Fürs Warten fehlt mir die Geduld

Für mich gibt es fast nichts schlimmeres, als mich hilflos zu fühlen. Meine Probleme packe ich gerne an, ich kann gut organisieren und bin in diesem Sinn überhaupt kein hilfloser Mensch. Meist weiß ich was zu tun ist und wenn nicht, mache ich mich eben schlau.

Es gibt Situationen im Leben, da wird dir alles aus der Hand genommen. Du kannst nichts tun, weil du keinen Einfluß darauf hast. So geht es mir zur Zeit. Wie Kater bereits am Sonntag in seiner Kolumne schrieb, besteht bei mir schon wieder ein Verdacht auf ein Rezidiv in der rechten Haushälfte. Am letzten Donnerstag mußte ich deswegen wieder einmal ins Krankenhaus.

Die Voruntersuchungen haben maximal 2 Stunden gedauert und eigentlich hätte ich danach wieder nach Hause gehen können, denn ich wohne nur 20 Minuten zu Fuß vom Krankenhaus entfernt. Das durfte ich aber nicht, ich mußte bleiben. Die OP war für halb zwei am nächsten Tag angesetzt. Also habe ich ab 22 Uhr nichts mehr gegessen und getrunken. Erst nachmittags operiert zu werden ist schrecklich, weil die Wartezeit sich wie Kaugummi zieht. Inzwischen hatte ich ein Buch und eine Zeitschrift gelesen und mehrere Kreuzworträtsel und Sudokus gelöst. Ich langweilte mich zu Tode. Um zwei Uhr kamen der Oberarzt und ein Assistenzarzt um mir mitzuteilen, das es einen Kindernotfall gegeben hat, ich aber weiter nüchtern bleiben soll, weil ich dann hinten angehängt werde. Eine unendlich lange Stunde später teilten mir zwei junge Ärztinnen mit, dass es nichts mehr wird mit der OP und ich nach Hause gehen könne. Einen neuen Termin würde mir am Montag telefonisch mitgeteilt. Falls sich bis Mittag niemand gemeldet hätte, sollte ich meinerseits anrufen.

Am Montag wartete ich also auf den Anruf, verließ das Haus nicht. Man weiß ja nie, ob die auch auf die Idee kommen, mich auf dem Handy anzurufen. Der Anruf kam nicht, also rief ich nachmittags die Klinik an, wo sich irgendwie keiner zuständig fühlte. Viermal bekam ich eine andere Nummer bis ich dann in der HNO Ambulanz landete. Als die mich auch wieder abwimmeln wollten, verlor ich endgültig die Geduld. Auf einmal ging es und es wurde der zuständige Arzt gesucht. Der teilte dann mit, dass er noch keinen neuen Termin für mich hätte und sich dann melden würde….. Gestern war Feiertag und nun hoffe ich, dass heute der Anruf kommt.

Dies ist ein Beispiel für hilflos sein, nichts tun können, keinen Einfluß haben. Damit kann ich nur schwer umgehen. Ich ärgere mich über diese maßlose Verschwendung meiner Lebenszeit und kann doch nichts dagegen machen. Seit der Krebsdiagnose vor einem Jahr habe ich viele Tage mit warten beim Arzt und vor allem in der Klinik verbracht. Zum Beispiel sind 4 Stunden Wartezeit in der HNO Ambulanz trotz Termin keine Seltenheit.

Heute mußte ich mir das von der Seele schreiben, weil ich ärgerlich bin und mich einfach nicht daran gewöhnen kann, keine Entscheidungsgewalt über meine Zeit zu haben.

 

6 Kommentare

  • Herbstbeauty

    Ach das Warten ist schon schrecklich, aber dann wieder weggeschickt werden und keinen neuen Termin zu bekommen, das ist die Höhe. Ich hoffe, dass Du bald aus der Warteschleife kommst und dass sich alles zum Besten für dich wendet.

    Liebe Grüße

  • Elvira Löber

    Liebe Karin,
    ich drücke und umarme dich. Warten auf einen OP-Termin ist das Nervenzehrendste, was ich mir vorstellen kann. Nun wünsche ich dir alles alles Gute

    ganz herzliche Grüße
    Elvira

  • Susi

    Liebe Karin, ich kann dich sehr gut verstehen und ich finde ein solches Verhalten der Ärzte unsäglich!!! Auch wenn es sicher auch dafür Gründe gibt und das „System“ wohl einfach nicht besser funktioniert. (Andererseits haben wir es in Deutschland eh gut, aber das ist wieder eine andere Geschichte.)

    Ich hoffe sehr, dass du bald einen Termin kriegst!!! Lass dich nicht unterkriegen!

  • Elke Speidel

    Das klingt einfach nur ätzend. Zum Glück ist es aus meiner Patientinnensicht aber nicht typisch fürs ganze Gesundheitswesen in Deutschland. Es ist mensch- und einzelinstitutionsabhängig. Das gilt sowohl für Privat- als auch für Kassenversicherte. Ich jedenfalls habe als nichtmedizinisch Vorgebildete, Kassenpatientin und Ehefrau eines Privatversicherten in verschiedenen Regionen Deutschlands durchaus verschiedenartige Erfahrungen damit gemacht.

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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