Buchempfehlungen,  Lebensart

Wohnen ist der heutige Luxus

Ab und zu hadere ich mit dem Älterwerden, aber meistens denke ich: „Wie gut, dass du nicht mehr jung bist“.

Mein erster Mann und ich haben Mitte der 70er Jahre ein Haus mit 4 großen Zimmern, kleiner Küche, 2 Dielen, 2 Bädern und Gäste-WC gebaut. Wir waren erst Anfang 20 und arbeiteten beide.

 

600 qm Grundstück waren für 60 DM/qm zu haben. Das Fertighaus, in Stahl und Stein gebaut und voll unterkellert, kostete 380.000 DM. So preiswert kommt man heute nicht mehr weg. Das Haus steht in Bergheim/Büsdorf  im Speckgürtel von Köln.

Das Haus war sehr schön und wir waren mächtig stolz darauf, aber ich bin ein Stadtkind. Darum zog ich nach unserer Scheidung wieder zurück nach Köln.

 

Leben in der Stadt

Nach einigen Zwischenepisoden lebe ich heute wieder in Köln. In meiner Stadt fühle ich mich wohl. Ich brauche nicht zwingend ein Auto, kann fußläufig einkaufen und bin mit Bahn und Bus schnell mitten im Leben. Ohne großen Aufwand Kunst und Kultur erleben zu können, ist für mich der Luxus, den ich brauche.

In diesem Jahr wohne ich 10 Jahre in Holweide, einem linksrheinischen Vorort von Köln. Ich hatte Glück mit der Miethöhe und den Nachbarn. Zunächst hatte ich eine 3-Zimmer-Wohnung angemietet und konnte dann, als es Richtung Rente ging, in eine kleinere Wohnung innerhalb des Hauses umziehen. Ein Glücksfall für mich.

Städte heute – eng und teuer

Rund 78 % der Deutschen leben in Städten. Hier ist es eng geworden und die Mieten sind unverschämt hoch. In der Innenstadt habe ich das Gefühl, dass die meisten Baustellen nie fertig werden. Fast alle Rheinbrücken sind kaputt, was den starken Autoverkehr noch mehr behindert, als sowieso schon. Hier muß unbedingt etwas getan werden, damit unsere Städte schöner und lebenswerter werden.

Aus meiner Sicht könnten wir nicht nur den Speckgürtel erweitern, sondern, durch genaues Hinschauen, mehr Wohnraum erschließen. Zum Beispiel sind meist die Ladenlokale großer Lebensmittelhändler wie Aldi, Lidl usw. in Flachbauten untergebracht. Diese nehmen viel Platz weg. All diese Gebäude könnten aufgestockt werden und somit neuen Wohnraum bieten. Auch brauchen wir mehr Grün in den Städten und mehr Solaranlagen auf den Dächern, der Umwelt zuliebe.

Anders leben in der Stadt

Jungen Familien bleibt oft nichts anderes übrig, als aufs platte Land zu ziehen, um mit Kindern noch bezahlbar wohnen zu können. So gerne ich in Köln lebe, so fehlt hier auch mir etwas. Ich habe gern Kontakt zu jungen Menschen. Das hält mich jung und immer auf dem neuesten Stand. Ich fände es toll, wenn es mehr Mehrgenerationenhäuser und -wohngemeinschaften gäbe. So zu wohnen hat für alle Vorteile. Man hilft sich gegenseitig und ältere Menschen sind nie alleine.

Da es davon viel zu wenige gibt, melde ich mich in den nächsten Wochen in einem Seniorenzentrum an.  Die Wartezeiten für eine kleine Wohnung sind hier extrem lang (ca. 7 Jahre). Wenn man dann an der Reihe ist, kann man entscheiden, ob man einzieht oder auf der Warteliste nocht einmal einen oder mehrere Plätze nach hinten geht. Jetzt, mit 70 Jahren, fühle ich mich noch zu jung dafür, aber wer weiß was in 7 Jahren ist.

Das Seniorenzentrum liegt in einem benachbarten Vorort direkt an der Hauptstraße.

Vorteile: 

  • Mitten im Leben
  • Alle Geschäfte in der Nähe
  • Gute Nahverkehrsanbindung
  • Bei Pflegebedürftigkeit Anspruch auf einen Pflegeplatz innerhalb des Zentrums

Nachteil:

  • Dort lebt man nur mit anderen älteren Menschen zusammen, was ich nicht wollte.

Ich bleibe neugierig auf alles, was da noch kommt und hoffe, die Wohnsituation für die jüngeren Generationen wird sich bald positiv entwickeln. Ich schaue meiner Stadt gerne beim Schönerwerden zu.

Gabriela Beck

Wie wir wohnen wollen

 

Verlagsinformation

Wir leben in Städten, die uns Zeit und Nerven kosten und häufig wirken, als wären sie nicht für Menschen gemacht: steigende Mieten, zu viele Autos, zu wenig Grün und wo man hinsieht Dauerbaustellen. Kein Wunder, dass die Frustration schneller wächst als die städtischen Speckgürtel. Gleichzeitig werden wir unser Wohnumfeld radikal anpassen müssen: an den Klimawandel mit Starkregen und Hitzeperioden, an eine alternde Gesellschaft, an Digitalisierung, neue Mobilitäts- und Energiekonzepte. Ein ›Weiter so‹ funktioniert nicht mehr – doch darin liegt auch eine Chance.

Machen wir unsere Städte wieder lebenswert! Gabriela Beck zeigt, wie das gelingen kann.

Meine Meinung

„Wie wir wohnen wollen“ ist ein engagiertes, zutiefst persönliches Plädoyer für ein neues Verständnis von Wohnen. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass die Autorin mich direkt anspricht – nicht als Expertin, die mit erhobenem Zeigefinger belehrt, sondern als Mitdenkende, die Fragen stellt, Unsicherheiten teilt und zum Nachdenken einlädt. Sie spricht über Identität, Zugehörigkeit und darüber, wie wir durch unser Wohnen Beziehungen gestalten: zu anderen Menschen, zur Umwelt und zu uns selbst. Viele der vorgestellten Wohnkonzepte sind inspirierend, ohne utopisch zu wirken. Ob gemeinschaftliches Wohnen, modulare Bauweisen oder nachhaltige Materialien – alles wirkt durchdacht, pragmatisch und trotzdem visionär.

Ihr Schreibstil ist angenehm zugänglich. Man merkt, dass sie sich intensiv mit den Themen beschäftigt hat, aber auch, dass sie die LeserInnen nicht mit Theoriewissen überfordern will. Stattdessen bleibt sie neugierig, offen und fragend, was dem Buch eine angenehme Leichtigkeit verleiht, ohne oberflächlich zu sein.

Fazit: Ein kluges, sensibel geschriebenes Buch, das den Zeitgeist trifft. Es hat mich inspiriert, mein eigenes Wohnumfeld mit neuen Augen zu sehen, nicht nur unter praktischen oder ästhetischen Gesichtspunkten, sondern auch im Hinblick auf Werte, Bedürfnisse und Möglichkeiten. Ein Buch, das ich sicher noch öfter zur Hand nehmen werde.

Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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