Lesestoff für den Mai
Wir alle hoffen, dass jetzt im Mai endlich der Frühling kommt. Heute habe ich sechs Bücher für Euch ausgesucht, die Ihr hoffentlich im Freien genießen könnt. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ich wünsche euch schon jetzt viel Spaß beim lesen.
Kester Schlenz
Ich komm da nicht mehr mit
Verlagsinformation
Wir alle sind im Visier eines gewaltigen Info-Dauerfeuers: News, Mails, Social Media, Messenger, Podcasts, Push-Nachrichten. Wir sollen informiert sein, Meinungen haben, mitreden können. Und wir sollen nicht nur immer mehr wissen. Wir sollen und müssen auch immer mehr können und selber machen: runterladen, bestätigen, eingeben, updaten, verifizieren – die digitale Welt treibt uns in den Wahnsinn, anstatt uns zu entlasten. Kester Schlenz beschreibt die alltägliche Überforderung und begibt sich auf die Suche nach Wegen zu mehr Gelassenheit.
Meine Bewertung *****
Immer wenn meine Schwester wieder einmal fragt: “Hast du das gelesen” oder “weißt du schon, dass”, habe ich das Gefühl nicht mehr mitzukommen. Als älterer Mensch möchte ich mich aber nicht abgehängt fühlen, möchte wissen, was in der Welt los ist. Mittlerweile gibt es viel zu viele Informationen. Ganz abgesehen davon, dass wir oft nicht wissen, was wahr ist und was nicht, kann ich die Flut der Meldungen einfach nicht verarbeiten. Ich habe Tage, da will ich nichts wissen und einfach in Ruhe gelassen werden. Hinzu kommt eine App, die ich unbedingt benötige, Paßwörter, Codes und was sonst noch alles nötig ist, um in der Welt den Anschluß nicht zu verlieren. Ich brauche meine Auszeiten, damit mein Hirn Zeit hat, die Kugeln ins richtige Loch zu bucksieren. (Das war jetzt fast ein eigener Beitrag.)
Genau von diesem Gefühl und dieser Überforderung schreibt Kester Schlenz in seinem Buch. Mit seiner Suche nach Wegen zu mehr Ruhe und Gelassenheit, nimmt er mich mit und inspiriert mich, selbst auf die Suche zu gehen.
Es war sehr aufschlussreich und hat Spaß gemacht das Buch zu lesen, was bei diesem Thema eigentlich verwundert. Das richtige Buch für alle, denen es genauso geht.
Jette Jakobi
Heiner ist tot
Verlagsinformation
Heiner, der Postbote, sitzt in Strandkorb 396 und blickt aufs Meer. Doch die Aussicht kann er nicht mehr genießen, denn Heiner ist mausetot. Er wurde erstochen, wie Karin beim Morgenspaziergang entdeckt. Sie wohnt mit ihren Freundinnen Elsbeth und Ursel, alle Mitte siebzig, in einer Jugendstilvilla in einem hübschen Küstenort nahe Kiel. Kürzlich zog auch Olaf hier ein, Cousin der jüngst verstorben Agathe und pensionierter Kriminalkommissar. In der Damenrunde war er zunächst nicht willkommen, aber nun erweist er sich als Glücksfall. Denn der Mord hat die Neugierde der drei geweckt. Und weil die Polizei nicht vorankommt, beschließen die passionierten »Tatort«-Zuschauerinnen, den Fall selbst zu lösen.
Meine Bewertung *****
Schon das Cover hat mich magisch angezogen: Hab ich hier nicht schon einmal gestanden, genau an dieser Stelle?
Anders als das Titelblatt vermuten läßt, handelt es sich hier um einen handfesten, gut und logisch aufgebauten Krimi. Regionale Krimis, gleich aus welcher Region, gehören zu meiner Lieblingslektüre. Sympathische Protagonisten und eine sehr spannende Handlung mit viel Humor, machen das Buch von Jette Jacobi zum Leseerlebnis. Ich jedenfalls hätte sehr gerne mehr davon.
