Lieblingsplätze: Gudrun Lochte stellt euch Uzès in Südfrankreich vor

Gudrun Lochte ist Mitte 60, verheiratet und hat 2 Kinder und 3 Enkel. Sie macht gerade, zusätzlich zu Corona, ein schwere Zeit durch. Aber das lest ihr am besten selbst auf ihrem Blog „60 plus na und“ oder auf Facebook.oder Instagram. Um so mehr freue ich mich, dass Gudrun uns heute ihren Liebelingsort auf dieser Welt vorstellt.

Liebe Gudrun, wo ist Dein absoluter Lieblingsplatz auf dieser Welt und warum?

Ich glaube, da muss ich erst einmal ein wenig ausholen und ein paar Jahre zurückgehen. Genauer gesagt, 45 Jahre. Denn über diese vielen Jahre habe ich gebraucht, um meinen Lieblingsplatz zu finden. Nicht ganz, 2006 war ich erstmals dort.

1975 habe ich geheiratet und 1976 haben mein Mann und ich dann unsere Hochzeitsreise gemacht. Es ging nach Paris. In die Stadt der Liebe. 10 Tage Paris, eine Pauschalreise mit der Bahn. Wir beide, die wir kein Wort Französisch sprachen, ausgestattet mit einem Sprach- und Reiseführer in Paris unterwegs. Wir buchten vier Führungen mit einer Reiseleiterin, ansonsten waren wir allein unterwegs.

In dieser Zeit wurde ich mit dem Frankreich-Virus infiziert. Ich weiß nicht, was ausschlaggebend war. Die Sprache, die in meinen Ohren so melodisch klang und mir nicht schwerfiel oder die Lebensweise. Denn wo saß man schon morgens im Café und schaute den vorübereilenden Passanten zu? Handwerker, die im Stehen im Bistro an der Theke schnell einen Kaffee tranken und dann wieder ihrer Arbeit nachgingen. Menschen, die, Küsschen links und Küsschen rechts, auf dem Markt einen Schwatz hielten. Im Restaurant konnte man sich nicht einfach an einen Tisch setzen, sondern man wartete an der Tür, bis man vom Kellner angesprochen wurde und der wies einem dann einen Tisch zu. Alles zusammen und noch viel mehr – da war es um mich geschehen. Vermutlich. Gott sei Dank ging es meinem Mann genauso. Es schlummerte in mir bzw. uns. Denn die nächsten Jahre fuhren wir nicht nach Frankreich.

Unser erster Frankreichurlaub war 1988, dann schon mit Kindern, ging es in die Bretagne. Auch noch ohne Französischkenntnisse, nur mit Sprachführer. Als wir zurück waren, belegte ich bei der Volkshochschule einen Französisch-Kurs, den ich fast 11 Jahre besuchte. Von 1988 an war Frankreich unser Reiseland Nr. 1, mit Ausnahmen natürlich. Bretagne, Normandie, Elsass, Côte d’Azur, Burgund, Pyrenäen und die Provence. Und da sind wir dann 2006 in Blauzac in der Nähe vom Pont du Gard. Von Blauzac ganze 9 km entfernt, 12 Min., da lag und liegt bis heute Uzès, mein Lieblingsort. Gleich beim ersten Mal, als wir durch die Gassen gingen, habe ich mich in diese Stadt verliebt.

Ich kann gar nicht genau sagen, warum gerade diese Stadt. Solche Städte gibt es ganz viele in Südfrankreich und ich war auch schon in einigen, aber es gab bisher keine, in die ich immer wieder zurückwollte. In der Zwischenzeit waren wir viermal dort und ich glaube, es war noch nicht das letzte Mal.

Was muss man an Deinem Lieblingsort unbedingt gesehen/getan haben?

Wenn man so Frankreich verrückt ist wie ich, dann sitzt man natürlich im Café. Auf dem Marktplatz in Uzés gibt es sehr viele und sehr hübsche Cafés. Aufpassen, wenn man in Frankreich einen Kaffee bestellt, dann gibt es, wie wir ihn kennen, einen Espresso.

