Lebenslust,  Reisen

… ein Lichtlein brennt – Eine 3-Tage-Busreise im Advent

Schon vor drei Monaten hatten meine Freundin Martina und ich eine Bustour unter dem Motto „Adventszauber“ gebucht. Es sollte nach Lübeck, Kopenhagen, Malmö und Hamburg gehen – klingt traumhaft, oder?
Da ich allerdings erst am 1. Advent von meiner Südafrikareise zurückgekommen war, wollte sich bei mir so gar keine Weihnachtsstimmung einstellen. Palmen gegen Tannenzweige, Sonne gegen Lichterkette – schwierig. Unsere kleine Adventreise mit Weihnachtsmärkten sollte da Abhilfe schaffen.

Vergangenen Freitag starteten wir also unsere Reise. Um 4 Uhr morgens, einer wirklich unchristlichen Uhrzeit,  hieß es: Aufstehen, Augen auf Halbmast, fertig machen und ab zum Treffpunkt in der Kölner Innenstadt. Der Bus der Firma Hafermann* war tatsächlich pünktlich (Respekt!) und gemeinsam mit einigen Mitreisenden machten wir uns auf den Weg, weitere Gäste einzusammeln.
Wir hielten zwar nicht an jeder Milchkanne, aber gefühlt an jeder zweiten. Ich möchte vorausschicken: Das war meine erste Busreise überhaupt. Martina hingegen hatte schon öfter solche Touren gemacht, weil sie die Gemeinschaft schätzt. Und ja, man kommt wirklich schnell ins Gespräch, ein klarer Vorteil für Alleinreisende. Man kennt sich schneller als einem lieb ist.

 

Auf nach Lübeck

Nachdem wir in Münster endlich das letzte Paar eingesammelt hatten, konnten wir Richtung Lübeck starten. Reiseleiter Uwe hatte bereits Kaffee gekocht, während Manni den Bus souverän steuerte. Was mich allerdings wunderte: Jedes Getränk im Bus musste extra bezahlt werden. Abgerechnet wurde erst am Ende der Reise, fast wie beim Arzt, nur ohne Krankenkasse. Nicht einmal eine Flasche Wasser war im ohnehin nicht unerheblichen Reisepreis von 570 Euro pro Person enthalten. Das bin ich von anderen Reisen anders gewohnt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde noch ein Snack angeboten. Zur Auswahl standen: Würstchen mit Brot oder Brot mit Würstchen. Eine kulinarische Herausforderung, besonders für Vegetarier. Mehrere Pausen an diversen Raststätten boten uns immerhin die Möglichkeit, uns Alternativen zu besorgen. Die Haltezeiten von 15 oder 30 Minuten waren allerdings sportlich, besonders wenn man Schlange stehen musste.

Am frühen Nachmittag erreichten wir Lübeck. Hier hatten wir ungefähr fünf Stunden Zeit für Weihnachtsmärkte und Sehenswürdigkeiten – was sich leider als deutlich zu lang herausstellte. Die Weihnachtsmärkte waren so … na ja.

 

 

Das Wahrzeichen Lübecks, das Holstentor, beeindruckte mich ehrlich gesagt nicht sonderlich, und auch sonst war ich von Lübeck etwas enttäuscht. Vielleicht lag es auch am ungemütlichen, nasskalten Wetter. Die Feuchtigkeit kroch einem nach einiger Zeit durch und durch, trotz warmer Kleidung fröstelten wir erbärmlich.

 

 

Unser Bus hatte an der Musik- und Kongresshalle geparkt. Nach drei Stunden Bummeln durch die Stadt hatten wir genug und machten uns auf den Rückweg zum Parkplatz – in der Hoffnung, unterwegs ein nettes Lokal zu finden, um die verbleibende Zeit sinnvoll (und warm!) zu überbrücken.

 

 

Ein bißchen verliebt

Tatsächlich lockte uns eine nette Bar direkt am Wasser, schräg gegenüber vom Busparkplatz, zum Eintreten. Martina bestellte ein Bier, ich einen schönen heißen Kaffee. Dazu für jede von uns einen Ramazotti, damit uns auch von innen warm wurde. Mission erfüllt, wir waren glücklich und bestens versorgt.

Gerade als wir aufbrechen wollten, betrat eine fröhliche Männergruppe – etwa in unserem Alter – das Lokal. Die Jungs waren froh, unsere Plätze zu ergattern, die letzten freien in der Bar. Martina musste noch einmal zur Toilette, und ich wartete, bereits in Hut und Mantel, auf sie.
Einer der Männer, übrigens ein Einheimischer, hatte sich auf dem Fenstersims niedergelassen und begann ein Gespräch mit mir: Woher ich käme, wohin ich wolle und so weiter. Er war ein sehr gut aussehender Mann mit grau-weißen Haaren, leicht sonnengeküsster Haut und strahlend blauen Augen, gut gekleidet und ohne Ring am Finger (Details sind wichtig!). Vom ersten Moment an sprühten irgendwie die Funken zwischen uns, und ich sagte etwas, was mir seit Jahrzehnten nicht mehr in den Sinn gekommen war: „Du gefällst mir!“. Seine prompte Antwort: „Du mir auch.“ Ochhhh.

In genau diesem Moment kam Martina vom stillen Örtchen zurück und polterte, an die Herren gerichtet, los: „Schade, dass ihr nicht zwei Stunden früher gekommen seid, es hätte ein lustiger Abend werden können!“. Damit hatte sie sicher recht, aber der Zauber war verflogen. Wir verabschiedeten uns, verließen das Lokal und überquerten die Trave Richtung Bus. Ich hatte mich ein bisschen verliebt und war traurig über die verpasste Chance. Warum hatte ich ihm nicht meine Telefonnummer gegeben? Stattdessen hatten wir fast fluchtartig die Bar verlassen – Mist aber auch.
Aber es half ja nichts: Wir durften nicht zu spät am Bus sein, um pünktlich Richtung Fähre zu starten.

