Zeit der Gedanken

“Schreibblockade”, dieses Wort habe ich früher oft bei anderen gelesen. Bei mir kam es nicht vor. Nun leben wir alle schon seit über einem Jahr mit Corona und allen Einschränkungen, die die Pandemie mit sich bringt. Seitdem ist sie da, die Schreibblockade.

Obwohl ich mich immer für stark gehalten habe, stark genug auch die schlimmsten Zeiten zu überstehen, macht mich die gesamt Situation so langsam fix und fertig. Meine Familie ist sehr klein. Schwester und Schwager sind seit letzten Oktober in Afrika und meine Kusine lebt in Trier. Ihr Sohn und seine Familie wohnen in Paris. Also sind in den letzten Monaten keine persönlichen Kontakte möglich gewesen. Meine Freundin wohnt nebenan und ich sehe sie zweimal in der Woche. Wenigstens wir können uns in den Arm nehmen und uns ein wenig menschliche Wärme geben.

Erst wenn die persönlichen Kontakte fehlen, merken wir, wie wichtig sie uns sind. Immer wieder habe ich kleine, depressive Schübe, die ich in dieser Weise vorher nicht kannte. Eigentlich bin ich ja eine Optimistin, die immer nach vorne schaut und nicht zurück. Jetzt aber gehen meine Gedanken oft in die Vergangenheit. Ich empfinde stark, welch großes Loch der Tod meines Mannes vor fast 6 Jahren hinterlassen hat. Oft denke ich an vergangene, schöne Zeiten. Mir fallen so viele wunderbare Geschichten ein, bringe sie aber nicht zu Papier.

Heute habe ich mich endlich wieder einmal dazu durchringen können, mir meine Gedanken von der Seele zu schreiben. Dazu beigetragen hat sicher auch, dass ich jetzt meine erste Impfung bekommen habe und Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.  Kennt ihr das Lied von Sarah Conner “Vorbei, vorbei…. und dann feiern wir ne große Party…” Darauf freue ich mich jetzt schon.

Wie geht es euch in diesen Zeiten? Ich jedenfalls kuschele mich jetzt auf meine Coach und schmuse mit meinem geliebten Kätzchen, denn auch sie braucht Zuwendung.

14 Kommentare

  • Uschi Ronnenberg

    Liebe Karin,

    da haben wir ja fast gleichzeitig einen ähnlichen Impuls gehabt – verrückt… Ich bin mir trotzdem sicher, daß wir da am Ende einigermaßen gut durchkommen! Erste Impfung ist doch auf jeden Fall ein Lichtblick.

    Sei ganz lieb gegrüßt aus Aachen
    von Uschi

    • Karin Austmeyer

      Eigentlich geht es uns gut liebe Uschi. Wir haben ein Dach über dem Kopf, gut zu Essen usw. Mir fehlen halt die schönen abende mit Freunden oder Nachbarn, die Theaterbesuche und, und,, ich könnte endlos so weitermachen. Aber, wir schaffen die paar Wochen auch noch.

  • Ute

    Liebe Karin,
    ich habe Dich vermisst, und mir schon Sorgen gemacht. So wie Dir geht es vielen. Mir auch. Ich falle in eine Depression. Schaffe kaum noch meinen Haushalt. Was mich wirklich umtreibt ist die Ungerechtigkeit der Maßnahmen. Es gibt reichlich Profiteure des Lockdown. Und eine Menge Verlierer. Was man den Kindern antut wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Mitarbeiter des stationären Einzelhandels und Beschäftigte der Gastronomie sind hilflos und wütend wenn man die Umsätze von Amazon und der großen Supermärkte betrachtet. Die dürfen ja zbs. Spielwaren und Thermoskannen verkaufen. Die Kunden dicht an dicht. Viele Menschen die vorher schon nicht ganz gesund waren bekommen durch die eingeschränkten Sport- und Kontaktverbote den letzten Rest. Nicht zu vergessen die Menschen die schon auf dem Weg in die Demenz sind. Ich frage mich langsam ob die Gesamtbilanz stimmt, und hoffe, dass ich die Aufarbeitung in einigen Jahren noch erlebe. Jemand wie Du und Dein Blog sind und könnten eine nicht zu unterschätzende Begleitung auf dem Weg in eine einigermaßen normale Zukunft sein. Motivation und Information kannst Du doch. Es ist eine Riesenaufgabe und eine Zumutung. Ich weiß. Vielleicht bekommen wir alle in den nächsten Monaten wieder etwas Auftrieb und Lust auf etwas Neues. Ich wünsche es Dir und allen Anderen unseres Alters. Wir können noch soviel bewirken. Aber der Weg heraus fällt schwer.
    Viele Grüße
    Ute