Lou Bihl
Putin im Wartezimmer
Politischer (Arzt-) Roman
mit Illustrationen von Daniel Horowitz
Verlagsinformation
Putin ist kürzlich in die Ukraine einmarschiert, und auch in »Frau Doktors« Wartezimmer ist er gegen wärtig. Dort treffen sich pummelige Patient:innen zu einer Schulung über gesunde Ernährung. Mit Unterstützung der engagierten Hausärztin kämpfen sie gegen ihr Übergewicht, doch mit diesem Ziel erschöpfen sich die Gemeinsamkeiten. Die Jüngste zählt 19, die Älteste 73 Jahre, sozialer Hintergrund und politische Ansichten könnten unterschiedlicher nicht sein, wie ihre Streitgespräche über Krieg und Krise zeigen. Der Historiker doziert, der Computer- Nerd widerlegt den Kommunalpolitiker mit Fakten und Zahlen, die vermeintlich demente Ex-Ingenieurin überrascht durch fundierte Kenntnisse über Atomkraft, und die junge Putzhilfe mit Migrationshintergrund liefert scharfsinnige Analysen. Frau Doktor hat in zehn Sitzungen viel zu moderieren,
doch die …
Meine Bewertung ****
Diesmal hören wir im Wartezimmer nicht die üblichen Gespräche über Krankheiten, nein, der Krieg in der Ukraine wird zum Thema. Wir haben hier auch nicht den klassischen Arztroman vor uns, nein, wir lauschen einer politischen Diskussion. Jeder der im Wartezimmer sitzenden hat eine ganz eigene Persönlichkeit und somit auch eine ganz eigene Meinung.
Ich bin gerne den Dialogen gefolgt, die die Autorin detailliert und humorvoll beschreibt. Etwas nachdenklich und auf angenehme Weise unterhalten, schlug ich das Buch am Ende zu. Meine Empfehlung an alle, die sich für dieses Thema interessieren.
Helme Heine
Im freien Fall
Verlagsinformation
Max scheint auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Erziehung, Schule, Studium, Ehe bereiten ihn zielgenau darauf vor, eines Tages das erfolgreiche Unternehmen seines Vaters zu führen. Alles scheint ihm mühelos zu gelingen, bis ein Gerücht auftaucht, das zerstört, woran er sein Leben lang glaubte. Hatte das Schicksal mit ihm nur gespielt? War sein Lebenslauf vorgezeichnet? Oder unterlag alles, was geschehen ist, dem Zufall? Auch, wenn er alles, was ihm lieb und teuer war, verloren hat, will er zumindest eine letzte Entscheidung selbst treffen. Doch dann kommt Rettung von einer Seite, die er nicht erwartet hat.
Helme Heine, weltbekannter Autor und Illustrator, und Gisela von Radowitz erzählen die Geschichte von Max als große Parabel unseres Lebens: Wann haben wir es in der Hand und wann ist es umgekehrt? Lebendig erzählt, mit Leichtigkeit, Humor und philosophischer Tiefe speist sich der Roman aus den Erfahrungen eines langen, reichen Lebens.
Meine Bewertung *****
Mit dem Buch “Im freien Fall” wurde ein Werk geschaffen, dass mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Es ist eine Reise zu den grundlegenden menschlichen Emotionen – Liebe, Verlust und Hoffnung -, sensibel und berührend geschrieben. Obwohl ich die Geschichte so oder ähnlich, und auch im wahren Leben, schon oft gehört habe, war ich von diesem Buch so begeistert, dass ich die Nacht durchgelesen habe. Ich konnte es einfach nicht beiseite legen.
“Im freien Fall” hat mein Herz berührt und mich nachdenklich gemacht. Eine absolute Leseempfehlung an alle, die auf der Suche nach emotionalen und einfühlsamen Geschichten sind.