 

Von Travemünde nach Trelleburg

Das Abendessen sollte es an Bord geben. Da wir erst kurz nach neun aufs Schiff konnten, fiel es entsprechend spät aus. Das angekündigte 3-Gang-Menü entpuppte sich als Buffet und war, nun ja, nicht ganz so überzeugend. Aus dieser Erfahrung heraus nahmen wir uns für die Rückfahrt am nächsten Tag fest vor, unterwegs etwas Vernünftiges zu essen.

Die Fähre „Nils Holgersson“ der TT-Line ist ein relativ neues Schiff, mit leichtem Krankenhauscharakter. Die Kabinen waren sehr einfach und komplett ohne Komfort. Dafür lag das Schiff ruhig im Wasser, was die Überfahrt angenehm machte. Nach dem Abendessen fiel ich todmüde ins Bett und schlief sofort ein. Frühstück gab es bereits um 6 Uhr, sodass wir recht zeitig das Schiff in Trelleborg verließen.

 

Kopenhagen und Malmö

Wir machten uns zunächst auf den Weg nach Smygehuk, einem kleinen Hafen und Teil der Gemeinde Trelleborg in Schonen. Smygehuk markiert den südlichsten Festlandpunkt der skandinavischen Halbinsel. Bei frisch gebrühtem Kaffee inspizierten wir den Ort, zumindest das, was wir sehen konnten. Es war sehr ungemütlich: Nieselregen, Nebel, wenig Sicht. Ein leichter Wind vom Meer machte es auch nicht besser.

Wir alle waren dankbar, als wir endlich Richtung Kopenhagen weiterfuhren. Beim Überqueren der Öresundbrücke sahen wir, wegen des Nebels, nichts. In Kopenhagen angekommen, erwartete uns zunächst eine Stadtrundfahrt. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen. Auch das noch! Trotzdem wurden wir nach der Rundfahrt ausgesetzt, um einige der vielen Weihnachtsmärkte zu besuchen. Wieder hatten wir fünf Stunden Zeit. Einer der Märkte befand sich in einer Kirche, diesen nutzten wir gern, um dem Regen zu entkommen. Dort wurden viele schöne, handgearbeitete Dinge angeboten.

 

Die kleine Meerjungfrau

 

Rathaus Kopenhagen von außen

 

und von innen

 

Die Jens Olsen Uhr im Rathaus

 

Eingang zum Tivoli

 

Danach spazierten wir über den größten Weihnachtsmarkt der Stadt. Der Regen hatte zwar nachgelassen, aber die Feuchtigkeit hing weiterhin in der Luft.

 

 

Anschließend suchten wir uns ein nettes Restaurant. Überall konnte man überdacht und bei gemütlichem Kaminfeuer draußen sitzen. Das Essen war gut, allerdings auch sehr teuer. Wir saßen bequem und blieben eine Weile. Inzwischen nieselte es wieder, trotzdem machten wir uns noch auf den Weg zur Einkaufsstraße und schauten uns einige interessante Läden an.

 

 

Die Stadt hatte sich inzwischen extrem gefüllt, sodass es wirklich keinen Spaß mehr machte. Irgendwie bekamen wir die Zeit aber herum und fuhren weiter nach Malmö. Dort hatten wir etwa eine gute Stunde,  was wiederum zu wenig war. Zwar begleitete der Reiseleiter die Meute bis zum Weihnachtsmarkt, war dabei aber so schnell, dass einige auf der Strecke blieben. Seine Bemerkung dazu: „Im Vertrag steht: Für Menschen mit mobilen Einschränkungen nicht geeignet.“ Das war natürlich mehr als fehl am Platz.

 

Hamburg

Später, nach dem Auffahren auf die Fähre „Tinkerbell“, funktionierte der Aufzug zu den Decks nicht. Der Reiseleiter fuhr uns dafür recht schroff an, wir müssten wohl die falschen Knöpfe gedrückt haben, was wir natürlich nicht getan hatten. Auch das war unmöglich.
Nach einer ruhigen Überfahrt und kurzer Fahrzeit kamen wir am nächsten Tag in Hamburg an. Wir absolvierten die obligatorische Stadtrundfahrt und schlossen uns anschließend einer kostenpflichtigen Hafenrundfahrt an, um die Zeit zu überbrücken.

 

 

Danach besuchten wir den Roncalli-Weihnachtsmarkt und ließen uns in einer der vielen Passagen an der Mönckebergstraße nieder, bevor es dann endlich heimwärts ging.

 

 

Mein Fazit

Für mich war es meine erste und wahrscheinlich auch letzte geführte Busreise. Das feste Zeitkorsett ist einfach nicht mein Ding. Insgesamt fand ich den Reisepreis zudem deutlich zu hoch.

Am besten gefallen hat mir Kopenhagen. Ich überlege, dort eine ganz normale Städtereise mit Zug oder Flugzeug zu unternehmen. Es ist wirklich eine wunderschöne Stadt. Zu einer wärmeren Jahreszeit, in einem netten Hotel und mit freier Zeiteinteilung, würde mir das richtig Freude machen.

Habt ihr auch Erfahrungen mit solchen Reisen gemacht?


*Es handelt sich hier nicht um Werbung, sondern um einen ganz persönlichen Erfahrungsbericht

 

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