Um wirklich einen Kaffee zu bekommen, bestellt man einen double Café oder einen Café double. Das sagt jeder anders. Das ist sicher nun nichts Besonderes, in einem Café zu sitzen. Aber hier pulsiert das Leben, nicht nur an Markttagen. Hier finden auf dem Marktplatz Malkurse statt, hier laufen die kleinen Kinder den Tauben hinterher und es wird Ball gespielt. Ich liebe das.

Wo kann man gut übernachten?

Wir sind eigentlich die Ferienhaus-Urlauber. Wir möchten gerne aufstehen und frühstücken, wann wir wollen. Vor allen Dingen ungezwungen, ohne uns gleich für andere vorzeige fähig anzuziehen.

Aber bei unserem letzten Besuch in Uzés 2018 haben wir im Hotel UZES Pont du Gard gewohnt und wir waren sehr zufrieden. Die Zimmer waren sehr schön und ordentlich. Das Frühstück reichlich und abwechslungsreich und das Abendessen im Restaurant war sehr, sehr gut. Das Personal war am Ende der Saison immer noch freundlich, was nach einer langen Saison nicht immer selbstverständlich ist. Die Altstadt ist in 5 Minuten gut zu Fuß zu erreichen.

Hast Du einen Restauranttipp und/oder einen Tipp für die Abendgestaltung?

Wo man sehr gut essen kann, das ist im Le Zanelli, 3 rue Nicolas Froment. Es liegt etwas versteckt an der Kirche Eglise Saint-Etienne hinter dem großen Marktplatz. Es ist zwar ein italienisches Restaurant, aber es gibt eine allgemeine europäische Küche.

Für Naschkatzen und Schleckermäuler gibt es am 23 boulevard Gambetta das Café Nougatine. Für uns ist es ein muss, wenn wir in Uzès sind. Die Kuchen sind einfach zu verführerrisch.

Wo kann man gut Einkaufen und was sind die schönsten Mitbringsel?

Ich mag sehr gerne die Les Ceramiques de Lussan, also die Keramikfiguren aus Lussan. Ein Geschäft gibt es in Uzès in der 7 rue Jaques d’Uzès, man muss nicht unbedingt nach Lussan fahren. Wir haben die Werkstatt in Lussan besucht. Von dort habe ich mir eine Taube mitgebracht. Auch die Hühner, Katzen und Mäuse sind wunderschön. Die Keramikwerkstatt ist nur 19 km entfernt und in 20 Minuten zu erreichen.

Was über Deinen Lieblingsort möchtest Du den Leserinnen und Lesern unbedingt noch sagen?

Sehenswert sind die kleinen Geschäfte unter den Arkaden am Place aus Herbes. Da gibt es z. B. die Boutique Autrefois. Allein der Laden mit seiner Inneneinrichtung ist schon sehenswert, aber die kleinen Leckereien noch viel mehr. Da gibt es Tapenaden, Kekse, Karamelle, eingelegte Früchte und Olivenöl.

Oder die kleinen Modeboutiquen, in denen ich gerne stöbere.

Das Schloss, mitten in der Stadt, ist sehr sehenswert. Le Duché d’Uzès ist immer noch im Privatbesitz und kann besichtigt werden.

Und wenn wir schon in Uzés sind, dann ist ein Abstecher an den Pont du Gard Pflicht. Dadurch, dass wir keine kleinen Kinder mehr haben und nicht an die Ferien gebunden sind, fahren wir in den Monaten, wo nicht mehr ganz so viel Touristen dort sind. Man kann dort wunderbar wandern. Die Wege sind gut ausgeschildert.

Kurz bevor man am Viadukt ist, steht rechts ein alter Olivenbaum. Es stehen dort viele Olivenbäume. Aber ich meine einen bestimmten, den ich auch schon von weitem erkenne.

Das ist „mein“ Baum. Er strahlt so eine Ruhe aus, wie er da steht. Fest verwurzelt, als könnte ihm nichts auf der Welt etwas an haben. Meine Hände berühren seine Rinde, rau, warm und Vertrauen einflößend. Dabei kann man so richtig schön entspannen.

Vielen Dank liebe Gudrun. Ich kann das so gut nachvollziehen. Ich bin auch frankophil. Mein Liebelingsort ist allerdings St. Malo in der Bretagne.

Mit Gudrun habe ich bereits 2018 ein Interview in der Reihe „Lebenslinien“ gemacht. Ihr könnt es gerne hier nachlesen.

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