Tijen Onaran
Be Your Own F*cking Hero
Verlagsinformation
Mut bedeutet, du selbst zu sein. Doch oft verlässt er uns in den entscheidenden Momenten: in Verhandlungen, bei der Kleiderwahl, im Privaten. Wer Mut hat, eckt an. Mut zu haben, bedeutet immer auch, die Person zu sein, die anders ist – der Alien im Raum. Genau dieses Gefühl kennt Tijen Onaran. Sie ist Aufsteigerin, erfolgreiche Unternehmerin und eine der prominentesten Stimmen der deutschen Wirtschaft. Als Kind türkischer Eltern baute sie sich aus dem Nichts alles selbst auf. Immer wieder wurde sie damit konfrontiert, sie sei zu laut, zu leise, zu sexy, zu langweilig. Bis ihr klar wurde: Ich bin genau richtig!
In Be Your Own F*cking Hero erzählt Tijen, wie sie trotz oder gerade aufgrund ihrer sozialen Herkunft den Mut gefunden hat, ihren eigenen Weg zu gehen, eigene Unternehmen aufzubauen, zu sich selbst und zu ihrer Meinung zu stehen. Mit ihrer Geschichte motiviert sie alle, ihr privates und berufliches Glück selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und die eigene Stimme zu nutzen: »Sei Autor:in deiner ganz eigenen Geschichte und werde zur Heldin deines Lebens. Be your own f*cking hero!«
Tijen Onaran wird Jurorin in der 14. Staffel der TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“. Zuletzt wurde sie mit dem Deutschen Lesepreis der Stiftung Lesen ausgezeichnet.
Meine Bewertung ****
In der heutigen Zeit, in der Selbstständigkeit und Selbstverwirklichung immer mehr an Bedeutung gewinnen, kommt das Buch von Tijen Onaran zur richtigen Zeit. Als Ratgeber der besonderen Art spricht dieses Werk all die an, die bereit sind, ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen und zu ihrer eigenen Heldin zu werden.
Die Autorin, eine bekannte Unternehmerin und Expertin für Leaderchip und Diversität, liefert mit diesem Buch eine geballte Ladung an Inspiration, Motivation und praktischen Tipps um den eigenen Weg zu finden und erfolgreich zu beschreiten. Dafür ist Frau niemals zu alt.
Ihre erfirschend direkte Sprache hat mir sehr gefallen. Durch ihre Ehrlichkeit, mit der sie über ihre eigenen Rückschläge berichtet, wirkt der Ratgeber glaubwürdig und authentisch. Sie ermutigt uns, das eigene Potential voll auszuschöpfen. Es ist nie zu spät meine Damen.
Julia Kröhn
Der Pakt der Frauen
Verlagsinformation
Wien 1976. Die junge Dozentin Katharina Adler sorgt bei den männlichen Kollegen regelmäßig für Schnappatmung. Selbstbewusst trägt sie knalligen Lippenstift und verbotenerweise im Hörsaal Hosen. Außerdem hat sie sich kein geringeres Ziel gesetzt, als die Geschichtswissenschaft zu revolutionieren. Dafür widmet sie sich Büchern, die von Frauen geschrieben wurden, speziell Kochbüchern. Als ihr dabei eine Rezeptsammlung aus der Feder ihrer Mutter Jule unterkommt, erkennt Katharina, dass sie erst die Geheimnisse ihrer eigenen Familie aufdecken muss, bevor sie die Welt verändern kann. Gemeinsam reisen sie und Jule nach Schlesien, an Katharinas Geburtsort. Dort lernt sie, dass es nichts Stärkeres gibt als Frauen, die zusammenhalten.
Meine Bewertung ****
Auf zwei Zeitebenen versuchen Katharina und ihre Mutter – sie wortgewandt, die Mutter schweigsam – die Vergangenheit aufzuarbeiten. Julia Kröhn erzählt die zum Teil authentische Geschichte ihrer Mutter und ihrer Großmutter so, dass ich schon nach wenigen Seiten voll in die Handlung und die Gespräche zwischen Mutter und Tochter eingetaucht bin. Obwohl hier teilweise von wirklich schlimmen Ereignissen berichtet wird, bleibt die Grundstimmung immer hoffnungsvoll.
Es hat mir viel Freude gemacht, das Buch zu lesen und ich kann es euch nur ans Herz legen.
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