
Macht Scheitern einen Sinn?
Ich habe mal aus Versehen eine ganze LKW-Flotte lahmgelegt. Ja, wirklich. Ein einziger falscher Tastendruck und plötzlich standen mehrere Tonnen Diesel still, der Zeitplan war durcheinander und die Fahrernerven zum zerreißen gespannt.
Was als harmloser Klick begann („Ach, das ist doch nur ein kleines Update…“) endete in einem Albtraum aus Fehlermeldungen, Funkstille und panischen Rückrufen durch meinen Chef („Was hast du da gemacht?“). Die IT: sprachlos, mein Chef: blass, ich: Schweißperlen im Quadrat, den berühmten Wackerstein im Magen und mindestens 40 Grad Fieber. Kurzzeitig habe ich überlegt auf Gabelstapler umzuschulen.
Die IT mußte aus ihrem wohlverdienten Feierabend kommen und es hat ganze drei Stunden gebraucht, bis die Datensicherung vom Vortag aufgespielt und die LKWs auf der Straße waren. Drei Stunden in denen ich mich am liebsten in ein riesiges Loch verkrochen hätte.
Aber wißt ihr was? Genau da passiert das, was Erfolg nie leisten kann: echtes Lernen.
Ich habe in diesen Stunden mehr über Verantwortung, Systemabhängigkeiten und Krisenkommunikation gelernt als in drei Jahren Berufserfahrung zuvor.
Scheitern macht Sinn, weil:
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Du nie wieder den gleichen Fehler zweimal machst.
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Du plötzlich ganz genau weißt, wie viel an einem kleinen Klick hängen kann.
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Du lernst, Verantwortung zu tragen – auch dann, wenn’s weh tut.
Seitdem prüfe ich jede Eingabe doppelt und manchmal dreifach. Nicht aus Angst, sondern aus Respekt vor der Wirkung, vor den Menschen und ja – vor dem Scheitern selbst. Denn Scheitern ist kein Zeichen von Inkompetenz, es ist ein Zeichen, dass man etwas bewegt hat. Vielleicht nicht immer in die richtige Richtung – aber immerhin nicht stillgestanden. Wir sind alle nur Menschen und die machen Fehler …
… und immerhin hatte ich mal eine ganze Flotte unter meiner Kontrolle. Für drei dramatische Stunden.
