
Zwischen Hitze, Hoffnung und harter Realität – Mein Blick auf den Klimawandel
Ich schreibe diesen Bericht nicht als Wissenschaftler, nicht als Politiker, sondern als Mensch. Als jemand, der morgens die Nachrichten liest, mittags den Himmel beobachtet und abends versucht zu verstehen, in was für einer Welt wir eigentlich leben und was wir hinterlassen werden.
Der Klimawandel ist kein fernes Szenario mehr, er ist da und er ist spürbar. Ich habe es gefühlt, als ich im Juni kaum schlafen konnte, weil die Hitze selbst in der Nacht kaum nachließ. Ich habe es gesehen, als das Thermometer in Südeuropa auf über 45 Grad stieg und Menschen verzweifelt nach Schatten suchten. Ich habe es gelesen, in den Berichten über schmelzende Gletscher, brennende Wälder und Überschwemmungen, die in Sekunden ganze Lebensgrundlagen wegreißen. Die Erde verändert sich nicht leise und langsam, sondern mit einem lauten Weckruf, den wir viel zu lange überhört haben.
Was mich am meisten erschüttert, ist nicht nur die Geschwindigkeit dieser Veränderungen, sondern die Ungerechtigkeit, die sie mit sich bringen. Diejenigen, die am wenigsten zum Problem beigetragen haben, Menschen im globalen Süden, indigene Gemeinschaften und Kinder tragen die schwerste Last. Wir im reichen Norden diskutieren immer noch über das „Wie viel“ und „Wie schnell“, während die Uhr unaufhörlich tickt.
Doch trotz aller Wut und Angst will ich die Hoffnung nicht aufgeben. Die Zukunft ist nicht verhandelbar. Ich sehe Gemeinden, die sich zusammentun, um klimafreundlich zu leben, auch wenn es unbequem ist und ich sehe die Wissenschaft, die uns Wege zeigt, wie wir die schlimmsten Folgen vielleicht noch abwenden können. Aber Hoffnung allein reicht nicht. Wir müssen handeln, entschlossener, mutiger, ehrlicher als bisher. Wir müssen uns eingestehen, dass es kein „Zurück zur Normalität“ geben wird. Die Normalität hat uns hierher geführt. Es braucht eine neue Art des Denkens, eine neue Form des Miteinanders – mit der Natur, mit unseren Mitmenschen, mit den kommenden Generationen im Blick.
Der Klimawandel ist kein Umweltproblem, er ist ein Menschheitsproblem und gleichzeitig die vielleicht letzte Chance, unsere Beziehung zu dieser Erde zu heilen. Ich wünsche mir, dass wir diese Chance nutzen. Nicht irgendwann. Sondern jetzt.
Lest dazu auch den wunderbaren Beitrag „Ich will eine bessere Kathastrophe“ meiner Kollegin Uschi Ronnenberg.