  • Karin Lamberti

    Hallo Karin habe dich auch schon hier vermisst leider leiden wir alle unter der Situation. Schade das deine ganze Familie so weit weg ist wird Zeit das es wieder Vorwärts geht und wir unsere Kontakte wieder treffen können, habe auch meine erste Impfung hinter mir und freue mich wenn man mal wieder was unternehmen kann. Bis dahin Kopf hoch wir schaffen das und bleib gesund. HDL Karin

  • Renate

    Liebe Karin,
    bei mir geht es noch aber die Stimmung schwankt schon. Es dauert halt so lange und ich würde gerne mehr raus. Meine älteste Schwester und Schwager habe ich seit einem Jahr nicht mehr getroffen. Mit den anderen beiden bin ich wenigstens einmal spazieren gegangen.

    Wenn ich freitags Let’s Dance gucke, muss ich an dich denken. Drücke dich von der Ferne ganz fest.

    Liebe Grüße
    Renate

    • Karin Austmeyer

      Auf Lets Dance freue ich mich immer die ganze Woche. Wir leiden alle und ich hoffe sehr, dass wir in 2 oder 3 Monaten endlich durch sind. Würde mich freuen, Dich – vielleicht im nächsten Jahr – einmal wieder zu sehen.

  • Elvira

    Liebe Karin,

    ich kann Dir nachfühlen, wie es Dir geht und freue mich umso mehr, etwas von Dir zu lesen. Trotzdem meine Familie ganz nah bei mir wohnt und wir uns so oft wie möglich treffen, spüre ich die Distanz zu anderen Menschen, diese 1,50 m Zwischenraum, das Zurückzucken bei Begegnungen, das Fehlen von spontanen Treffen oder Berührungen und ganz besonders der kulturellen Angebote. Selbst die Schreiblust leidet unter den gerade herrschenden Regeln. Ich knuddel und drücke Dich aus der Entfernung und sende Dir Herzensgrüße.

    Wir lassen uns von solch einem winzigen Virus nicht unterkriegen.
    Ich wünsche Dir, dass Deine Lebensfreude die Oberhand behält.
    Alles Liebe, Elvira

    • Karin Austmeyer

      Nein, unterbriegen lassen wir uns nicht. Normalerweise umarme ich Menschen, die ich mag, immer bei der Begrüßung. Jetzt stehen die Nchbarn auf der oberen Treppe und ich unten, wenn wir uns unterhalten wollen. Ich finde das sehr traurig. Ich umarme Dich jetzt einfach mal aus der Ferne.

  • Lexa

    Liebe Karin,
    ich verstehe Dich sehr gut und wünsche Dir ganz viel Kraft und Optimismus und hoffentlich bald normalere Zeiten.
    Mir geht es ähnlich, gerade sitze ich in einem ganz großen Loch und sehe gar keine Aussicht auf Besserung. Ich vermisse einfach mein Leben! Dazu noch Stress an der Arbeit und mit meinen Eltern, eigentlich mit Ausnahme von zwei Freundinnen und einer Handvoll Arbeitskollegen, meine einzigen Sozialkontakte.
    Pass auf Dich auf und alles Liebe, Alexa

    • Karin Austmeyer

      Stimmt, es gibt himmelschreiende Ungerechtigkeiten. Bei neuen Beschlüssen denke ich oft: “Was macht Ihr da wieder für einen Mist”. Andererseits ist es für uns alle das erste Mal, dass wir eine Pandemie dieses ausmmasses erleben.
      Liebe Ute, ich werde versuchen, wieder ein wenig zu motivieren, Euch und mich selbst. Fühl Dich feste gedrückt.

  • Gabi Saler

    Liebe Karin, tatsächlich ist es mir in den vergangenen Monaten oft ähnlich gegangen. So viele Worte um uns herum, so vieles was mich immer sprachloser werden ließ. Hab’ in der letzten Zeit oft an dich gedacht und mich sehr gefreut heute dieses Lebenszeichen von dir zu lesen. Fühl dich von Herzen aus der Ferne umarmt, Gabi

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