Älter werden,  Lebenshilfe,  Lebenslust

Warum ist das Wort „alt“ so negativ belegt?

 

Neulich stand ich im Drogeriemarkt, vor dem Regal mit den Anti-Aging-Cremes, also dem Gral der ewigen Jugend. Die Etiketten versprachen „straffe Haut ab 30“, „Frischekick für müde Zellen“ und „sichtbare Verjüngung in nur 7 Tagen“. Neben mir eine Frau, vielleicht Mitte 50, die leise vor sich hinmurmelte: „Alt wird man nicht, alt ist man plötzlich.“ Ich musste schmunzeln – und dachte:

 

„Warum eigentlich klingt „alt“ immer so… katastrophal?“

 

Das Wort „alt“ hat es wirklich nicht leicht. Es klingt, als müsste es dringend ersetzt oder zumindest gut verpackt werden. „Alt“ ist irgendwie gleichbedeutend mit nicht mehr brauchbar, verstaubt oder kurz vor der Entsorgung.

Beispiele gefällig?

  • Altkleider – Klamotten, die selbst der Dachboden abgelehnt hat.

  • Altöl – Flüssiges Gift, das man unter keinen Umständen in den Gulli kippen darf.

  • Altlasten – Entweder vergiftete Erde, Schulden oder Ex-Männer.

  • Alte Schule – Klingt charmant, aber bedeutet meistens: „Technik? Hab ich nicht nötig, ich hab ein Faxgerät!“

  • Altbacken – Nur einen Moment vom Verfallsdatum entfernt.

Aber jung? Das ist sexy, frisch, voller Möglichkeiten! Jung steht auf Festivalplakaten, auf Smoothies und in Jobanzeigen. Jung ist das neue Gold, alt ist… naja, rostiges Blech.

 

„Du siehst gar nicht so alt aus“  na danke?

 

Was für ein Kompliment: „Du siehst viel jünger aus!“ Klingt nett, ist aber eigentlich eine höfliche Umschreibung für: „Ich hätte dich für mindestens zehn Jahre frischer gehalten, als du tatsächlich bist.“  WowMan stelle sich das mal andersrum vor: „Du siehst richtig alt aus für dein Alter!“  Zack – Beziehung beendet, Gespräch vorbei, soziale Ächtung folgt. Alt zu sein ist in unserer Gesellschaft weniger ein Zustand als ein Stigma mit Falten.

 

Früher war „alt“ ein Ritterschlag

Dabei war das früher anders. In vielen Kulturen war „alt“ gleichbedeutend mit weise, erfahren, respektiert. Alte Menschen waren wandelnde Lexika mit Geschichten, die man hören wollte, nicht wegtippte. Großeltern waren Autoritäten, keine TikTok-Kritiker. Heute wird man ab 45 mit Werbung für Treppenlifte, Inkontinenzeinlagen u.ä. bombardiert.

 

Alt ist kein Makel – es ist ein Upgrade!

Mal ehrlich, Alt bedeutet auch:

  •  Erfahrung, nicht nur bei Wein und Käse.
  • Humor, der nicht bei jedem „MIMIMI“ stehenbleibt.
  • Gelassenheit, weil man schon schlimmere Trends überlebt hat (Hallo Schulterpolster, MiniPli, VokuHila).
  • Unerschütterliche Ruhe, wenn der Kaffeeautomat streikt, weil man weiß, Tee geht auch.
  • Und vor allem: Geschichten aus Zeiten, in denen man noch ohne App ein Hotel finden konnte oder ohne YouTube wusste, wie man einen Nagel in die Wand schlägt.

 

Fazit: Alt ist nicht das Gegenteil von jung. Es ist das Upgrade davon. Es ist jung, nur mit Backup. Wir sind Limited Edition, denn mal ehrlich, die richtig Guten gibts nur einmal.  Also beim nächsten Geburtstag nicht stöhnen, sonder einfach sagen: „Ich werde nicht älter – ich werde legendär „.

Damentour

von Theres Roth-Hunkeler

Schon nach den ersten Seiten war mir klar, dass dieses Buch mich nicht mehr so schnell loslassen wird. In „Damentour“ nimmt Theres Roth-Hunkeler die Fäden aus Damenprogramm wieder auf und ich hatte sofort das Gefühl, alten Bekannten wiederzubegegnen. Anna und Ruth laden diesmal fünf weitere Frauen in Ruths Haus im Tessin ein. Was wie ein gemeinsamer Ausflug klingt, entpuppt sich als eine intensive Reise nach innen: Sieben Frauen, die ehrlich und ungeschminkt über das Älterwerden reden.

Mich hat fasziniert, wie sehr sich darin eigene Fragen und Gedanken spiegeln. Welche Spuren will ich hinterlassen? Wie sehr lasse ich mich von gesellschaftlichen Vorstellungen leiten, was „noch geht“ und was nicht? Gerade weil die Autorin die Figuren nicht schont, weil sie auch Brüche, Zweifel und Spannungen zulässt, fühlt sich die Geschichte so echt an.

Besonders schön fand ich, dass zwischen all der Nachdenklichkeit auch viel Humor steckt. Die Frauen lachen miteinander, streiten, trösten sich genau so, wie es in langen Freundschaften eben ist. An manchen Stellen musste ich schmunzeln, an anderen innehalten.

Für mich ist Damentour ein Buch, das Mut macht, Mut, das Alter nicht als Defizit zu sehen, sondern als eine Lebensphase voller Möglichkeiten. Es ist klug, ehrlich und zugleich warmherzig geschrieben und es hat mich noch Tage nach dem Zuklappen beschäftigt.

Mein Fazit: Wer Lust hat, Frauen jenseits der gängigen Klischees zu begegnen, wer sich selbst im Spiegel von Witz, Wehmut und Lebenslust erkennen möchte, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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