Lesestoff für den Sommer
Der Sommer beginnt und damit die Zeit, die wir gemütlich auf dem Balkon oder auf der Terrasse verbringen. Einige fahren auch bereits in den Urlaub. Dies ist genau die Zeit, um einmal wieder ein gutes Buch zu lesen. Heute habe ich einige Vorschläge für euch – es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Habt eine schöne Zeit.

Lina Morgenstern
Die Geschichte einer Rebellin
von Gerhard J. Rekel
Verlagsinformation
Ein Magazin ausschließlich von Frauen für Frauen im Jahr 1874? Unmöglich aus der Sicht der damaligen Männer, denn Frauen interessieren sich doch nur für Mode und Tratsch. Doch die Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Sozialaktivistin Lina Morgenstern hatte eine Vision: Ein Journal mit zahlreichen Infos über ihre Möglichkeiten und Rechte der Frau, über Gesundheit, Wissenschaft und Politik. Niemand wollte in so eine Zeitschrift auch nur einen Pfennig investieren. So kratzte Lina Morgenstern ihre Ersparnisse zusammen und Die Deutsche Hausfrauen-Zeitung erschien schließlich über 33 Jahre lang, jede Woche.
In „Lina Morgenstern: Die Geschichte einer Rebellin“ beschreibt Gerhard J. Rekel das Leben einer außergewöhnlichen Frau. 1866. Preußisch-Österreichischer Krieg. Mittendrin, in Berlin, Lina Morgenstern (1830–1909). Viele Soldaten kommen verletzt aus dem Krieg, der Staat kümmert sich nicht. Spontan gründet Lina Lazarette und Volksküchen – und rettet damit tausende Soldaten. Freund und Feind. Gegen den Willen ihrer Eltern heiratet sie Theodor. Eine Liebesgeschichte mit vertauschten Rollen: Als ihr Mann in die Pleite schlittert und die Familie mit fünf Kindern plötzlich brotlos dasteht, schreibt Lina in wenigen Wochen einen Bestseller, zehn weitere folgen.
Hinter der Maske von Linas quirligem Humor verbirgt sich die nervöse Unrast einer leidenschaftlichen Unternehmerin: Mit heißem Herzen und kühlem Verstand initiiert sie zahlreiche Wohlfahrtsvereine, die erste seriöse Frauenzeitung und den ersten „Internationalen Frauenkongress“ auf deutschem Boden. Bis heute gilt sie als eine der wichtigsten Sozialreformerinnen und maßgebliche Begründerin der ersten Frauen- und Friedensbewegung. Eine Geschichte, die Mut macht.
Meine Beurteilung *****
Gerhard J. Rekel hat mit dieser Biografie ein eindrucksvolles und bewegendes Porträt einer außergewöhnlichen Frau geschaffen. Lina Morgenstern, oft vergessen in der Geschichtsschreibung, wird hier in all ihrer Vielschichtigkeit sichtbar. Sie war Sozialreformerin, Feministin, Pazifistin und Visionärin. Dem Autor gelingt es, ihr Leben nicht nur sachlich und historisch fundiert darzustellen, sondern ihr auch eine emotionale Tiefe zu verleihen, die berührt.
Besonders beeindruckt hat mich, wie mutig und entschlossen Lina ihren Weg gegangen ist – gegen gesellschaftliche Konventionen und patriarchale Strukturen. In der heutigen Zeit ist das schon nicht leicht. Wie ungleich schwerer muß es damals gewesen sein. Ihre Arbeit wird in dem Buch lebendig und nachvollziehbar geschildert. Auch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des 19. Jahrhunderts werden geschickt eingeflochten, ohne die persönliche Perspektive aus dem Blick zu verlieren.
Der Schreibstil des Autors ist angenehm lesbar. Man spürt seine Bewunderung für Lina Morgenstern, und diese Begeisterung übertrug sich auch auf mich. Die Biografie ist ein wichtiges Stück Erinnerungskultur – besonders heute, wo das Engagement für soziale Gerechtigkeit wieder verstärkt gefragt ist.
Meine Empfehlung für alle, die sich für starke Frauen und deren bleibende Wirkung auf unsere Gesellschaft interessieren.

