Köln für Imis,  Kultur,  Lebensart,  Lieblinge

Köln für Imis: Willi Millowitsch – Der kölsche Jung

Wenn Köln ein Herz hat, dann ist Willi Millowitsch mindestens die linke Hätzkammer. Ja, ich weiß, das heißt auf Hochdeutsch „Herzkammer“, aber Willi hätte mich dafür schon längst aus dem Wohnzimmer geschmissen, natürlich mit nem Kölsch in der Hand und einem breiten Grinsen im Gesicht.

Ich bin mit Willi Millowitsch groß geworden, wie man mit der kölschen Luft groß wird, automatisch, ohne es zu merken, aber ganz tief drin. Er war kein Schauspieler, er war Köln und das meine ich nicht übertrieben. Der Mann hat mehr Dialekt auf der Bühne versprüht als zehn Jecken im Karneval. Wenn er „ene Köbes“ gespielt hat, hat der Zuschauer in der dritten Reihe plötzlich Lust auf Halven Hahn und drei Frikadellen bekommen.

Willi machte Theater

Das Millowitsch-Theater in der Kölner Innenstadt war lange Zeit das Wohnzimmer der Nation oder besser gesagt: das kölsche Wohnzimmer der Republik. Da saßen die Omas, die Opas, die Pänz und der Jung von nebenan und haben Tränen gelacht, wenn Willi wieder mit seiner legendären Schnute den Satz rausgehauen hat: „Wat soll dä Quatsch?!“

Ich erinnere mich an eine Vorstellung, da kam er leicht verspätet auf die Bühne (Willi war nie besonders pünktlich, dafür aber charmant). Da sagt er einfach trocken ins Mikrofon: „Et Hätz hät jeschlack, aber et Hätz hät och jeschlot.“ Das Publikum? Am Toben. Keiner wusste genau, was das heißen sollte, aber alle fühlten sich plötzlich sehr lebendig.

Willi und seine Stadt

Seine Beziehung zu Köln nicht gespielt, die war gelebt. Der Mann kannte jede Bude zwischen Eigelstein und Südstadt. Wenn Willi durch die Stadt ging, riefen die Leute nicht „Herr Millowitsch“, sondern einfach nur: „Hallo Willi!“, als wär er der Nachbar, der einem grad den Rasenmäher zurückbringt.

Selbst der Dom schien ein bisschen gerader zu stehen, wenn Willi in der Nähe war. Und ich bin mir sicher, wenn man ihn damals gefragt hätte, was er nach dem Tod werden möchte, hätte er gesagt: „Ne Bronze-Statue mit Blick auf mein Theater, damit ich weiter zugucken kann, wie die Leute lachen.“ (Spoiler: Genau das ist passiert.)

Willi war Köln. Köln war Willi


Auch wenn er schon längst auf der großen Himmelsbühne spielt – vermutlich zusammen mit Trude Herr und Hans Süper -, sein Lachen hallt noch immer über den Rhein, zwischen Severinstorburg und dem letzten Kölsch vom Vorabend.

Ehrlich gesagt: Wenn ich mal schlecht drauf bin, stell ich mir einfach vor, wie Willi in der Bimmelbahn sitzt, laut „Isch ben ene kölsche Jung“ singt und dem Schaffner einen Witz erzählt, den er selbst gar nicht zu Ende bringt, weil er schon vorher lacht.

Köln ohne Willi

Nach seinem Tod, war er einer der wenigen, die eine Totenmesse im Kölner Dom erhielten. Von dort aus wurde sein Sarg durch die Innenstadt, über die Aachener Straße, vorbei an seinem Theater zum Melatenfriedhof gefahren. Die meisten Kölner säumten den Weg, warfen ihm Blumen zu und klatschten ein letztes Mal. Das alles wurde sogar im Fernsehen übertragen. Das hätte ihm gefallen.

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.