Wie unser Bild vom Alter unsere Lebenserwartung beeinflußt

In unserem Land ist zugegebener Maßen vieles nicht in Ordnung. Darüber könnte ich ganze Bücher schreiben. Heute möchte ich mich mit dem Alter befassen.

Nächstes Jahr werde ich 70 und bin spätestens dann für die Gesellschaft alt. Wie in unserer westlichen Welt ältere Menschen gesehen werden ist, gelinde gesagt, traurig.

 

Altersversorgung

Die Höhe der Rente, die wir in diesem reichen Deutschland bekommen, ist eine Unverschämtheit. Nicht umsonst arbeite ich immer noch einige Stunden am Tag, um mir mein Leben noch ein wenig nett zu machen. Viele von uns haben diese Möglichkeit nicht und nicht wenige müssen ihre Rente mit Sozialhilfe aufstocken. Das ist eine Mißachtung unserer Lebensleistung und auch keine gute Aussicht für die junge Generation. Sie zahlen hohe Summen in die Rentenversicherung ein und, wenn sich nichts ändert, bekommt diese Generation noch weniger Rente bei einer längeren Lebensarbeitszeit. Am besten wäre es für den Staat, wir älteren Menschen würden vor Rentenbeginn sozialverträglich ableben.

 

Die Sicht auf ältere Menschen

Wie es schon von Beginn an auf meinem Blog steht, bekam ich im Internet bereits mit 50 einschlägige Werbung eingeblendet: Wir sind inkontinent, hören nur noch Schlager, haben einen röhrenden Hirsch an der Wand und brauchen nichts dringender, als einen Treppenlift.

Wir werden mit Anti-Aging-Reklame überhäuft, als ob Falten mindestens so schlimm wären wie die Pest oder Lepra. Wenn wir unsere Falten nicht aufspritzen lassen, sind wir anscheinend nicht mehr gesellschaftsfähig, Für meinen Teil, sehe ich jede Falte in meinem Gesicht, als Erinnerung an gelebtes Leben. Ich bewege mich heute noch genauso wie früher und trage meine weißen Haare seit einigen Jahren mit Stolz.  Wie damals tanze ich noch gerne, verzichte aber auf Sprünge und Überschläge beim Rock’n Roll. Macht trotzdem noch immer Spaß.

 

Lesetipp

Wie wir uns selbst sehen hat Einfluß auf die Lebenserwartung

Wie uns die Gesellschaft sieht und mit wem wir uns umgeben, hat einen großen Einfluß auf unser Älterwerden und auf unsere Lebenserwartung. Hierzu gibt es interessante Studien und Literatur. Besonders empfehlen kann ich euch das Buch “Du bist so alt, wie du dich denkst” von Dr. Becca Levy, das ich gerade gelesen habe. Dieses Buch gab auch den Anstoß zu meinem heutigen Beitrag.

Vergesslichkeit, Schwäche, Verfall – Attribute, die wir in unserer Gesellschaft mit allen Mitteln bekämpfen. Seien es Anti-Aging-Cremes, Werbung für Schönheitschirurgen oder Pflegeheime und die infantilisierende Ansprache älterer Menschen mit „Senioren-Menüs“ analog zum Kinderteller: Wir versuchen krampfhaft nicht alt zu wirken und wenn Menschen älter werden, sie nicht mehr als aktiven Teil unserer Gesellschaft zu betrachten. Becca Levy, Yale-Professorin für Psychologie und Epidemiologie, hat erforscht, welche Auswirkungen Altersbilder und Stereotype auf unsere Lebensdauer haben. Und es ist eigentlich ganz einfach: Wenn wir positiv übers Älter werden denken und dies kulturell verankern, steigt auch unsere Lebenserwartung. Das beste Beispiel ist Japan: Dort sind ältere Menschen fester Bestandteil der Gesellschaft und das Alter wird zelebriert – Japaner haben die höchste Lebenserwartung weltweit.

 

Umdenken ist wichtig

In den nächsten Jahren werden immer mehr Menschen über 60 sein. Die geburtenstarken Jahrgänge kommen nun zum Tragen. Ohne ein Umdenken der Gesellschaft wird es mit der Wirtschaft bergab gehen. Wir, und auch die nach uns kommende Generation haben viel Lebenserfahrung. Wir sind keine unnützen Menschen, die nur Geld kosten. Firmen sollten umdenken und uns als wertvolle Arbeitskräfte sehen. Sie sollten auch ältere einstellen und niemanden in Rente schicken, der/die noch gerne arbeiten möchten.

Auch engagieren sich immer weniger Menschen ehrenamtlich. Hier ist die ältere Generation unverzichtbar, z.B. als Unterstützer von Kindern und Jugentlichen oder von Flüchtlingen.

Wir müssen unsere eigene Sicht auf das Altern überdenken. Von unseren Mitmenschen wünschen wir uns eigentlich nur ein wenig Respekt vor unserer Lebensleistung und ein Begegnen auf Augenhöhe. So können wir gesund alt werden und noch einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten.

 

 

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