Nora Blum
Radikale Freundlichkeit
Der Spiegel-Bestseller von der Gründerin der Therapie-App Selfapy
Verlagsinformation
In einer Welt, die immer schneller, digitaler und anonymer wird, scheint ein wichtiger Wert mehr und mehr zu verschwinden: die Freundlichkeit. Dabei ist sie kein Ausdruck von Schwäche, sondern ein kraftvolles Tool, um Brücken zu bauen, Konflikte zu lösen und Gemeinschaften zu stärken.
Die Psychologin und Unternehmerin Nora Blum zeigt, wie wir uns echte Nähe und mehr Lebensfreude mit Hilfe von radikaler Freundlichkeit zurückerobern können. In 14 Kapiteln zeigt sie 14 verschiedene Wege, wie wir freundlicher zu anderen und uns selbst sein können – und dadurch glücklicher werden. Dabei wird klar, dass Freundlichkeit keineswegs bedeutet, keine Grenzen zu setzen und sich alles gefallen zu lassen. Wir lernen, wie wir selbst in schwierigen Situationen empathisch miteinander umgehen, sei es unter akutem Stress, im politischen Diskurs oder im Job. Freundlichkeit als ein Geschenk an andere, an uns selbst – ein Geschenk, das die Welt zu einem besseren Ort macht.
Meine Beurteilung *****
Das Buch von Nora Blum hat mich auf eine einfache, aber tiefgreifende Weise berührt. Mit viel Empathie und praktischen Impulsen zeigt die Autorin, wie man sich selbst mit mehr Nachsicht und Mitgefühl begegnen kann – ohne in Selbstmitleid zu verfallen. Besonders hilfreich fand ich ihre ehrlichen Beispiele und konkreten Übungen, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen.
Von Natur aus bin ich schon ein freundlicher Mensch. Ich lächle Menschen gerne auf der Straße an und meist bekomme ich ein Lächeln zurück. Das macht meinen Tag immer ein wenig besser. Trotzdem habe ich viele Inspirationen aus dem Buch ziehen können.
Meine Empfehlung für alle, die mit sich selbst oft zu hart ins Gericht gehen.

Marta Breen
»Ich bin nicht aufbrausend. Ich habe nur eine kürzere Reaktion auf Bullshit.«
– Elizabeth Taylor –
Verlagsinformation
»Geh niemals wütend schlafen. Bleib wach und kämpfe!« (US-Schauspielerin Phyllis Diller)
In dem vorliegenden Buch finden sich klassische Zitate und Lieblingssätze von Frauenrechtlerinnen der ersten Stunde ebenso wie prägnante Sätze von heutigen Politikerinnen, Popmusikerinnen und Aktivistinnen. Denn: Gute Formulierungen machen Mut und motivieren zum Handeln!
Sind Männer klüger oder witziger als Frauen, weil sie so viel häufiger zitiert werden? Natürlich nicht, man bietet ihnen nur mehr Möglichkeiten, sich zu artikulieren. Deshalb sammelt die norwegischen Schriftstellerin und Journalistin Marta Breen seit vielen Jahren Zitate von klugen, inspirierenden und wortgewandten Frauen.
Meine Beurteilung *****
Ein großartiges Buch voller zitate von Frauen, die kein Blatt vor den Mund nehmen.
Meine Empfehlung: Lesen und dann immer griffbereit halten. Einen guten und treffenden Spruch kann man immer gebrauchen.

Lou Bihl
Nicht tot zu sein, heißt längst nicht zu leben
Verlagsinformation
für die Ärztin und Palliativmedizinerin Helena werden selbstbestimmtes Sterben und assistierter Suizid unverhofft zum persönlichen Thema. Todkrank will Lene so sterben, wie sie ihr Leben gelebt hat: auf ihre Weise, buchstäblich eigen-willig. Ihr Wunsch löst heftige Reaktionen aus: Was mutet sie sich, was ihrem Umfeld zu, was ist überhaupt legal? So kompetent wie einfühlsam und humorvoll erzählt Lou Bihl in ihrem neuen Roman von existentiellen Grenzen, Angst und Mut aus Sicht der sterbenden Lene wie auch der Zurückbleibenden.
Selbstbestimmtes Sterben wird hochemotional und – medizinethisch, juristisch und religiös –kontrovers diskutiert. Lou Bihl entfaltet das Thema faktensicher und doch leichtfüßig, eingebettet in eine beeindruckende Geschichte um Freundschaft und Erotik, Liebe und Loyalität.
Meine Beurteilung ****
Ein eindringliches Buch, das tief unter die Haut geht. Lou Bihl schreibt mit schonungsloser Ehrlichkeit über psychische Erkrankung, Suizidalität und das Ringen ums Weiterleben. Ihre Sprache ist klar, roh und berührend – nie kitschig, aber voller Gefühl. Es ist kein leichtes Buch, aber ein wichtiges.
Ein Buch für alle, die verstehen wollen, was es heißt, zu überleben, nicht bloß zu existieren.
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