neues, entdecken was ich bisher nicht gelebt habe. Ein langer Wunsch von mir ist es einmal nach Cornwall zu reisen. Als ich meinen 60. Geburtstag war dies mein größter Wunsch. Ich habe es bis heute nicht gemacht. Schade so etwas macht mich sehr traurig.

Ich habe manchmal das Gefühl, das ich nicht mehr genug Zeit habe um meine Wünsche zu erfüllen. Das ist kein gutes Gefühl, weil es mich oft traurig macht.

Im Moment genieße ich es Zeit zu haben für mich.Ich freue mich auch, dass mein Mann mich dabei unterstützt. Das ist für mich etwas sehr Kostbares, über das ich sehr dankbar bin.

 

Danke liebe Edith für deine offenen Worte. Ich kann dir aus eigener Erfahrung nur raten, setze deine Wünsche in die Tat um und das besser heute als morgen. Den das Leben ist das, was passiert, während man Pläne macht.

 

 

 

12 Kommentare

  • Marlene

    Liebe Edith ,
    hier kommt ein schöner Tipp vom Schauspieler Anthony Hopkins:
    “Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, Euch wie ein Andenken zu behandeln.Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt Euer Herz auf der Zunge. Seid albern.Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit.”
    Für mich ist die beste Vorgehensweise PRIORITÄTEN setzen. Die Bügelwäsche bleibt liegen, ich lese JETZT ein tolles Buch.
    Liebe Grüße, Marlene

    • Monika Hönisch

      Anthony Hopkins Spruch sollte man sich einrahmen und an die Wand hängen. Ich neige auch dazu über Vergangenes missmutig zu sein , aber man hat mit 60 noch zum “Aufholen“ Zeit genug .
      Aber Buch und Film “ Was vom Tage übrig blieb“ sind sehr berührend und kann ich nur empfehlen.

  • Ute Harmel

    Hallo Karin,
    in Deinem Interview mit Edith Götschhofer habe ich mich in jeder Zeile erschreckend wiedererkannt. Mir geht es gut, und ich habe noch nie größere Sorgen gehabt. Nun zerrinnt mir die Zeit, ich weiß aber nicht wie ich eine Veränderung herbeiführen kann. Da es mir immer gut gegangen ist komme ich mir so undankbar vor.
    Ute

    • Karin Austmeyer

      Das es dir immer gut gegangen ist, heisst ja nicht, dass du keine Wünsche mehr hast. Eine Veränderung im Leben ist nie schlecht. Versuche Schritt für Schritt deine Wünsche umzusetzen. Das Leben ist kurz genug.

    • Edith Götschhofer

      Liebe Ute,
      genau so ein Gefühl habe ich auch, mir geht es ja eigentlich gut.
      Dann spüre ich die Sehnsucht nach Leben, ich möchte noch so vieles machen und erleben. Bis jetzt war, mir immer das Wichtigste, das es meiner Familie gut geht, mein Beruf war mir so wichtig.
      Gerade in meinem Beruf (ich war Krankenschwester) habe ich so oft erlebt, dass viele Menschen am Ende ihres Lebens bereuen so vieles nicht gemacht zu haben.
      Ich finde den Blog von Karin so eine Bereicherung, ein großes Danke an Karin.
      Ute, ich freue mich sehr über deinen Kommentar.
      Liebe Grüße, Edith

    • Karin Austmeyer

      Ja Edith, so geht es vielen. Jetzt bis du mal dran. Am Ende des Lebens sagt man nicht “ach hätte ich mal mehr geputzt” oder ähnliches. Tue jetzt das, was du schon immer tun wolltest. Nur du alleine kannst etwas ändern in deinem Leben. Das habe auch ich lernen müssen.

  • Edith Götschhofer

    Liebe Karin, vielen Dank für das Interview.
    Ich mag deinen Blog sehr und darum freue ich mich auch das ich bei dir Gast sein darf.
    Tolle Beiträge, viel Wissen wertes und interessante Interviews, das alles findet man auf deinem Blog.
    Ich habe deinen Blog bei mir verlinkt, so bleibe ich immer am Laufenden.
    Ganz liebe Grüße, Edith

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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